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Monster Energy AMA Supercross Championship 2023 in Denver - Fahrerstimmen

Titel zweieinhalb von drei sind vorab entschieden

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Lesedauer: 8 min

Vergangenen Samstag ging es für alle Kontrahenten der diesjährigen Monster Energy AMA Supercross Meisterschaft nach Denver, Colorado – zumindest für all jene, die sich noch nicht verletzt hatten.

Für den Honda-Werksfahrer Jett Lawrence sollte es nach seiner bislang erfolgreichen Saison zur Titelnacht werden, während der Lokalmatador Eli Tomac mit seiner Star Racing Yamaha ein weiteres Rennen auf dem Weg zu einem weiteren SX-Titel absolvieren sollte. Doch unerwarteter Weise nahmen die Dinge einen ganz anderen Lauf. 

Chase Sexton „Es ist nie vorbei, bis es vorbei ist“

Chase Sexton vom Honda-Werksteam HRC lag vor Denver 18 Punkte hinter dem Meisterschaftsführenden. Da Tomac ein sehr versierter Fahrer ist, waren die Chancen auf den Titel innerhalb der letzten zwei Runden, eher gering. Somit war es Chase Sextons Ziel in jedem Rennen um den Sieg zu fahren, was er am Abend im „Empower Field at Mile High“ von Beginn an auch tat. Im Vorlauf lieferten sich Tomac und Sexton ein sehr spannendes Rennen, bei dem Sexton am Ende als Erster über die Ziellinie ging. Im Hauptrennen lag Sexton dann aufgrund seines mittelmäßigen Starts zunächst nur im Mittelfeld. Schnell arbeitete er sich aber nach vorn, überholte Adam Cianciarulo (Kawasaki) und ging in Führung. Seine Mechaniker zeigten ihm derweil nicht an, dass Tomac das Rennen vorzeitig beenden musste. Er überrundete bis auf die ersten vier alle Fahrer, gewann das Rennen und holte sich damit die Meisterschaftsführung.

Monster Energy AMA Supercross Championship 2023 in Denver - Fahrerstimmen
Selbst für ihn unerwartet zur Meisterschaftsführung: Chase Sexton

„Ich denke, einige meiner Stürze zu Beginn der Saison sind darauf zurückzuführen, dass ich negativ eingestellt war und mir nicht zutraute, diese Rennen zu gewinnen. In der Mitte der Saison habe ich definitiv in Frage gestellt, ob ich ein ganzes Hauptrennen anführen und gewinnen kann. Nach Seattle hatte ich etwas Zeit, um mich zu erholen und den Kopf freizubekommen. Wir führten ein paar Tests durch, und ich fühlte mich auf dem Motorrad sehr solide. Man muss versuchen, positiv zu bleiben, wenn solche Dinge passieren, und ich wusste, dass ich mich da wieder herauswinden muss. Es ist nie vorbei, bis es vorbei ist. Offensichtlich haben wir jetzt noch eine weitere Runde, also müssen wir noch ein letztes Mal unser Bestes geben.“

Ken Roczen: „Ich konnte nicht mehr ausweichen, fuhr direkt hinein und wäre beinahe wieder zu Boden gegangen.“

Der 29-Jährige Thüringer Ken Roczen scheint sich auf seiner Progressive Insurance Ecstar Suzuki immer wohler zu fühlen. In den Abend startete er mit einem Sieg in seinem Vorlauf, wodurch er ein heißer Kandidat für den Sieg im Hauptrennen war. Das Hauptrennen hätte aber für „Kickstart Kenny“ nicht schlechter anfangen können. Er rutschte in der ersten Kurve über das Hinterrad und war gezwungen das Rennen als Letzter wieder aufzunehmen. Doch der Suzuki-Pilot ist mit seiner Suzuki so zufrieden, dass er in Denver trotz des Sturzes bis auf Platz zwei vorgefahren ist.

