Zum dritten und letzten Mal öffnete am vergangenen Samstag das Angel Stadium von Anaheim seine Katakomben für den elitären Rennzirkus der 2015er Monster Energy AMA Supercross Championship, wobei ein Kurs in die Arena gebaggert wurde, welcher nicht unterschiedlicher von bisher Gesehenem hätte sein können.
So kamen wiederholt Eigenschaften wie Rhythmusgefühl und Smoothness zum Tragen und die Piloten waren gefordert, die richtige Balance zwischen Aggressivität und Fingerspitzengefühl zu finden. Ryan Dungey bewies einmal mehr, dass er die Ruhe in Person ist und wagte wie Cooper Webb in der kleinen Klasse mit Konstanz und akkurater Gashand den Sprung auf das oberste Treppchen.
450: Konstanz überzeugt
Eli Tomac eröffnete im ersten Vorlauf den Abend ganz nach Vorstellungen des roten Lagers mit dem ersten Holeshot und Sieg vor Blake Baggett, Chad Reed und Justin Barcia. Alleinig Barcia sah sich im Rennverlauf mit Gegenwehr von Vince Friese konfrontiert, womit – anders als beim Spitzentrio – seinerseits ein wenig Arbeit in den direkten Einzug in das Finale gesteckt werden musste.
Im zweiten Durchgang reihten sich nun die momentan stärksten Anwärter auf den Titel, Ryan Dungey und Ken Roczen, am Startgatter auf und ließen auch bei dem schnellen Griff nach dem Finale nicht viel anbrennen. Wo anfangs noch Mike Alessi mit dem üblichen Holeshot einige Führungsrunden einheimste, rollte „The Dunge“, Kenny und Trey Canard letztendlich ungefährdet an der #800 vorbei und sicherten sich gute Plätze am Gatter der eigentlichen Punktejagd.
Den schon im Heat-Race erlebten Aufschwung von Yoshimura-Suzuki-Pilot Blake Baggett, durfte man dann auch im Main-Event bestaunen, in welchem sich Kalifornier mit dem Holeshot vor Ryan Dungey und Cole Seely in eine nette Ausgangsposition brachte. Doch schon nach einer Runde musste er sich diesen beiden bereits geschlagen geben und die Augen richteten sich zeitgleich auf Trey Canard, der mit nicht weniger Elan, die Fährte aufnahm, nicht lange zögerte und sich dem Spitzenduo anschloss.
Doch die entscheidende Frage, die sich stellte, war: Wo blieb Kenny? Nach nur mäßiger Startperformance tummelte sich der Thüringer nach der ersten Runde auf Position sechs herum, bevor er mit Eli Tomac im Schlepptau an Alessi, vorbei das Hinterrad von Baggett suchte. Dieses Unterfangen sollte sich jedoch als etwas zeitaufwändiger herausstellen, da Kenny sichtlich Mühe mit der Nummer #4 hatte. In Runde acht war es dann aber endlich soweit und K-Roc wurde für das gelungene Manöver gleich mit einem zweiten Platzgewinn belohnt, da Canard mit einen Sturz in der Sandsektion für Ken den Weg auf den dritten Platz bereitete.
Nach einem bis dato eher statischen Rennverlauf, rückte man auf den letzten Metern noch soweit zusammen, bis es für die RCH-Suzuki mit der #94 noch ziemlich ungemütlich wurde. So schnitt Tomac zwei Runden vor Schluss nach dem Ziel-Double Kennys Linie und nahm ihm dadurch den nötigen Schwung für die Rhythmussektion, womit wir nach Oakland das zweite aufeinander folgende Wochenende ein europafreies Podium und breiter werdende Schultern unter den KTM- und Honda-Zelten beobachten müssen. „Mister Konstanz“ legt weitere sieben Zähler zu und darf nun einen Vorsprung von elf Punkten gegenüber unserer Titelhoffnung sein Eigen nennen.
250: Webb in Cruise Control
Bein Anblick des ersten Vorlaufs bekam man den Eindruck, dass Malcolm Stewart genau da weiterzumachen gedachte, wo er in Oakland aufgehört hatte. Der Sieg vor einem heranstürmendem Cooper Webb und Teamkollege Matt Bisceglia ließ den Abend jedenfalls verheißungsvoll beginnen und stellte die Startgatter-Weichen in die richtige Richtung.
Was dann beim Fall des Startgatters in der kleinen Klasse passierte, würfelte jedoch den routinierten Ablauf der finalen Prozedere und den Zeitplan etwas durcheinander, denn eine Fehlfunktion des Gates am Startplatz von Zach Osborne ließ dieses in der aufrechten Position verweilen, so dass sich die Rockstar-Husqvarna beim Startschuss darin verhedderte. Nun dauerte es sechs lange Runden, bis die AMA-Offiziellen die Regelbücher studiert hatten, die roten Flaggen für die sich bereits im Rennmodus befindende Meute schwenkten und nach Neustart riefen.
