Der mit gut 71.000 Zuschauern bis auf den letzten Platz ausverkaufte Georgia Dome von Atlanta war am vergangen Samstagabend der Schauplatz für die achte Runde zur AMA Supercross Championship 2012. Und stellten wir noch in unserer Vorschau auf diesen Event fast schon ein wenig verzweifelt die Frage, wer nach dem verletzungsbedingten Ausfall des bis dato auf Rang zwei geführten Australiers Chad Reed noch in der Lage wäre, dem Titelverteidiger Ryan Villopoto zumindest zeitweise Paroli bieten zu können, so lieferte uns einer der Protagonisten der Meisterschaft in der Hauptstadt des US-Bundesstaats Georgia selbst eindrucksvoll die Antwort: Ryan Dungey. Doch wie immer der Reihe nach …
Schon der Start zum Mainevent – dem Finale der Premiumklasse Supercross über 20 Runden – barg die erste große Überraschung. Denn niemand Geringerem als dem zeitweise vom SX-Lites-Piloten zum Honda-Werksfahrer in der „Big Boy“-Klasse beförderten Cole Seely, der den ebenfalls verletzungsbedingt fehlenden American Honda Muscle Milk Teamfahrer Trey Canard bei einigen Rennen ersetzen soll, gelang es nach dem Fall des Startgatters an die Spitze der Fahrermeute zu stürmen, sich die von Nuclear Cowboyz® ausgelobte Prämie für den Holeshot zu sichern und das Feld der 20 Fahrer mit Ryan Dungey, David Millsaps, Joshua Hansen, Justin Brayton und Ryan Villopoto am Hinterrad in die erste Runde zu führen.
Doch als sei dies noch nicht genug, konnte sich der 21-jährige Kalifornier bei seinem ersten Rennen in der Premiumklasse auch die folgenden sieben Runden auf der Spitzenposition behaupten und dabei manchem „alteingesessenen“ Piloten auf der Nase „rumtanzen“ bzw. besser – wir sind ja schließlich beim Supercross und nicht beim Wiener Opernball – vor dem Bike rumfahren.
Erst im achten Umlauf gelang es Ryan Dungey mit seiner Werks-KTM an „Jungspund“ Seely vorbeizuziehen und selbst die Führung zu übernehmen. Noch drei Runden länger brauchte der Führende in der Meisterschaft Ryan Villopoto, der sich mittlerweile der Reihe nach Hansen, Brayton und Millsaps vorbei bis auf Position drei verbessert hatte, um den Rückstand auf Seely soweit zu verringern, um selbst erfolgreich einen Angriff auf den Honda-Piloten, der gerade von einem Überrundeten etwas aufgehalten wurde, fahren zu können.
Zwar kam Ryan Villopoto gegen Ende des Rennens – genauer zwei Runden vor dem Ziel – dem führenden Ryan Dungey noch einmal gefährlich nahe, doch aufgrund eines Fahrerfehlers konnte „RV“ die Chance nicht nutzen. Während Dungey deshalb nachfolgend relativ unbehelligt seinem zweiten Sieg in dieser Saison entgegenfuhr und dabei Ryan Villopoto mit fast drei Sekunden Vorsprung auf Platz zwei verwies, gelang es auch noch dem relativ schwach gestarteten JGRMX-Yamaha-Piloten James Stewart, dessen mit seinem 200. Start in der AMA SX-Serie ein Jubiläum feiernden Teamkollegen David Millsaps und Honda-Pilot Justin Brayton an Seely vorbeizufahren und sich hinter den beiden Ryans die Plätze drei bis fünf zu sichern. Cole Seely bekam nach seiner grandiosen Vorstellung als Sechster die Zielflagge zu sehen.
