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Regional Spotlight - Tim Eppelmann

Nachwuchstalent: Wer ist Tim Eppelmann?

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Lesedauer: 6 min

Neben Motocross und Supercross fährt Tim Eppelmann Enduro, Freestyle und bei Gelegenheit auch mal Supermoto. Mit seinen 16 Jahren hat er dadurch ein herausragendes Motorradgefühl entwickelt. Seit dem ersten Rennen der Amateur SX-Series ist uns der junge Mann aus der Nähe von Mainz durch seinen Speed sowie außergewöhnlichen Style aufgefallen. Kurzerhand schnappten wir uns ihn für ein Interview um zu verstehen, warum er vieles anders macht als die meisten. Tritt da möglicherweise jemand in die Fußstapfen von Kai Haase?

Mit seinen 16 Jahren ist Tim Eppelmann wahrscheinlich schon jetzt einer der besten Motorradfahrer Deutschlands. Im Vergleich zu Tom Koch, Peter König oder weiteren namhaften Piloten brilliert der junge Mann aus dem Mainzer Umland nicht mit Siegen bei den ADAC MX Masters oder der DM, sondern probiert viel mehr jede Disziplin aus, bei der man mit einem Motocross-Motorrad antreten kann. Neben Regio-Rennen und der SX-Series startete er in der Vergangenheit bereits beim Erzbergrodeo und der FIM SuperEnduro Weltmeisterschaft. Seit seinem letzten Urlaub in Spanien hat „Timi“ jetzt noch den Freestyle-Sport für sich entdeckt. Bereits bei diesem Intro wird deutlich, dass Tim Eppelmann kein gewöhnlicher Motocross-Pilot ist. Grund genug für uns, ihn genauer unter die Lupe zu nehmen.

Wie viele Piloten ist Tim Eppelmann durch seinen Vater mit Motocross in Kontakt gekommen. „Mein Papa kommt aus dem Straßensport und war früher bei Ducati. Er hat im Laufe der Zeit mit Enduro angefangen, weil ihm der Straßensport zu gefährlich wurde“, erklärte er. „Da wurde ich dann in gewisser Weise ebenfalls reingeboren. Die ersten Jahre fuhr ich ausschließlich Motocross-Rennen, weil ich für Enduro-Rennen noch zu jung war. Beim Motocross waren meine Fortschritte auch viel spürbarer. Damals gab es noch nicht die gleichen Möglichkeiten im Enduro-Sport wie heute.“ Bis zu seinem 14. Lebensjahr fuhr er regelmäßig beim MSR um die Meisterschaft und qualifizierte sich sogar für die Cross Finals. „In den letzten zwei Jahren hat sich dann vieles verändert und ich bin tiefer in den Enduro-Sport eingestiegen.“ Mittlerweile fährt Eppelmann die Hard Enduro Series regelmäßig mit und nahm 2024 bereits zum zweiten Mal am Erzbergrodeo teil. Dabei stellte er seine Bude im Prolog auf einem starken 208. Platz von 500 ab. Nachdem er 2023 seine ersten Hard Enduro-Rennen bestritten hat, fährt er 2024 seine erste Saison vollständig durch. Aktuell ist er 18. in der Meisterschaft. Darüber hinaus probierte er sich bei der FIM SuperEnduro Weltmeisterschaft in Riesa und Budapest. Dabei belegte er am Ende des Tages jeweils die Plätze zwölf und 14.

Nach zwei Jahren Abstinenz bei einem MX- oder SX-Rennen wagte er sich in Salzgitter zum ersten Halt der ADAC Amateur SX-Series von benzim und Backyard Designs wieder ans Gatter und beendete den Tag auf dem zweiten Platz. „Timi“ hatte neben reichlich Style eigentlich auch den Speed, um das Finale zu gewinnen. Nach eigener Aussage wollte er sich den Sieg aber nicht auf unfaire Weise holen. „Ich kenne Neilas seit der 65ccm-Klasse. In all den Jahren lief das Racing immer fair ab und das soll auch weiterhin so bleiben.“ Das zweite Rennen der Amateur SX-Series findet in Bauschheim auf Eppelmanns Heimstrecke statt. Wir sind gespannt, ob er dort das Red Plate übernimmt.

Doch was fährt der Mainzer lieber? Motocross, Enduro oder doch etwa Supercross? „Beim Enduro habe ich noch sehr viel Training vor mir. Es ist ganz anderes fahren als Motocross, sodass man es schwer vergleichen kann“, führte die #307 aus. „Mein absoluter Favorit ist letztlich aber Supercross. Das habe ich auch jetzt wieder in Salzgitter gemerkt. Das war einfach nur geil. Da geht nichts drüber“. Bei einer Sache ist er sich aber sicher: SuperMoto muss er in Zukunft erstmal nicht in seinem Renn- und Terminkalender unterbringen. „2023 bin ich mal ein SuperMoto IDM-Rennen in Schaafheim mitgefahren. Das war ganz lustig, aber nichts was ich dauerhaft machen will.“

