Es war das Herzschlagfinale auf das alle gewartet haben: Am vergangenen Wochenende war nach fünfjähriger Pause der MSC Niedergrafschaft der Gastgeber für das große Finale im Norddeutschen ADAC-Motocross-Cup 2013. Parallel dazu kämpfte der Veranstalter mit diesem Event um die Existenz des Vereins. Eine zum Großteil neuerbaute Sandpiste, die sich nahe der holländischen Grenz im niedersächsischen Itterbeck befindet, erwartete sieben Soloklassen und forderte in erster Linie technisches Vermögen von den Akteuren. Dabei gingen die Meinungen der Fahrer bezüglich des Tracks in zwei unterschiedliche Richtungen, da es nur den wenigsten Fahrern gelang überhaupt einen Rhythmus auf der 1.200m langen Runde aufzubauen. Fest stand jedoch: Riesen Lob an den Veranstalter, dem es mit zahlreichen Helfern und viel Engagement gelang ein solches Event zu stemmen. Feuerprobe bestanden!
Wie bereits in den vergangenen Wochen durften die jüngsten Piloten des Tages, die 65ccm-Spezialisten, den Renntag eröffnen. Auch wenn das Fahrerfeld sehr übersichtlich war, die „Crème de la Crème“ stand am Start. Tom Schröder auf dem Weg zum Titel: Es wurde jedoch ein steiniger Weg, den Schröder ja schon so oft in dieser Saison einschlagen musste. Zwar fuhr der AP-Racing Pilot auf seiner KTM die absolut schnellste Zeit im Pflichttraining und durfte am Nachmittag als Erster ans Startgatter rollen, jedoch gab es nach dem Start des ersten Wertungslaufes große Probleme: Denn die Meisterschaftskonkurrenz mit Toni Ksienzyk, dem Seriensieger der letzten Rennen, und Maikel Ziller erwischten einen hervorragenden Start, hingegen Schröder zu Boden ging und dem Feld hinter eilen musste. Während Toni Ksienzyk eine beeindruckende Form und Fahrt zeigte, gab Schröder nicht auf und katapultierte sich mit einer Aufholjagd, die seinen Gleichen suchte, auf die dritte Position hinter Ziller nach vorne. Um es auf den Punkt zu bringen: Schadensbegrenzung für Schröder. Im zweiten Durchgang zeichnete sich ein ähnliches Bild ab: Ksienzyk vorne, aber diesmal in doppelter Ausgabe: Die Brüder Toni und Tim an der Spitze des Feldes vor Ziller und Schröder. Im Laufe des Rennens machte allerdings auch Toni Ksienzyk Fehler, sodass Maikel Ziller und Tom Schröder vorbeiziehen konnten und den Sieg unter sich ausmachten. Ziller rettete den Vorsprung ins Ziel und gewann die Tageswertung beim Saisonfinale vor Ksienzyk und Schröder. Die ADAC-Meisterschaftstrophäe ging jedoch am Abend in die Hände von Schröder, der sich zum Meister des Jahres 2013 krönte.
Selten gab es in der 85ccm-Klasse in dieser Saison ein solch „leichtes Spiel“ für den Meisterschaftsleader Nick Seeger wie am letzten Wochenende, der durchweg auf seiner C&T-Zweiradsport-KTM den Renntag in der Niedergrafschaft dominierte. Lasse Neukäter nicht dabei, Jannes Kasper und Lukas Sandmann angeschlagen – Seeger zog allen davon. Da half auch nicht die absolut schnellste Trainingsrunde von Kasper, der sich am Vormittag hauchdünn vor Seeger durchsetzen konnte.
Der „Sieger-Seeger“ präsentierte sich in gewohnt starker Form und fuhr in beiden Wertungsläufen schlicht und einfach in einer eigenen Liga. Fabian Wulf, am Start für das BVZ-Racing Team, zeigte ebenfalls zwei tolle Fahrten und holte zweimal Rang zwei. Auch Niklas Wojaczek aus Rühen präsentierte sich stark: Der junge Mann vom 1. Wolfsburger Motocross Club zog im zweiten Lauf den Holeshot und legte so den Grundstein für ein Spitzenergebnis. Damit ging der Tagessieg an Seeger vor Wulf und Wojaczek. Nick Seeger heißt der neue ADAC NMX-CUP-Meister in der 85er-Kategorie.