Monster Energy AMA Supercross Championship 2023 in Denver - Fahrerstimmen
Zum dritten Mal in Folge auf dem Podium: Ken Roczen

„Es war eine aufregende Nacht in Denver. Im Hauptrennen stürzte ich in der ersten Kurve, aber zum Glück blieb das Motorrad am Laufen. Ich bin als Letzter losgefahren und in der zweiten Kurve waren ein paar Jungs zu Boden gegangen. Ich konnte nicht mehr ausweichen, fuhr direkt hinein und wäre beinahe wieder zu Boden gegangen. Also nahmen wir das Rennen von ganz hinten wieder auf und ich stürmte nach vorne, so gut ich konnte. Am Ende fuhr ich bis auf Platz zwei vor. Ich bin sehr zufrieden mit meinem Fahrweise und damit, wie wir die Nacht beendet haben. Wir haben den ganzen Tag über an einigen Motoreinstellungen herumgebastelt und mein Motorrad war wieder einmal bestens für das Abendprogramm gerüstet.“

Adam Cianciarulo: „Ich bin mir nicht sicher, wie lange ich dafür gebraucht hätte, wenn es all das hier nicht gegeben hätte.“

Nach einer mehrjährigen Podiumspause sollte Denver für Adam Cianciarulo eine ganz besondere Nacht werden. Nach einem soliden Vorlauf ging das Hauptrennen für Cianciarulo sehr gut los. Zwar wurde er direkt nach seinem Holeshot von Shane McElrath (Suzuki) überholt, jedoch konnte er von Platz zwei aus, schnell wieder die Führung übernehmen. Nach ein paar Runden in Führung, wurde „AC9“ erst von Sexten überholt und schlussendlich auch von Roczen eingeholt. Nachdem die beiden Fahrer ihn passierten, sollte Cianciarulo nachfolgend ohne Probleme sein lang ersehntes Podium einfahren.

Monster Energy AMA Supercross Championship 2023 in Denver - Fahrerstimmen
Endlich wieder in den Top 3: Adam Cianciarulo

„Es ist lange her, dass ich auf dem Podium gestanden habe. Mir fällt es eigentlich nie schwer die richtigen Worte zu finden, aber der Weg, den ich in den letzten zwei Jahren gegangen bin, ist schwer in Worte zu fassen. Es gab viele Dinge, die ich lernen musste, viele Dämonen, die ich besiegen musste. Ich bin mir nicht sicher, wie lange ich dafür gebraucht hätte, wenn es all das hier nicht gegeben hätte. Wenn man etwas so sehr liebt, wird man es um jeden Preis erreichen und einen Weg finden. Mein Ziel ist es nicht mehr, erfolgreich zu sein, sondern gute Arbeit zu leisten und die Menschen gut zu behandeln. Was auch immer ich dafür bekomme, kann ich mit einem Lächeln akzeptieren. Ich kann den Menschen in meinem Umfeld, die mich unterstützt und aufgerichtet haben, nicht genug danken. Das werde ich mir merken.“

„Ich kann dies nicht abschließen, ohne ein paar Worte über Eli zu verlieren. Es ist schade, dass er nach einer so großartigen Saison auf diese Weise ausscheidet. Ich bin mir nicht sicher, wie seine Zukunftspläne aussehen, aber unabhängig davon habe ich großen Respekt vor ihm und seiner Karriere, so wie wir alle, denke ich. Ich hoffe, dass ich die Strecke wieder mit ihm teilen kann, und ich hoffe natürlich, dass er sich gut erholt. Du bist der Mann, ET3!“

Eli Tomac / Monster Energy Yamaha Sar Racing: „Das ist leider Teil des Sports, aber es ist trotzdem hart.“

Für den amtierenden Supercross-Champion Eli Tomac war Denver das Heimrennen. Bereits im Vorlauf zeigte sich, wie sehr er durch die lauten Zuschauer motiviert wurde. Hierbei lieferten er und Sexton sich die über die ganze Zeit spannende Zweikämpfe. Nach einem derartigen Start in den Abend freuten sich alle auf das Hauptrennen Dies jedoch wurde für Tomac und seine Titelchancen zur absoluten Tragödie. Zu Beginn des Rennens wurde sein linker Fuß zu sehr gedehnt. Dies führte zu einem Riss der Achillessehne, was wiederum zu einem frühzeitigen Aus im Hauptrennen führte. Wenig später bestätigte sein Teamchef Jeremy Coker die schlimmsten Befürchtungen: Das Saisonaus für Tomac und damit seine Chancenlosigkeit in Sachen erfolgreiche Titelverteidigung. 

