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Interview Sigurd Waldmann

Waldmann und die Promis

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Lesedauer: 6 min

Was haben US-Rapper Chris Brown und Biathletin Laura Dahlmeier gemeinsam? Richtig, beide wurden schon vom Motorradhändler Sigurd Waldmann unterstützt. Vor Kurzem lud uns „Sigi“ zu einem außergewöhnlichen Trainingstag mit einem Teil der deutschen Olympioniken ein. Warum der Bayer immer wieder solche Aktionen unterstützt und was für kuriose Storys er mit Brown erlebt hat, erzählte uns „Sigi“ in einem kurzen Interview.

Servus Sigurd, vielen Dank für deine Einladung. Erzähle uns kurz, was es mit dem heutigen Tag auf sich hat.

Angefangen hat alles mit Laura Dahlmeier. Sie hatte Interesse am Enduro- beziehungsweise Motocrossfahren und ich dachte mir, dass es super wäre, wenn man solch eine Dame dazu bekommt diesen Sport auszuüben. Wir stellen ihr aktuell also eine Husqvarna zur Verfügung. Dadurch wurden viele Olympioniken aus dem Olympiastützpunkt in Garmisch-Partenkirchen darauf aufmerksam und wollten es auch unbedingt mal probieren. Danach ging eigentlich alles relativ schnell. Ich habe kurzerhand bei Husqvarna angefragt, ob sie uns ein wenig unterstützen würden. Sie waren sofort beeindruckt und stellen uns hier heute sechs Motorräder zur Verfügung. Auch Thomas Ramsbacher von Fox und Ortema haben sofort zugesagt und rüsten die Fahrer heute mit Klamotten und Schutzausrüstung aus. Man merkt, dass die Sportler richtig Spaß haben. Man muss sie teilweise schon ein wenig zügeln, schließlich befinden sie sich momentan mitten in den Vorbereitungen für die Olympischen Spiele.

Zuletzt hast du bereits US-Rapper Chris Brown für seine Zeit in Deutschland ein Bike zur Verfügung gestellt. Wie kommt es dazu, dass du immer wieder Leute außerhalb der Szene unterstützt?

Mein Geschäft ist mittlerweile so vielfältig, dass man tagtäglich neue Leute aus anderen Sparten kennenlernt. Es ergibt sich einfach irgendwie. Bei Chris Brown war es eigentlich recht easy. Er ist ein guter Freund von Ken Roczen und so kam der Kontakt zustande. Er teilte uns mit, dass er ein Konzert in München spielt und Bock hat Motocross zu fahren. In Zusammenarbeit mit Thomas Hannecke von Suzuki besorgten wir für Brown und seinen Kumpels dann fünf Suzukis und mieteten die Motocrossstrecke Freisinger Bär am Flughafen München. Als wir ihn dann vor der Olympiahalle antrafen, teilte er uns mit, dass er gar nicht auf einer Strecke fahren wolle. [lacht] Ich konnte gar nicht so schnell gucken, da saßen die Jungs schon auf den Bikes und fuhren einfach los. Irgendwie Richtung Olympiastadion – teilweise konnte man die Motorräder gar nicht mehr hören. Natürlich ging das nicht lang gut. [lacht] So nach 15 Minuten sind sie ganz langsam angefahren kommen – umzingelt von Polizisten. Natürlich gab es dann einiges an Gesprächsbedarf. Ich hatte das Gefühl, dass er es genau so wollte. Man hat ihn dann gleich entfernen müssen, weil er die Polizisten bespuckte, sich gleich auszog und mit den Fäusten voran auf die Polizei losging. Wir haben versucht sie dann ein wenig fernzuhalten, was im Endeffekt auch geklappt hat.

Oh je, wie ging es mit ihm weiter?

Es hat ihm so gut gefallen, dass er uns die Fahrzeuge abgekauft und bei seinen anderen Tourstopps in Amsterdam und London genauso eingesetzt hat. Wenn man danach googelt, findet man zahlreiche Bilder wie er und seine Jungs schön mit Goldketten um den Hals umzingelt von Polizisten in den Straßen stehen. Natürlich ist das ganze für mich Werbetechnisch eine super Sache. [lacht] Auch mit Laura, als wir den Support bei uns auf Facebook posteten, ging das Bild gleich durch die Decke.

Werbung schön und gut, aber viele unserer Leser werden sich jetzt sicherlich fragen: „Warum gibt es bei den Outodoors kein Team Waldmann mehr, ist doch auch gute Werbung?“ Sicherlich eine berechtigte Frage, oder?