Alles andere als begeistert war Cooper Webb von dieser Entscheidung, der einen der wenigen guten Starts erwischt hatte und zu diesem Zeitpunkt vor Matt Bisceglia die Führung innehielt. Doch am deutlich kürzeren Hebel sitzend ging es zum Restart über die komplette Renndistanz, bei dem Webb jedoch erneut einen einwandfreien Start hinter Jessy Nelson erwischte.
Schlechter erging es jedoch Malcom Stewart, der in Runde eins in der Sandsektion zu Boden geht und somit nach gutem Start an das Ende des Feldes verfrachtet wurde. Auch Tyler Bowers konnte nicht auf der Position des ersten Versuchs anknüpfen, was in einem die Meisterschaft gefährdenden Sturz gipfelte und auch ihn an das hintere Ende des Feldes spülte.
Unterdessen kam es zwischen Nelson und Webb beim Kampf um die Führung sowie zwischen Plessinger und Osborne beim Streit um Position drei zum Showdown. Mit deutlicher Gegenwehr setzte sich der Inhaber des Redplates erneut an die Spitze, womit ihm die 25 Zähler für den Laufsieg nicht mehr zu nehmen waren. Auch Aaron Plessinger zauberte mit dem Überholmanöver an Osborne und dem damit verbundenen ersten Podium des Rookies ein Lächeln auf das Gesicht von Yamalube-Teammanager Bobby Regan und führte zum doppeltem Herunterbeten der Sponsorenliste an diesem Abend.
Mit einem Beruhigungspuffer von 18 Zählern geht es für Cooper Webb nun zum vorerst letzten Stopp der West-Coast-Truppe nach San Diego, bevor die Jungs der Ostküste das Ruder übernehmen.
Ergebnisse
Finale 450SX:
1. Ryan Dungey (KTM), 20 Runden
2. Cole Seely (HON), +02.361
3. Eli Tomac (HON), +03.265
4. Ken Roczen (SUZ), +05.012
5. Trey Canard (HON), +16.445
6. Chad Reed (KAW), +19.983
7. Blake Baggett (SUZ), +21.461
8. Justin Barcia (YAM), +25.067
9. Jason Anderson (HUS), +28.782
10. Joshua Hill (YAM), +49.593
11. David Millsaps (KAW), +57.542
12. Andrew Short (KTM), +1:00.244
13. Vince Friese (HON), +1 Rnd.
14. Kyle Chisholm (KAW), +1 Rnd.
15. Jacob Weimer (KAW), +1 Rnd.
:
Meisterschaftsstand 450SX:
1. Ryan Dungey (KTM), 107 Punkte
2. Ken Roczen (SUZ), 96
3. Eli Tomac (HON), 84
4. Trey Canard (HON), 84
5. Jason Anderson (HUS), 74
6. Justin Barcia (YAM), 71
7. Cole Seely (HON), 67
8. Chad Reed (KAW), 57
9. David Millsaps (KAW), 54
10. Blake Baggett (SUZ), 54
11. Andrew Short (KTM), 53
12. Jacob Weimer (KAW), 42
13. Broc Tickle (SUZ), 39
14. Weston Peick (YAM), 32
15. Brett Metcalfe (SUZ), 30
:
Finale:
1. Cooper Webb (YAM), 15 Runden
2. Jessy Nelson (KTM), +03.650
3. Aaron Plessinger (YAM), +07.946
4. Zach Osborne (HUS), +12.097
5. Matthew Bisceglia (HON), +18.732
6. Shane Mcelrath (KTM), +19.698
7. Joshua Hansen (KAW), +20.300
8. Justin Hill (KTM), +20.738
9. Alex Martin (YAM), +28.870
10. Cole Martinez (YAM), +34.650
11. Jackson Richardson (HON), +35.278
12. Thomas Hahn (HON), +38.335
13. Zackery Freeberg (YAM), +40.254
14. Chris Alldredge (KAW), +49.762
15. Tyler Bowers (KAW), +51.711
:
Meisterschaftsstand 250SX (West):
1. Cooper Webb (YAM), 111 Punkte
2. Jessy Nelson (KTM), 93
3. Zach Osborne (HUS), 87
4. Tyler Bowers (KAW), 84
5. Justin Hill (KTM), 78
6. Aaron Plessinger (YAM), 74
7. Malcolm Stewart (HON), 68
8. Shane Mcelrath (KTM), 64
9. Joshua Hansen (KAW), 61
10. Alex Martin (YAM), 59
11. Thomas Hahn (HON), 44
12. Zachary Bell (HUS), 41
13. Matthew Bisceglia (HON), 34
14. Zackery Freeberg (YAM), 32
15. Jackson Richardson (HON), 30
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