Loading Cross Magazin Logo
Handy drehen
Jetzt Abonnieren
12 Ausgaben für nur 70€
+Prämie aussuchen
Kategorien
Grand Prix of the Netherlands in Valkenswaard - Kommentar

Der WM-Auftakt aus oranger Sicht

Artikel lesen
Lesedauer: 6 min

Mal ganz ehrlich, besser hätte der Auftakt zur FIM Motocross-Weltmeisterschaft 2012 aus der Sicht von KTM doch einfach nicht laufen können: MX1-Weltmeister Antonio Cairoli und MX2-Titelanwärter #1 Jeffrey Herlings betätigten sich auf ihren Bikes als superschnelle Sandhasen und legten dem Red Bull KTM Factory Team auf dem Eurocircuit von Valkenswaard mit je zwei Laufsiegen ein richtig dickes fettes Osterei ins Nest.

Wer kann es ihnen also verdenken, wenn sich Tony, Jeffrey und Pit Beirer als Chef von dem Ganzen ein wenig verhalten (Klappern gehört ja bekanntlich zum Handwerk) aber zu Recht auf die eigenen Schultern klopfen? Ich jedenfalls nicht, im Gegenteil ich gönne es ihnen sogar. Immerhin demonstrierten sie recht eindrucksvoll was neben fahrerischen Talent und Können sowie einem wirklich schnellen Bike noch zu einem Sieger gehört: der Wille und die Fähigkeit sich auch mal durch eine etwas haarige Situation durchzubeißen.

Fangen wir mal mit dem von Wuchs eher klein geratenen aber bezogen auf seine Leistung zu den ganz Großen des MX-Sports zählenden Sizilianer an. Der 26-Jährige, der immerhin schon fünf WM-Titel sein Eigen nennt (2005 und 2007 jeweils MX2; 2009, 2010 und 2011 jeweils MX1) trat beim Großen Preis der Niederlande mit dem Ziel an, hier den Grundstein für seine dritte MX1-Titelverteidigung in Folge zu legen. Und das gelang Tony letztendlich mit Bravour. Obwohl er sich sowohl im Qualifikationsrennen als auch in den beiden Wertungsläufen nach dem Start erst an ein, zwei Fahrern vorbei nach vorn kämpfen musste, hieß der Spitzenreiter nach jeweils kurzer Zeit Antonio Cairoli und einmal in Front ließ sich dieser den Platz an der Sonne nicht mehr so einfach streitig machen. Jeweils mit recht deutlichem Abstand zur Konkurrenz stellte er sein Bike im Ziel als Sieger ab und durfte deshalb am Ende mit der Trophäe des Tagessiegers seine Heimreise antreten:

„Ich fuhr in Valkenswaard ein ziemlich entspanntes Rennen und habe dabei nicht allzu viele Fehler gemacht. Ich fuhr ein gutes Tempo und auch um meine Kondition war es bestens bestellt, es hat einfach alles zusammengepasst und das Ergebnis war ein Sieg. Das Fahren im Sand hat mir Spaß gemacht und mich auch kein bisschen ermüdet. Jetzt freue ich mich darauf zu sehen, wie mein Speed auf Hartboden sein wird!“

Beim 17-jährigen Jeffrey Herlings fehlten mir am Wochenende einfach nur die Worte. Dass der im Mattighofener Werksteam zum Roczen-Nachfolger Auserkorene auf seiner KTM 250 SX-F richtig schnell unterwegs ist, wussten wir spätestens seit dem letzten Jahr. Und dass ihm Sandstrecken wie in Valkenswaard liegen, nun ja das gehört bei einem Holländer aufgrund der Herkunft wohl einfach dazu. Und auch wenn jeder damit gerechnet hat, dass er den Auftakt mit hoher Wahrscheinlichkeit gewinnen würde, dass er dabei der Konkurrenz derart um die Ohren fährt war schon sensationell. Dreimal (Qualifikationsrennen plus zwei Wertungsrennen) eher bescheiden aus dem Startgatter kommen, übernahm er jeweils in kürzester Zeit das Zepter, flog seinen Verfolgern förmlich davon und überrundete in beiden Rennen am Montag 75 Prozent des Fahrerfelds mindestens einmal. Chapeau!

Tonys spezielles Osterei: Die GP-Trophäe von Valkenswaard.
Tonys spezielles Osterei: Die GP-Trophäe von Valkenswaard.
Tony Cairoli in Aktion.
Tony Cairoli in Aktion.
Tony Cairoli in Aktion.
Tony Cairoli in Aktion.
Jeffrey Herlings
Jeffrey Herlings
Vor heimischen Publikum flog Jeffrey Herlings seinen Siegen entgegen.
Vor heimischen Publikum flog Jeffrey Herlings seinen Siegen entgegen.

