BMW hat sich aus den Verhandlungen über eine Beteiligung an der KTM AG zurückgezogen, wodurch die Investorensuche für das Unternehmen weitergeht. Trotz der Zustimmung der Gläubiger zum Sanierungsplan bleibt die Zukunft von KTM ungewiss. Stefan Pierer gibt sein Vorstandsmandat ab, während Bajaj zusätzliche finanzielle Mittel bereitstellt, um die Produktion im März 2025 schrittweise wieder hochzufahren. Die Suche nach weiteren Investoren ist entscheidend für den Fortbestand des Unternehmens.
Die KTM AG steht weiterhin vor erheblichen finanziellen Herausforderungen, nachdem der deutsche Automobilkonzern BMW sich aus den Gesprächen um eine mögliche Beteiligung zurückgezogen hat. Ursprünglich hatte BMW mit dem indischen KTM-Miteigentümer Bajaj über eine Investition verhandelt, entschied sich jedoch letztlich dagegen.
Laut Medienberichten sorgten kurzzeitig auf Instagram veröffentlichte Bilder von orangefarbenen Motorrädern und Autos für Spekulationen über einen möglichen Einstieg von BMW. Diese Gerüchte wurden jedoch schnell widerlegt. „Ein BMW-Einstieg ist nun endgültig auszuschließen“, heißt es aus Unternehmenskreisen. Offensichtlich war die Veröffentlichung der Bilder das Ergebnis einer unkoordinierten Marketingaktion, die ohne Rücksprache mit der Konzernleitung erfolgte.
Trotz der kürzlich erfolgten Zustimmung der Gläubiger zum Sanierungsplan benötigt KTM weiterhin dringend Investoren, um die finanzielle Zukunft zu sichern. Das Unternehmen hat einen Kapitalbedarf von rund 200 Millionen Euro angemeldet. Bajaj stellte eine Investition von 80 Millionen Euro in Aussicht, während andere potenzielle Geldgeber, darunter ein asiatischer Finanzkonzern, zwischen 50 und 70 Millionen Euro beisteuern könnten. Gespräche mit weiteren Investoren laufen, jedoch gibt es bislang keine gesicherten Zusagen, die das gesamte benötigte Kapital abdecken würden.
Mit der Annahme des Sanierungsplans haben die Gläubiger einer Auszahlung von 30 % ihrer Forderungen zugestimmt, was einer Gesamtsumme von 548 Millionen Euro entspricht. Diese Zahlung muss bis spätestens 23. Mai 2025 beim Sanierungsverwalter hinterlegt sein, damit das Sanierungsverfahren planmäßig abgeschlossen werden kann. Die erfolgreiche Umsetzung dieses Plans wird entscheidend dafür sein, ob das Unternehmen langfristig überleben kann.
Um die Produktion ab März 2025 schrittweise wieder hochzufahren, stellt Bajaj zusätzlich 50 Millionen Euro bereit. Diese Mittel sollen dazu beitragen, die anfallenden Kosten für die phasenweise Wiederaufnahme der Produktion zu decken. Innerhalb von drei Monaten sollen die vier Produktionslinien im Einschichtbetrieb wieder voll ausgelastet werden. Dennoch bleibt ungewiss, ob diese Maßnahmen ausreichen werden, um KTM nachhaltig zu stabilisieren.
Neben den finanziellen Schwierigkeiten gibt es auch Veränderungen in der Führungsebene: Stefan Pierer legt sein Amt als Vorstand der KTM AG nieder und übergibt die Leitung vollständig an Gottfried Neumeister. Pierer wird allerdings weiterhin als Co-CEO der PIERER Mobility AG tätig sein und somit in strategischen Entscheidungen mitwirken. Diese Personalveränderung markiert einen weiteren Wendepunkt für das Unternehmen, das in den kommenden Monaten entscheidende Hürden bewältigen muss.
Pierer, der das Unternehmen über Jahrzehnte geprägt hat, hatte bereits die operative Leitung an Gottfried Neumeister übergeben. Neumeister fungierte in den letzten Monaten als zentraler Ansprechpartner für Medienvertreter und nahm an wichtigen Gerichtsterminen in Begleitung des Sanierungsverwalters Peter Vogl teil.
Für Stefan Pierer ist KTM mehr als nur ein Unternehmen – es ist sein Lebenswerk. Der gebürtige Steirer führte KTM 1992 aus einer existenziellen Krise heraus und machte die Marke zu einem der führenden Motorradhersteller weltweit. Auch zu Jahresbeginn begleitete er Neumeister nach Indien, um mit dem Partner Bajaj Gespräche über die Zukunft des Unternehmens zu führen. „Ich habe mit Gottfried Neumeister den perfekten Nachfolger gefunden„, erklärte Pierer. „KTM war für mich stets mehr als ein Unternehmen – es war und ist eine Leidenschaft, eine Mission und eine Familie. Die Entscheidung, das Steuer zu übergeben, war keine leichte. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass Gottfried Neumeister mit seiner strategischen Weitsicht und seinem Engagement die richtige Wahl ist, um KTM in die Zukunft zu führen.„
Neumeister selbst äußerte sich ebenfalls zu seiner neuen Rolle: „Ich sehe es als Ehre und Verpflichtung, die Geschichte von KTM fortzuschreiben und zusammen mit unseren großartigen Mitarbeitern neue Wege zu gehen.“ Er betonte zudem die Errungenschaften von Stefan Pierer: „Dafür, dass Stefan Pierer in den vergangenen drei Jahrzehnten KTM zu einer Weltmarke aufgebaut hat, gebührt ihm hohes Ansehen und Respekt.“ Mit diesem Wechsel geht bei KTM eine Ära zu Ende, während das Unternehmen in eine ungewisse Zukunft steuert.