Als die MX2-Youngster ihre Bikes auf der anspruchsvolle Sandpiste fliegen ließen, rutschte die Kinnlade der Zuschauer endgültig nach unten. Max Fiebiger, der Überflieger des Niedersachsen-Cups, war als Gaststarter dabei und heizte nicht nur dem Publikum, sondern auch dem NMX-Fahrerfeld ordentlich ein. Im ersten Wertungslauf war lediglich Mads Sjoholm aus Dänemark in der Lage Fiebiger zu folgen, es tobte ein Zweikampf an der Spitze. Immer wieder attackierte Sjoholm die Führung, die Fiebiger inne hatte. Am Ende jedoch reichte es für den Dänen knapp nicht und Fiebiger holte den Laufsieg vor Sjoholm und Luca Hübscher vom MSC Mölln.
Zweiter Durchgang: Erneut Fiebiger gegen Sjoholm! Während Sjoholm die absolute schnellste Rennrunde fuhr, überzeugte jedoch erneut Fiebiger mit den besseren Spuren und machte weniger Fehler. Die Folge: Der Tagessieg beim Saisonfinale für Gaststarter Max Fiebiger vor Mads Sjoholm und Luca Hübscher. Der Titel in diesem Jahr geht ganz klar nach Bokel und an das SH Racing Parts Team: Jon Mundhenk blickt auf einen beeindruckenden Saisonverlauf zurück, auch wenn beim ersten Race auf der 125ccm-KTM noch nicht alles glatt lief.
Ebenfalls am Start: Die „Big-Boys“ auf den großen Maschinen. Jan Wiards sicherte sich im Training, ähnlich wie beim ADAC Nordcup in Elstorf, die Pole vor Michel Kaschny und Ruven Piche. Wiards stellte erneut seine Klasse unter Beweis und ließ der Konkurrenz im ersten Durchgang keine Chance. Ein atemberaubender Start, eine beeindruckende Kurvenspeed und eine insgesamt spektakuläre Fahrt bescherten dem Castrol-Kawasaki-Piloten den Laufsieg vor Kaschny und Tabellenleader Timo Wehrmann aus Soltau. Im zweiten Durchgang machte Wiards jedoch viel zu viele Fehler, die dann Michel Kaschny clever nutze und im Vergleich zum ersten Durchgang nochmal einen draufsetzte. Kaschny kontrollierte das Feld und präsentierte sich nach einer Saison, die von vielen Verletzungen geprägt war, beeindruckend zurück. Somit ging der Tagessieg an Kaschny, der das Saisonfinale in der Niedergrafschaft gewinnt vor Wiards und Steffen Simon. Der neue Meister in der Open-Klasse des ADAC NMX Cups 2013 heißt Timo Wehrmann.
Ein starkes Fahrerfeld auch in der Seniorenklasse von 40 bis einschließlich 49 Jahren: Rico Kallauch, Uwe Uttich, Mario Grimm und Sirko Dähnhardt am Start. Vier Fahrer, die sich in dieser Saison des Öfteren heiße Duelle geliefert haben. Nachdem Uttich in Westerhausen zuletzt glänzte und seine Hartbodenqualitäten ausspielte, gab es in der Niedergrafschaft nur einen Mann ganz alleine an der Spitze des Feldes. Kiedrowski-Honda-Pilot Rico Kallauch holte beim letzten Rennen der Saison nochmal die volle Punktzahl und zeigte auf, warum ausgerecht er Meister des Jahres 2013 geworden ist. Kallauch gewann die Tageswertung vor Uttich und Dähnhardt.
Bei den Senioren ab 50 Jahren war es erneut Michael Brahms, der sich durchsetzte und keinem eine Chance ließ. Brahms mit toller Reaktion am Start und einer kontrollierten Fahrt an der Spitze vor Volker Schütte und Rainer Menze. Brahms machte mit dem Tagessieg den Titel perfekt und krönte sich am Abend zum S50-Meister des Jahres 2013.
Die Ladies zeigte auch nochmal ein starkes Saisonfinale. Während Nadja Frank nicht zu schlagen war, lieferten sich Annika Richter und Anna Schimmer ein interessantes, aber faires Duell um die zweite Position in der Tageswertung. Im ersten Durchgang setzte sich Schimmer durch währenddessen Richter im zweiten Wertungslauf die Nase vorne hatte. Somit ging die Tageswertung an Frank vor Richter und Anna Schimmer. Die einzige Meisterin im ADAC NMX Cup 2013 heißt Nadja Frank vom WKT-Racing-Team.
Die detaillierten Ergebnisse der einzelnen Läufe findet ihr auf www.mylaps.de.