Monster Energy AMA Supercross Championship 2023 in Denver - Fahrerstimmen
Bitteres Ende des Titelkampfes: Eli Tomac

Jeremy Coker: „Es ist schwer, alles in Worte zu fassen, um ehrlich zu sein. Für Eli und das ganze Team ist das natürlich ein schwerer Schlag. Der Tag lief wirklich gut, wir hatten ein gutes Qualifying und ein gutes Vorrennen und lagen im Hauptrennen in Führung. Jedoch dann wurde uns der Teppich unter den Füßen weggezogen. Unsere ersten Gedanken sind bei Eli, und wir wünschen ihm eine schnelle Genesung. Das ist leider Teil des Sports, aber es ist trotzdem hart.“

RJ Hampshire: „Es ist einfach schön, ihnen einen Sieg zu schenken.“

In der 250SX-Westküstenmeisterschaft konnte der Husqvarna Werksfahrer RJ Hampshire die ganze Saison über bisher nie besser als auf Platz zwei ins Ziel kommen. Bei noch zwei ausstehenden Rennen hat es Hampshire sich zum Ziel gemacht, eine Abendveranstaltung noch für sich zu behaupten. Im Vorlauf musste er zunächst gegen Levi Kitchen (Yamaha) geschlagen geben, doch im Hauptrennen zeigte er einen beeindruckenden Speed. Bei einem Überholversuch gegen Levi Kitchen, ging er beinahe zu Boden und kam von der Strecke. Nur mit Mühe konnte er sich abfangen, wieder auf die Strecke fahren und zurück in seinen Rhythmus finden. Kurze Zeit später war er wieder an Kitchens Hinterrad dran. Diesmal gelang es dem Husqvarna-Piloten in Führung zu gehen. Die Führung behielt er dann bis ins Ziel und holte damit seinen ersten Supercross-Sieg in dieser Saison.

Monster Energy AMA Supercross Championship 2023 in Denver - Fahrerstimmen
Kurz vor Meisterschaftsende noch ein Sieg: RJ Hampshire

„Es war ein großartiger Tag. Ich freue mich riesig für das Rockstar Energy Husqvarna Factory Racing Team. Einen dieser Siege zu erringen, bevor die Saison zu Ende ist, war großartig. Wir haben eine Menge Selbstbewusstsein aufgebaut. Ich nehme das nicht als selbstverständlich hin. Ich weiß, wie viel Arbeit in diesem Team und in mir, in diesem Motorrad und in all unseren Unterstützern steckt. Es ist einfach schön, ihnen einen Sieg zu schenken, so konnte ich mich auch endlich revanchieren. Ich war im Qualifying nicht so schnell und habe meinen Vorlauf nicht gewonnen. Aber ich hatte heute einfach das Gefühl, dass ich es schaffen würde. Etwa in der Mitte des Hauptrennens unterlief mir ein großer Fehler, aber am Ende habe ich richtig Gas gegeben und mir so zumindest eine Chance auf den Sieg erkämpft. Und das haben wir dann auch geschafft.“

Levi Kitchen: „Er war ziemlich nah dran, und dann habe ich ihn zu einem kleinen Fehler gezwungen.“

Aufgrund seiner frühzeitigen Verletzung in der letzten Supercross Saison, gilt der Star Racing Yamaha-Pilot Levi Kitchen immer noch als Rookie, und dafür zeigt er sich von seiner besten Seite. Auch in Denver stellte Kitchen sich wieder unter Beweis. Den Vorlauf behauptete der 22-Jährige für sich und hatte somit freie Wahl am Startgatter des Hauptrennens. Mit einem guten Start ging er als Zweiter um die Kurve. Nicht viel später ging Kitchen an dem KTM-Fahrer Maximus Vohland vorbei und führte fürs erste das Rennen an. Nach mehrfachen spannenden Zweikämpfen von Hampshire, konnte Kitchen die Führung nicht weiter verteidigen und beendete das Rennen als Zweiter.