Das Problem ist ganz einfach! Es wird immer schwieriger gute deutsche Fahrer zu finden. Es war noch nie mein Ziel ein Team bestehend aus Italienern oder Franzosen auf die Beine zu stellen. Die sind nur an den Wochenenden da und dann gehen sie wieder. Ich mag es lieber familiärer und das ist mit denen meist nicht möglich. So beschäftige ich mich momentan mehr mit der Jugendförderung, zum Beispiel Paul Bloy oder Valentin Kees. Ich setze zudem etwas mehr auf die Regio-Leute. Dazu kommt natürlich auch, dass unser Geschäft immer weiter wächst. In zwei Wochen gehen die Bauarbeiten für die nächste Erweiterung los. Es kommen insgesamt nochmal 250 Quadratmeter dazu, sodass es dann 1.200 Quadratmeter Verkaufsfläche sind. Zudem werde ich Vater und bin auch immer froh darüber, wenn ich mal ein Wochenende zu Hause sein kann. Wenn der Nachwuchs da ist, geht die Familie sowieso erstmal vor.

Glückwunsch, verständlich! Vor einiger Zeit wechselte unser deutsches Wunderkind Ken Roczen zu Honda. Wie hat sich der Wechsel in deinen Verkaufszahlen widergespiegelt?

Also Kenny ist auf jeden Fall ein Zugpferd für die Marke Honda. Ich hatte viele Kunden, die deswegen auf Honda umgestiegen sind, aber als Boom würde ich es jetzt nicht bezeichnen. Es kam passend auch gerade das neue Modell. Es ist ein super Ding und auch mein meist verkauftes MX-Motorrad. Insgesamt über 340 Stück haben wir ausgeliefert. Ich freue mich schon auf die neue 250er, von der habe ich vor Kurzem schon Daten aus Japan bekommen und denke, dass wird ein super Motorrad.

Du verkaufst sowohl Straßen- als auch Motocrossmotorräder. Wie ist die prozentuale Verteilung?

Rund 65 Prozent der verkauften Motorräder sind MX-Maschinen. Im Durchschnitt sind es im Jahr 700 Motorräder. Neben den zahlreichen Motorradenmarken habe ich ja mittlerweile auch Gartengeräte, Schneefräsen, Notstromaggregate und vieles weitere im Programm. Mein Mitarbeiterteam besteht mittlerweile aus 14 Leuten.

Du sagtest ja bereits eben, dass du in diesem Jahr Vater wirst und mehr Zeit mit der Familie verbringen willst. Heißt das, dass du in diesem Jahr mit deinem Team auch beim Supercross aussetzen wirst?

Aktuell ist der Stand so, dass ich kein Team machen werde. Es ist die letzten Jahre immer schwieriger geworden. Vor allem Rennüberschneidungen machen mir zu schaffen. Es macht für mich nur Sinn, wenn ich Fahrer habe, die bei jedem deutschen SX starten können. Für Dortmund immer wieder neue Piloten zu suchen, ist echt nervig. Die ersten Rennen sind ja im November und genau da ist der ausgerechnete Geburtstermin, wo ich natürlich dabei sein will. Es kann sein das meine Mechaniker, die natürlich wollen, ohne mich losziehen. Jace Owen und Gavin Faith wollen eigentlich auch unbedingt wieder kommen. Ich kenne die zwei schon lange und so ist es etwas einfacher, weil man weiß, was sie wollen. Sie passen super zu uns und wir müssen mal schauen, ob wir es vielleicht irgendwie doch auf die Beine gestellt bekommen.

Apropros deutsches Supercross. Dein Heimrennen in München wurde ersatzlos gestrichen. Sicher auch nicht vorteilhaft für dich, oder?

Definitiv! Das ist ganz schlecht! München ist rund 100 Kilometer von mir entfernt und es waren immer zahlreiche Kunden vor Ort. Es war eigentlich immer super in der Olympiahalle; die Halle ist top. Woran es genau gelegen hat, weiß ich leider auch nicht.

Was wünscht du dir für das deutsche Motocross?

Das ist eine wirklich schwierige Frage. Problem ist meiner Meinung nach, dass die DM und der Pokal überhaupt keinen Stellenwert mehr haben. Die einzigen, die der DM in diesem Jahr einen passenden Rahmen gegeben haben, waren die Leute in Aichwald, aber das war natürlich auch etwas besonders. Verbesserungsvorschläge fallen mir gerade ad hoc leider auch keine ein, aber eins ist sicher, es muss irgendwie wieder besser werden.

Das denken wir auch. Vielen Dank für deine Zeit, Sigurd.

Sigurd (2. von rechts) hat immer alles im Griff
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Valentin Kees soll im nächsten Jahr im Junior Cup die Kohlen aus dem Feuer holen
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Jace Owen will in der kommenden SX-Saison wieder für Waldmann fahren
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Martin Anderson
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Fotocredits
  • Clemens Bolz
  • Cross Magazin
  • Simon Phan
Textcredits
  • Moritz Weickardt