Ergebnisse Atlanta, 25.02.2012:
Finale Klasse Supercross
1. Ryan Dungey (KTM), 20 Runden
2. Ryan Villopoto (Kawasaki), +2.727
3. James Stewart (Yamaha), +20.077
4. David Millsaps (Yamaha), +32.303
5. Justin Brayton (Honda), +34.579
6. Cole Seely (Honda), +36.111
7. Jake Weimer (Kawasaki), +37.104
8. Kevin Windham (Honda), +47.507
9. Brett Metcalfe (Suzuki), +1:03.864
10. Nicholas Wey (Kawasaki), +1 Rnd.
11. Kyle Chisholm (Kawasaki), +1 Rnd.
12. Mike Alessi (Suzuki), +1 Rnd.
13. Matthew Goerke (Suzuki), +1 Rnd.
14. Robert Kiniry (Yamaha), +1 Rnd.
15. Joshua Hansen (Kawasaki), +1 Rnd.
16. Broc Tickle (Kawasaki), +1 Rnd.
17. Kyle Partridge (Kawasaki), +3 Rnd.
18. Jeff Alessi (Suzuki), +4 Rnd.
19. Justin Sipes (Kawasaki), +5 Rnd.
20. Weston Peick (Kawasaki), +8 Rnd.
Finale Klasse SX-Lites (East)
1. Justin Barcia (Honda), 15 Runden
2. Blake Baggett (Kawasaki), +2.254
3. Justin Bogle (Honda), +9.113
4. Blake Wharton (Suzuki), +12.264
5. Darryn Durham (Kawasaki), +15.804
6. Ken Roczen (KTM), +16.077
7. Kyle Cunningham (Yamaha), +44.928
8. Hunter Hewitt (Suzuki), +54.383
9. Jake Canada (Honda), +1 Rnd.
10. Shane Sewell (KTM), +1 Rnd.
11. Lance Vincent (KTM), +1 Rnd.
12. P.J. Larsen (KTM), +1 Rnd.
13. Matthew Lemoine (Kawasaki), +1 Rnd.
14. Les Smith (KTM), +1 Rnd.
15. Shawn Rife (Honda), +1 Rnd.
16. Levi Kilbarger (Honda), +1 Rnd.
17. Daniel Herrlein (Honda), +1 Rnd.
18. Angelo Pellegrini (Suzuki), +1 Rnd.
19. Austin Politelli (Honda), +1 Rnd.
20. Bradley Ripple (Honda), +2 Rnd.
Meisterschaftsstand
Klasse Supercross (Top 20) nach 8 Veranstaltungen
1. Ryan Villopoto (Kawasaki), 180 Punkte
2. Ryan Dungey (KTM), 170
3. James Stewart (Yamaha), 136
4. Chad Reed (Honda), 128
5. Jake Weimer (Kawasaki), 106
6. Kevin Windham (Honda), 105
7. Brett Metcalfe (Suzuki), 100
8. Justin Brayton (Honda), 96
9. David Millsaps (Yamaha), 94
10. Mike Alessi (Suzuki), 90
11. Joshua Hansen (Kawasaki), 86
12. Kyle Chisholm (Kawasaki), 77
13. Andrew Short (Honda), 59
14. Broc Tickle (Kawasaki), 59
15. Nicholas Wey (Kawasaki), 55
16. Kyle Partridge (Kawasaki), 29
17. Weston Peick (Kawasaki), 25
18. Robert Kiniry (Yamaha), 24
19. Ivan Tedesco (Kawasaki), 21
20. Matthew Goerke (Suzuki), 17
Klasse SX-Lites (East, Top 20) nach 2 Veranstaltungen
1. Justin Barcia (Honda), 50 Punkte
2. Darryn Durham (Kawasaki), 38
3. Blake Wharton (Suzuki), 36
4. Ken Roczen (KTM), 35
5. Blake Baggett (Kawasaki), 28
6. Justin Bogle (Honda), 27
7. Jake Canada (Honda), 26
8. Hunter Hewitt (Suzuki), 22
9. P.J. Larsen (KTM), 22
10. Lance Vincent (KTM), 21
11. Phillip Nicoletti (Honda), 16
12. Malcolm Stewart (KTM), 15
13. Kyle Cunningham (Yamaha), 14
14. Cole Thompson (Honda), 12
15. Les Smith (KTM), 12
16. Shane Sewell (KTM), 11
17. Alex Martin (Honda), 10
18. Matthew Lemoine (Kawasaki), 10
19. Austin Politelli (Honda), 10
20. Angelo Pellegrini (Suzuki), 7
Mit seinem Finalsieg in Atlanta gelang es Ryan Dungey den Abstand zum weiterhin in der Punktetabelle führenden Ryan Villopoto wieder etwas zu verringern. Nur noch zehn Zähler hinter RV übernimmt „The Dunge“ den zweiten Meisterschaftsrang, ihm folgt mit bereits 34 Punkten Rückstand James Stewart auf Rang drei. Chad Reed, der aufgrund seiner Abwesenheit in Atlanta ohne Punkte blieb, ist nur noch auch Platz vier zu finden, während Villopotos Teambuddy Jake Weimer, der in Atlanta nach einem eher unspektakulärem Rennen hinter Seely als Siebter die Ziellinie überquerte, weiterhin die Top 5 komplettiert.
