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Monster Energy AMA Supercross Championship in Oakland - Rennbericht

Dramatik in Oakland

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Lesedauer: 6 min


Als Supercross-Fan mit Erfahrung ist man ja geneigt, das sonntägliche Verfolgen der Rennen als entspannte Beschäftigung für das Wochenende zu verbuchen. Was uns allerdings die hochgradig motivierte Meute aus Übersee bei der vierten Runde der Monster Energy AMA Supercross Championship in Oakland auf die Mattscheibe zauberte, führte eher zu wechselnden Gemütszuständen und einem Dauerpuls jenseits der 180.

Klare Rennsiege wurden nämlich durch erbitterte Kämpfe, dramatische Wendungen und reichlich Zorn getauscht. Da das Regelwerk jedoch nur einen Sieger je Klasse vorsieht, befanden sich Erstling Malcom Stewart und Trey Canard nach 15 bzw. 20 Runden am richtigen Ort und kassierten ihren jeweils ersten Sieg der Saison.

450: Glück im Unglück für Kenny

So locker wie der Abend für unseren Titelanwärter Ken Roczen begann, hätte man sich nach dem Qualifying beruhigt in die Nachtruhe begeben können, da mit einer der Trainingsbestzeiten und dem Heat-Race-Gewinn im ersten Vorlauf eigentlich schon alles gesagt wurde. Denn dort wurde nicht wie gewohnt der Holeshot eingelöst und entspannt zum ersten Startplatz am Gatter gecruist, sondern Kenny setzte sich nach dem Start hinter Eli Tomac fest, zögerte jedoch nicht lange, um die Machtverhältnisse im O.Co Coliseum herzustellen. Zu den direkten Finalteilnehmern gesellten sich Teamkollege Broc Tickle und Andrew Short, der nach dem Crash der letzten Woche nicht an Speed eingebüßt zu haben scheint.

Auch im zweiten Vorlauf ließen es sich die großen Namen nicht nehmen, frühzeitig die Lose für den Finaleinzug zu ziehen, so dass sich Justin Barcia, Ryan Dungey, Trey Canard und Chad Reed mit nicht allzu ausgeprägter Zankerei zur großen Punktejagt begaben. Über die nachgelagerten Semis reihten sich dann ebenfalls die Nachzügler um Davi Millsaps, Cole Seely, Josh Grant sowie Blake Baggett und Jason Anderson am gut bestückten Startgatter von Oakland auf, bevor die Bombe platzen sollte.

Und es war Andrew Short, der sich diesmal am schnellsten aus der Startanlage katapultierte und vor Kenny und Reed die Kohle für den Holeshot einsteckte. Durchatmen hieß es an dieser Stelle, denn K-Roc war da, wo er hingehört. Doch immer noch angestachelt durch die Ereignisse des letzten Wochenendes, fackelte Reed nicht lange und zog mit leichtem Nachdruck an Kenny auf Position zwei vorbei.

Nach kurzen Sammeln und Schärfen der Konzentration setzte der Thüringer zum schnellen Gegenschlag an, welcher jedoch nicht in dem Maße verlief, wie er geplant wurde. Kurz vor dem zweiten langen Triple blockte Ken die Two-Two-Motorsports-Kawasaki mit der #22, womit dieser gezwungen wurde, die Flugphase für diese Runde auszusetzen. Der Halter des Redplates entschied sich jedoch anders und wagte mit wenig Anlauf den Satz, wobei ihm und den Zuschauern im Stadion sowie vor den Bildschirmen nach wenigen Metern klar wurde: Das reicht nicht! So schlug er dermaßen hart in der Abfahrt ein, dass es ihm die Hände vom Lenker riss und der Helm unsanften Kontakt mit der Steuereinheit hatte.

An dieser Stelle trotzdem die Entwarnung: Handgelenke, Knie, Füße und Kopf sind unversehrt, alleinig das Aufrappeln dauerte zwecks Überprüfung der Gliedmaßen deutlich länger als erwartet, so dass er das Rennen als 20ter wieder aufnahm.

Nun befanden sich also Short, Reed, Dungey, Seely, Canard und Tomac an der Spitze, in der es an Positionswechseln nachfolgend nicht zu haperte. So wurde Short schnell nach hinten verfrachtet, so dass sich Reed und Dungey über die Führung her machten. Doch schnell stellte sich heraus, wer mit den schnellsten Rundenzeiten an diesem Wochenende ausgestattet war. Trey Canard brannte mit unfassbarer Konstanz seine Spuren in den Dreck von Oakland und fand somit den Weg an allen Mitstreitern vorbei an die Spitze des Feldes.

