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Stefan Pierer gibt Rücktritt bekannt

KTM im Umbruch: Führungswechsel, Finanzkrise und die Frage nach der Zukunft

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Lesedauer: 3 min

Der österreichische Motorradhersteller KTM steht vor einem der größten Umbrüche seiner Unternehmensgeschichte. Nach einer mehrwöchigen Phase der Stille hat die Pierer Mobility am 23. Januar 2025 verkündet, dass der langjährige CEO Stefan Pierer seine Spitzenpositionen räumt und in die zweite Reihe zurücktritt. Dieser Schritt markiert nicht nur das Ende einer Ära, sondern wirft auch viele Fragen über die Zukunft von KTM auf, das derzeit mit einer massiven Finanzkrise zu kämpfen hat.

Stefan Pierer tritt ab – eine Ära endet

Stefan Pierer, der KTM über Jahrzehnte geprägt und zu einem weltweit führenden Motorradhersteller gemacht hat, gibt die operative Führung auf. Sein Nachfolger wird Gottfried Neumeister, bisher Co-CEO, der nun die Geschicke des Unternehmens leitet. Pierers Rückzug wird allgemein als Versuch interpretiert, vor der anstehenden Gläubigerversammlung am 24. Januar die angespannte Lage zu entschärfen. Pierer selbst betont, dass er die Restrukturierung des Unternehmens weiterhin „begleiten“ werde. Doch für viele Beobachter ist klar: Der Rückzug aus der ersten Reihe könnte ein Signal dafür sein, dass die Kontrolle über KTM langfristig in neue Hände übergeht.

Dramatische Zahlen – der Absturz von KTM

Die wirtschaftliche Lage von KTM ist alarmierend. Laut den vorläufigen Geschäftszahlen für 2024 ist der Umsatz von 2,7 Milliarden Euro (2023) auf 1,9 Milliarden Euro eingebrochen. Gleichzeitig weist das Unternehmen ein Minus von 300 Millionen Euro aus, während die Nettoverschuldung weiter steigt. Besonders hart trifft es die Belegschaft: Über 1.800 Mitarbeiter haben im vergangenen Jahr ihren Arbeitsplatz verloren.

Auch in der Produktion gibt es erhebliche Einschnitte. Um die Lagerbestände zu reduzieren, wurde die Produktion auf 230.000 Motorräder reduziert – ein Rückgang von 25 % im Vergleich zum Vorjahr. Gleichzeitig sind die Absätze an Händler um 21 % eingebrochen. Zwar konnte durch massive Rabatte der Abverkauf an Endkunden stabil gehalten werden, doch dieser Preisverfall belastet die ohnehin angeschlagene Ertragslage zusätzlich.

Wer investiert in die Zukunft von KTM?

Die finanzielle Notlage hat Investoren auf den Plan gerufen. Neben dem indischen Partner Bajaj und der chinesischen Marke CFMoto ist auch Stephan Zöchling, Chef des Auspuffherstellers Remus, als möglicher Retter ins Spiel gekommen. Zöchling soll laut Berichten bereits Ende 2024 rund 65 Millionen Euro in die Pierer Mobility investiert haben, um eine drohende Insolvenz abzuwenden. Zudem gibt es Hinweise, dass er gemeinsam mit Bajaj bereit ist, langfristig bis zu 600 Millionen Euro in die Sanierung von KTM zu stecken.

Insider vermuten, dass Zöchlings Ziel darin besteht, mittelfristig die Anteile von Stefan Pierer vollständig zu übernehmen. Seine Kandidatur für den Aufsichtsrat der Pierer Mobility, die auf der außerordentlichen Hauptversammlung am 27. Januar entschieden werden soll, deutet darauf hin, dass er eine Schlüsselrolle bei der Restrukturierung übernehmen möchte.

Die große Frage: Was wird aus KTM?

Die Zukunft von KTM ist ungewisser denn je. Ob das Unternehmen eigenständig bleibt oder zunehmend in die Kontrolle ausländischer Investoren gerät, ist derzeit offen. Kritiker befürchten, dass KTM langfristig seinen österreichischen Charakter verlieren könnte. Es gibt sogar Spekulationen, dass die Marke – zusammen mit den ebenfalls betroffenen Namen Husqvarna, GasGas und MV Agusta – vollständig verschwinden könnte.

Die kommenden Wochen werden entscheidend sein. Die Gläubigerversammlung und die Hauptversammlung der Pierer Mobility könnten die Weichen für die Zukunft stellen. Klar ist: Ohne erhebliche Investitionen und einen klaren Sanierungsplan wird es für KTM schwer, aus der aktuellen Krise herauszukommen. Für Fans und Mitarbeiter des Unternehmens bleibt die Hoffnung, dass KTM auch diese Herausforderung meistern kann und weiterhin eine der führenden Marken im Motorradsport bleibt.

Kai Schulte-Lippern
Kai Schulte-Lippern
Fotocredits
  • KTM Images
  • Simon Cudby
Textcredits
  • Kai Schulte-Lippern

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