Blankes Entsetzen dürfte hingegen der Start zum Finallauf der zum zweiten Mal in dieser Saison angetretenen SX-Lites Ostküstenmeisterschaft vor allem bei den deutschen Fans, die das Geschehen zu später Stunde über irgendwelche dunkelgrauen Kanäle verfolgten, verursacht haben. Denn während sich Titelverteidiger Justin Barcia auf seiner GEICO-Honda die mit dem Einfahren des Holeshots verbundene Prämie von 1.000 US-Dollar schnappte und das Fahrerfeld in die erste Runde führte, blieb mit Ken Roczen ausgerechnet der einzige deutsche Fahrer am Startgatter stehen.
Was war geschehen? Einen kurzen Moment bevor das Gatter den Weg zur Hatz auf den Sieg freigab, war K-Rocs KTM-Werksbike bereits nach vorn gerollt und verhinderte so, dass das Gatter an seinem Platz fallen konnte. Und es dauerte anschließend eine gefühlte Ewigkeit, bevor sich der amtierende MX2-Weltmeister aus diesem Dilemma befreien und der bereits entschwundenen Meute hinterherhetzen konnte.
Während Barcia seine Spitzenposition erfolgreich gegen den das gesamte Rennen über auf Position zwei fahrenden Pro Circuit Kawasaki-Piloten Blake Baggett behauptete und nach 15 Runden mit mehr als zwei Sekunden Vorsprung als Sieger über die Ziellinie fuhr und während sich zeitgleich im Kampf um Platz drei Barcias Teamkollege Justin Bogle gegen Rockstar Energy Suzuki-Fahrer Blake Wharton sowie den erneut stark gestarteten Baggett Teamkollegen Darryn Durham durchsetzte, musste sich Ken Roczen quer durchs Fahrerfeld arbeiten. Der Kampf des Thüringers wurde am Ende mit Platz sechs belohnt und hätte das Rennen vielleicht noch ein oder zwei Runden länger gedauert, dann wäre sicher auch eine Top 5-Platzierung drin gewesen, trennten ihn im Ziel doch gerade mal zwei Zehntelsekunden vom fünftplatzierten Durham.
Mit seinem zweiten Sieg beim zweiten Aufeinandertreffen in dieser Saison konnte Justin Barcia seine Führung in der AMA SX-Lites Ostküstenmeisterschaft weiter ausbauen, ihn trennen nun bereits zwölf Punkte vom auf Rang zwei geführten Darryn Durham. Ken Roczen hingegen musste seinen bisherigen dritten Rang räumen und fiel hinter Blake Wharton auf Rang vier zurück. Doch dies sollte K-Rocs Fans im Moment nicht allzu sehr beunruhigen, denn der Rückstand des KTM-Werkspiloten zum zweiten Platz ist gerade einmal drei Punkte groß!
Starterliste Klasse SX
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Starterliste Klasse SX Lites
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Starterliste Klasse SX
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Starterliste Klasse SX Lites
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