Der Sieger von Oakland lässt sich feiern
Der Sieger von Oakland lässt sich feiern
Cooper Webb
Cooper Webb
Zach Bell
Zach Bell
Malcom Stewart
Malcom Stewart
Tyler Bowers
Tyler Bowers
Die Top 3 der 250er in Oakland: Cooper Webb, Sieger Malcolm Stewart und Alex Martin (v.l.)
Die Top 3 der 250er in Oakland: Cooper Webb, Sieger Malcolm Stewart und Alex Martin (v.l.)

Somit reihten sich Canard, Dungey und Reed auf dem Podium auf, so dass „The Dunge“ die Meisterschaftsführung mit 4 Punkten Vorsprung auf Kenny übernimmt.

250: Mookie holt das Ding

Was bei den Big Boys an Action geboten wurde, legte die Messlatte für die kleine Klasse schon mächtig hoch, doch auch hier sollte der geneigte Zuschauer nicht enttäuscht werden.


Cooper Webb
machte im ersten Vorlauf bereits deutlich, dass er dort anknöpfen möchte, wo er in A2 aufgehört hat. Nach dem Start auf Position 4 drehte er mächtig an der Schraube der Rundenzeiten und setzte sich somit an Zach Bell, Malcom Stewart und Shane McElrath vorbei, womit er die erste Startgatter-Position für den Abend sein Eigen nennen durfte. Das zweite Heat fiel hingegen etwas unspektakulärer aus, da sich Jessy Nelson eindeutig gegen Justin Hill, einen starken Alex Martin und Tyler Bowers durchsetzte, um den kurzen Weg ins Finale zu nehmen.

Leichtgewicht Zach Bell ließ es sich für die Punktejagd erneut nicht nehmen, den Holeshot unter dem Rockstar-Husqvarna-Zelt zu verfrachten und schoss mit Rookie Chris Aldredge im Nacken in Runde eins. Und zwischen diesen beiden kam es nach drei Kurven auch gleich zum ersten heiklen Moment als Aldregde mit Beinah-Berührung vor der Rhythmussektion an die Spitze ging. Hinter diesem Duo reihten sich Mookie, Hill und Martin ein, um mit nicht weniger Elan um die Verfolgerposition zu fighten. Webb erwischte hingegen einen erneut suboptimalen Start und ging nur auf Position zwölf ins Rennen, um erneut eine der schon berüchtigten Aufholjagden zu entfachen.

An der Spitze wurden unterdessen innerhalb weniger Runden Bell und Aldregde von den etwas betagteren Mitstreitern um Stewart und Hill pulverisiert, was den Rookie mit der #66 dermaßen irritiert zu haben schien, dass er sich kurze Zeit später selbst aus dem Rennen schoss. Doch auch Hill konnte nach dem Erringen der Führung, diese nicht halten und hinderte sich mit einem Stürz in der Sandsektion selbst am längst überfälligen Sieg.

Unterdessen hatte auch Cooper Webb mit einer erneut aggressiven Attacke von Tyler Bowers zu kämpfen, die ihn jedoch nur kurz an dem Verschlingen von Gegnern aufhalten sollte, so dass schnell das Abspulen von extrem schnellen Rundenzeiten wieder aufgenommen wurde. So schloss er gegen Rennende auf das Trio um Stewart, Bowers und Martin auf, um dort erneut etwas Unruhe zu stiften. So zog er ohne wirkliche Gegenwehr erst an Bowers und dann an Martin vorbei, um nach den anfänglichen Schwierigkeiten einen unfassbaren zweiten Platz hinter Mookie einzunehmen.

Somit klettert Stewart zum ersten Sieg seiner Karriere, womit er in der Tabelle auf Position sechs rutscht, während Webb weiterhin im Besitz des Redplates und einer nun acht Punkte starken Führung vor Tyler Bowers ist.

Was uns kommende Woche mit der fünften Runde der US-SX-Serie erwartet, ist der dritte und letzte Stopp im Angel Stadium von Anaheim. Und ob Kenny trotz des Rückschlags an diesem Wochenende an seine Siegesserie anknüpfen kann, erfahrt ihr in lächerlichen sieben Tagen.