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Stellte sein Talent erneut unter Beweis: Levi Kitchen

„Es war ein guter Abend. Ich hatte einen ziemlich guten Start und konnte Max Vohland früh überholen. Ich fuhr mir einen kleinen Vorsprung heraus, aber RJ kam immer näher. Er war ziemlich nah dran, und dann habe ich ihn zu einem kleinen Fehler gezwungen. Ich hatte einen guten Vorsprung, aber ich machte bei ein paar Überrundungen Fehler und er holte wieder auf. Insgesamt bin ich ziemlich zufrieden mit dem Tag. Es war ein gutes Rennen und wir sind ziemlich sauber gegeneinander gefahren, also hat es Spaß gemacht. Wir lernen ständig dazu. Mit dem zweiten Platz und einem weiteren Podium nehmen wir das mit und fahren nach Salt Lake zum East-West-Showdown.“

Jett Lawrence: „Ich wusste, dass ich nur 10. oder besser sein musste, also konnte ich mir Zeit lassen und musste es nicht übertreiben.“

Sein älterer Bruder holte letztes Wochenende an der Ostküste, diesmal waren Jett Lawrence und das Honda-Werksteam an der Reihe, den Titel an der Westküste einzusacken. Jett musste dafür gerade einmal als Zehnter oder besser ins Ziel kommen, was mit sechs Siegen allein in der bisherigen Saison als machbar zu sein schien. Der Abend begann zunächst mit Problemen. „Jettson“ kollidierte beim Start mit Hunter Yoder (Kawasaki), kam jedoch als Vierter ins Ziel. Im Hauptrennen hatte der dreifache 250ccm-Champion einen durchwachsenen Start. Um nichts zu riskieren, reihte Jett sich weiter hinten ein und nutze die kommende 15 Minuten plus eine Runde, um in die Top 10 zu fahren. Schlussendlich ging er als Drittplatzierter über die Ziellinie und holte damit seinen vierten Titel in zwei Jahren: 2x Supercross und 2x Motocross. Wir sagen Glückwunsch! 

Monster Energy AMA Supercross Championship 2023 in Denver - Fahrerstimmen
Rang drei in Denver reichte ihm zum Titel: Jett Lawrence

„Der Vorlauf verlief nicht wie geplant. Ein Typ fuhr nach links und ich konnte einfach nirgendwohin ausweichen. Ich war aber froh, dass ich mich wenigstens für das Hauptrennen qualifiziert hatte. Im Hauptrennen waren die Spurrillen nach dem Stargatter bereits sehr kaputt, sodass es nur noch weniger gute gab. Ich fand eine gute, drehte mich aber, als ich in den Dreck geriet, und damit war mein Start dahin! Ich wusste, dass ich nur Zehnter oder besser sein musste, also konnte ich mir Zeit lassen und musste es nicht übertreiben. Als ich an dritter Stelle lag und sah, wo die anderen Jungs waren, gab es nicht mehr viel Traktion im Dreck, also machte ich ruhig. Wir konnten nicht ganz mit Hunter mithalten, als er seine Meisterschaft gewann, aber wir sind trotzdem glücklich, dass wir mit der Nummer #1 dastehen.“

Alle Ergebnisse des US-Supercross in Denver im Detail ››

Highlights der Hauptrennen ››

Jens Pohl
Jens Pohl
Online-Redakteur
Fotocredits
  • Jeff Kardas
Textcredits
  • Kai Schulte-Lippern

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