„Ich wusste, dass ich in Valkenswaard schnell sein werde und dass niemand an mir dranbleiben kann, wenn ich fehlerfrei fahre. Und obwohl meine Starts nicht so gut waren und ich dadurch am Anfang immer etwas Boden verlor habe ich es letztendlich geschafft. Ich denke, ich kann auch den Grand Prix in Bulgarien gewinnen, wenn ich dort ebenso fehlerfrei fahre, unverletzt bleibe und mir gute Starts gelingen. Ich werde jedenfalls mein Bestes geben. Ich weiß, dass das Team hinter mir steht und ich ein gutes Motorrad habe. Somit kommt es letztendlich nur noch auf mich an.“

Ungeachtet der beiden Top-Fahrer Cairoli und Herlings, stand am vergangenen Osterwochenende noch ein ganz anderer Fahrer in Orange unter der besonderen Beobachtung von seinem derzeitigen Teamchef und natürlich der Fans. Die Rede ist von dem 1,90-Meter-Hünen Ken de Dycker, der nach seiner spektakulären Trennung vom LS Honda Team auf die Schnelle von KTM für die ersten fünf Grand Prix als Ersatz für Max Nagl, der leider wegen seiner Rückenverletzung weiter pausieren muss, verpflichtet wurde. Man fragte sich in den Tagen vor Valkenswaard schon, ob es dem Belgier gelingen könnte, nach nicht mal einer Woche Vorbereitung überhaupt ein zählbares Ergebnis zustande zu bringen. Und allen Unkenrufen zum Trotz gelang es De Dycker in beiden Wertungsrennen von Anfang an in den Top 10 mitzumischen und letztendlich nach bärenstarken Leistungen mit einem fünften und einem sechsten Rang aus beiden Rennen ein Achtungsresultat einzufahren. Doch lassen wir Keeno am besten selbst erzählen:

„Rückblickend auf das Wochenende kann ich sagen, dass ich mit meiner in Valkenswaard gezeigten Leistung sehr zufrieden bin. Vor dem Grand Prix hatte ich leider nur zweimal die Gelegenheit die KTM zu fahren und dazu kam noch ein Fahrwerkstest. Ich denke, in Anbetracht der Umstände können wir auf das Erreichte mit Recht stolz sein. Im ersten Lauf hatte ich einen sehr guten Start und ich war mit meiner Fahrleistung ganz zufrieden. Zwar war das Bike auf dem Hinterrad ein bisschen nervös, aber es gelang uns, das Problem zwischen den beiden Rennen zu beheben. In Bezug auf mein Gefühl zum Motorrad, war der zweite Wertungslauf sicherlich der beste des Wochenendes. Schade, dass ich gegen Ende noch gestürzt bin, weil möglicherweise wäre dann mehr als der sechste Platz drin gewesen. Doch alles in allem lief mein Debüt richtig gut. Und trotz der hektischen Woche im Vorfeld des Grand Prix fühlte ich mich ganz ruhig, ich war absolut nicht nervös oder so. Ganz im Gegenteil, ich hatte die ganze Zeit ein ziemliches Gefühl der Sicherheit. Aufbauend auf unser Ergebnis in Valkenswaard und vor allem auf mein Gefühl im zweiten Lauf, kann man auch sagen, dass mein Vertrauen in das Bike jetzt noch größer ist.“

„Diese Woche werde ich mein Training und die Test auf der SX-F 450 in Belgien fortsetzen. Dabei liegt insgesamt noch hartes Stück Arbeit vor uns, weswegen ich so viele Stunden wie möglich auf dem Bike zubringen werde. Nächstes Wochenende werde ich nach Italien fahren, um dort zusammen mit dem Red Bull KTM De Carli Team zu testen und zu fahren. Von Italien aus werde ich direkt nach Bulgarien zum nächsten Grand Prix fahren. Das bedeutet aber leider auch, dass ich die Rennen zur Niederländischen MX Meisterschaft in Emmen auslassen muss. Das tut mir sehr leid für meine holländischen Fans und sicher sinken dadurch auch meine Chancen auf den niederländischen Titel. Aber auf der anderen Seite muss ich mich jetzt einfach auf die Anpassung meiner KTM konzentrieren und Rom ist einfach der ideale Ort um dies zu tun.“

„Unter diesen Bedingungen war es in Valkenswaard ein schwieriges Rennen,“ resümierte KTM Motorsportchef Pit Beirer nach dem Wochenende und bedankte sich bei seinem Team für das erreichte Ergebnis. „Es war aber nur der Anfang, der allererste Schritt. Die Saison ist noch lang und jetzt ist es einfach wichtig, konzentriert zu bleiben. Dass die Tagessieger beider Klassen aus dem Red Bull KTM Factory Team kommen ist ein großartiger Saisonauftakt. Jetzt heißt es einfach weiter Druck zu machen.“

Nun denn, schauen wir mal ob der orangenen Erfolgsstory 2012 in gut einer Woche in Bulgarien ein weiteres Kapitel hinzugefügt werden kann…

Ken de Dycker mit seinem aktuellen Arbeitsgerät.
Ken de Dycker mit seinem aktuellen Arbeitsgerät.
Sah noch etwas gewöhnungsbedürftig aus: Kenno auf seiner 450er KTM.
Sah noch etwas gewöhnungsbedürftig aus: Kenno auf seiner 450er KTM.
Sah noch etwas gewöhnungsbedürftig aus: Kenno auf seiner 450er KTM.
Sah noch etwas gewöhnungsbedürftig aus: Kenno auf seiner 450er KTM.
KTM Motorsportchef Pit Beirer
KTM Motorsportchef Pit Beirer
Jens Pohl
Jens Pohl
Online-Redakteur
Fotocredits
  • CROSS Magazin
Textcredits
  • Jens Pohl