Als wären Motocross, Supercross und Enduro nicht genug, hat „Timi“ im Winter 23/24 noch den Freestyle-Sport für sich entdeckt. Ursprünglich war geplant beim SX Dortmund 2024 an den Start zu gehen. Dafür trainierte er den Winter über auf spanischen Supercross-Strecken. „Ein Freund fragte, ob ich in einen Freestyle-Park kommen möchte. Da dieser nicht weit weg von der Supercross-Strecke war, fuhr ich einfach mal hin. Das Ganze hat mir sehr schnell ziemlich viel Spaß gemacht und am Ende des Tages sprang ich mit einem „Lazy Boy“ über die Rampe.“ Dabei hat er so sehr Blut geleckt, dass er sich in den kommenden Jahren stärker auf FMX konzentrieren will. Eppelmann hat sich ein klares Ziel gesetzt. „Ich will zu den X-Games“, teilte er uns ganz ambitioniert mit. „Natürlich freue ich mich auch, wenn die ersten Anfragen für Shows kommen. Wer aber bei den X-Games mitfährt, hat einen gewissen Namen gemacht und da möchte ich hin. Daher heißt es jetzt erstmal: Training, Training und Training, damit ich irgendwann einmal eine Einladung für die Best-Whip-Competition erhalte. Es ist zwar noch ein ganz langer Weg bis dahin, aber mit meinen 16 Jahren habe ich auch noch ein paar Jahre Zeit.“ Da die Trainingsmöglichkeiten für den Freestyle-Sport so rar gesät sind wie für Supercross, muss der junge Mainzer auf ein altes Kasernengelände von Freunden ausweichen. Dort hat er seine Rampe mit Airbag stehen und geht dort je nach Wetterlage trainieren.

Der Fokus auf den FMX-Sport bedeutet allerdings auch, dass man „Timi“ die nächsten Jahre möglicherweise seltener auf Rennveranstaltungen antrifft. Einige Veranstaltungen stehen für ihn aber bereits jetzt schon fest. „Erzbergrodeo werde ich wieder mitfahren und auch vereinzelte Hard Enduro-Rennen. Sollte es die Amateur SX-Series von benzim und Backyard Designs wieder geben, werde ich dort auf jeden Fall komplett dabei sein. Zusätzlich dazu kann ich mir auch den Whip-Contest bei den Cross Finals sowie die 100-Challenge nicht entgehen lassen! Die Leute dort sind einfach cool und man hat da eine sehr gute Zeit. Vielleicht bin ich ja irgendwann auch beim SX in Dortmund oder Stuttgart dabei – eine Einladung für die FMX-Show wäre der Wahnsinn. „

Anders als viele Piloten geht er den Sport anders an. Er selbst möchte gar nicht professioneller Rennfahrer werden und eines Tages bei den ADAC MX Masters oder sogar MXGP an den Start gehen. „Ich kennen niemanden, der alles mögliche mal ausprobiert. Viele haben zum Ziel, eines Tages bei den Masters oder die deutsche Meisterschaft zu gewinnen“, erkannte er. „Das ist einfach nicht meine Welt und langweilt mich in gewisser Weise. Ich brauche mehr Abwechslung.“ Bei seinem Talent und Motorradgefühl kann sich sein aktueller Weg auch finanziell mehr rechnen. Um beispielweise bei den ADAC MX Masters zu gewinnen oder sogar den Titel zu holen bedarf es jahrelanges intensives Training. Gewinnt er dann einmal den Titel bekommt er vermutlich so viel Geld, wie er bei einer FMX-Show verdient. „Die Relationen stimmen da einfach nicht. Der Aufwand, den ich für die ADAC MX Masters betreiben müsste ist es mir nicht wert, für das was ich am Ende bekommen kann.“

Durch die breite Vielfalt an Disziplinen, in denen der Backyard Designs-Teamfahrer sich ausprobiert, hat er mit 16 Jahren eindeutig ein Motorradgefühl gewonnen, von dem manche Fahrer am Ende ihrer Zeit träumen. Das Motorradgefühl gepaart mit seinem Talent macht alleine beim Zugucken unheimlich viel Spaß. Wir haben ihn einen Tag auf die Supercross-Strecke in Salzgitter begleitet, um ihm bei einem Trainingstag über die Schulter zu schauen. Neben viel Speed überzeugte der 16-Jährige mit reichlich Style-Punkten – oder lag es nur am gewässerten Absprung, dass er so quer durch die Luft flog? Wer sich selbst von dem Nachwuchstalent überzeugen möchte, kann ihm spätestens am 17. August beim zweiten Halt der SX-Series zuschauen. Vielleicht erhält er auch wieder eine Wildcard für den Maciag Offroad Whip Contest bei den Cross Finals am 24. August 2024 in Culitzsch. Tim Eppelmann ist definitiv ein Name, den es sich zu merken gilt. Mit welcher Disziplin er letztlich durchstarten wird ist noch ungewiss – mit großer Wahrscheinlichkeit wird er sich aber in einem seiner vielen Bereiche einen großen Namen machen.

Kai Schulte-Lippern
Kai Schulte-Lippern
Fotocredits
  • Ingmar Sprenger
Textcredits
  • Kai Schulte-Lippern

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