Beim 42. Supercross de Paris startete unser Testfahrer Paul Haberland erneut in der SX1-Klasse und zeigte eine starke Entwicklung über das gesamte Wochenende. In unserem Interview spricht er über den Weg zum heiß begehrten Startplatz, die erstklassige Organisation, die extreme Strecke von Paris und warum selbst die Lawrence-Brüder im Waschbrett an ihre Grenzen kamen.
Paul, wie ist dein Wochenende beim Supercross de Paris insgesamt gelaufen?
Es war echt ein cooles Wochenende. Insgesamt bin ich sehr zufrieden – ich konnte mich in fast jedem Lauf steigern und hatte richtig Spaß auf der Strecke.

Wie kommt man überhaupt an einen Startplatz in Paris?
Das ist ziemlich limitiert. In der kleinen Klasse kann man sich eine Wildcard kaufen, weil das Event zur SX-Tour gehört. Soweit ich weiß, kostet der günstigste Startplatz dort rund 3.000 Euro für das Wochenende.
In der großen Klasse läuft das aber komplett anders, weil Paris ein weltweit ausgeschriebenes Rennen ist und zu keiner Meisterschaft gehört. Letztes und dieses Jahr wurde ich gefragt, ob ich fahren möchte.

Wie sah es organisatorisch aus? Wurden Reise und Hotel übernommen?
Ja, ich habe einen Fix-Betrag für die Anreise erstattet bekommen und der Veranstalter hat zusätzlich das Hotel organisiert. Das war wirklich erstklassig – da wird sich um alles gekümmert.
Die Strecke in Paris gilt als extrem anspruchsvoll. Wie unterscheidet sie sich von deutschen SX-Events wie Stuttgart oder Dortmund?
Da die verfügbare Fläche für die Strecke dreimal so groß ist, kann man das eigentlich nicht miteinander vergleichen. Auch die Strecke ist viel extremer gebaut – im Grunde sind das zwei verschiedene Sportarten. Und genau so muss man es sehen. Das SX in Deutschland ist keineswegs schlechter, Paris ist einfach anders! Das Waschbrett in Paris ist doppelt so hoch und viel länger als das in Stuttgart. Die Wellen gehen mir in Paris fast bis zur Hüfte und stehen viel weiter auseinander als beim SX in Deutschland. Das ist extrem respekteinflössend für einen Fahrer wie mich. Wenn sogar Hunter und Jett Lawrence im Waschbrett stürzen, sagt das alles.

Auch die Sprungkombinationen sollen sehr anders sein – wie genau?
In Deutschland springst du in einer Sektion normalerweise einmal rein und einmal raus, also ein bis zwei Bodenkontakte. In Paris hast du in einer Sektion drei, vier oder fünf Bodenkontakte und springst insgesamt viel weiter. Die Strecke wird außerdem kaum gepflegt – nur das Waschbrett wird einmal am Abend neu gezogen. Dadurch entstehen richtig tiefe Rillen in den Anfahrten, was die Kombinationen super anspruchsvoll macht. Du springst zum Beispiel im ersten Finale eine Kombination 3-3-4, und später am Sonntag vielleicht 2-3-4-1. Das ist mental echt eine Challenge, wenn man es nicht gewöhnt ist.
Wie hast du persönlich das Rennen erlebt?
Es ist extrem intensiv – gerade die ersten Runden. Du musst das ganze Rennen über voll konzentriert sein. Sobald du ein bisschen zu wenig Gas gibst und zu kurz springst, wird es heikel. Samstag war für mich insgesamt sehr gut, auch schon im Training. Im ersten Finale war ich bis kurz vor Schluss vor Tom Vialle. Dann kam die blaue Flagge, ich sah nur eine Honda und dachte, Jett überrundet mich – also habe ich Platz gemacht. Dadurch habe ich wahrscheinlich ein paar Punkte verschenkt. Sonst wäre ich wahrscheinlich 10-10-8 oder 10-11-8 geworden und damit Tages-9. Aber gut, das ist Racing.
Wie sahen deine Ergebnisse aus?
Am Samstag: Platz 12, Platz 11 und Platz 8 – also eine klare Steigerung. Am Sonntag: Platz 15, Platz 13 und Platz 12. In der Tageswertung Sonntag wurde es Platz 14, in der Gesamtwertung „König von Paris“ Platz 12.
Bist du in Paris das gleiche Bike-Setup gefahren wie in Stuttgart?
Ja, aber es stellte sich heraus, dass ich vom Fahrwerk zu weich unterwegs war. In den Sprungkombinationen bin ich deshalb immer viel höher gekommen als die anderen, weil ich fast durchgeschlagen habe – und dann wieder zu hoch rausgeschossen bin. Die Top-Fahrer wie Jett, Hunter oder Malcolm Stewart fahren extrem harte Fahrwerke. Die können im Sitzen landen – das würde ich mich mit dem gefahrenen Fahrwerks-Setup nicht trauen. Falls ich im nächsten Jahr wieder in Paris fahren darf, nehme ich als Erkenntnis mit, dass ich vom Fahrwerks-Setup einfach viel härter gehen muss als beim SX in Deutschland.
Was nimmst du aus Paris mit – und kommst du wieder?
Auf jeden Fall! Das SX in Paris ist immer eine Reise wert. Falls sie mich wieder einladen, dann werde ich gerne kommen. Das Waschbrett, die Strecke, das ganze Ambiente – ich freue mich jetzt schon darauf, nächstes Jahr wieder zu fahren.

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