Ergebnisse

Finale 450SX:
1. Trey Canard (HON), 20 Runden
2. Ryan Dungey (KTM), +03.310
3. Chad Reed (KAW), +07.844
4. Eli Tomac (HON), +09.725
5. Cole Seely (HON), +10.709
6. Justin Barcia (YAM), +14.074
7. Blake Baggett (SUZ), +17.574
8. David Millsaps (KAW), +26.869
9. Andrew Short (KTM), +37.416
10. Jason Anderson (HUS), +46.793
11. Jacob Weimer (KAW), +48.192
12. Brett Metcalfe (SUZ), +1 Rnd.
13. Kyle Chisholm (KAW), +1 Rnd.
14. Vince Friese (HON), +1 Rnd.
15. Phil Nicoletti (YAM), +1 Rnd.
16. Ken Roczen (SUZ), +1 Rnd.
17. Fredrik Noren (HON), +1 Rnd.
18. Martin Davalos (HUS), +1 Rnd.
19. Kyle Partridge (HON), +2 Rnd.
20. Killian Rusk (YAM), +2 Rnd.
21. Joshua Grant (KAW), +17 Rnd.
DNF Broc Tickle (SUZ)

Meisterschaftsstand 450SX:
1. Ryan Dungey (KTM), 82 Punkte
2. Ken Roczen (SUZ), 78
3. Trey Canard (HON), 68
4. Eli Tomac (HON), 64
5. Jason Anderson (HUS), 62
6. Justin Barcia (YAM), 58
7. Cole Seely (HON), 45
8. David Millsaps (KAW), 44
9. Andrew Short (KTM), 44
10. Chad Reed (KAW), 42
11. Blake Baggett (SUZ), 40
12. Broc Tickle (SUZ), 39
13. Jacob Weimer (KAW), 36
14. Weston Peick (YAM), 32
15. Brett Metcalfe (SUZ), 27
:

Finale 250SX:
1. Malcolm Stewart (HON), 15 Runden
2. Cooper Webb (YAM), +01.443
3. Alex Martin (YAM), +02.343
4. Tyler Bowers (KAW), +07.036
5. Zachary Bell (HUS), +12.507
6. Zach Osborne (HUS), +13.794
7. Aaron Plessinger (YAM), +14.705
8. Joshua Hansen (KAW), +17.272
9. Justin Hill (KTM), +21.732
10. Jessy Nelson (KTM), +24.170
11. Shane Mcelrath (KTM), +39.299
12. Zackery Freeberg (YAM), +43.418
13. Scott Champion (YAM), +47.028
14. Jackson Richardson (HON), +48.041
15. Cole Martinez (YAM), +50.230
16. Thomas Hahn (HON), +1:05.601
17. Austin Politelli (YAM), +1 Rnd.
18. Trevor Reis (YAM), +1 Rnd.
19. Brandon Scharer (SUZ), +1 Rnd.
20. Nico Izzi (YAM), +7 Rnd.
21. Chris Alldredge (KAW), +11 Rnd.
22. Aaron Siminoe (KAW), +11 Rnd.

Meisterschaftsstand 250SX (West):
1. Cooper Webb (YAM), 86 Punkte
2. Tyler Bowers (KAW), 78
3. Jessy Nelson (KTM), 71
4. Zach Osborne (HUS), 69
5. Justin Hill (KTM), 65
6. Malcolm Stewart (HON), 64
7. Aaron Plessinger (YAM), 54
8. Shane Mcelrath (KTM), 49
9. Alex Martin (YAM), 47
10. Joshua Hansen (KAW), 47
11. Zachary Bell (HUS), 40
12. Thomas Hahn (HON), 35
13. Michael Leib (HON), 25
14. Scott Champion (YAM), 25
15. Zackery Freeberg (YAM), 24
:

Alle Ergebnisse inkl. Qualifikation im Detail ››

Ken Roczen
Ken Roczen
Ryan Dungey
Ryan Dungey
Andrew Short
Andrew Short
Ken Roczen (#94) vs. Chad Reed (#22)
Ken Roczen (#94) vs. Chad Reed (#22)
Trey Canard
Trey Canard
Jens Pohl
Jens Pohl
Online-Redakteur
Fotocredits
  • Frank Hoppen
Textcredits
  • Robert Brinkmann