Arnaud Tonus vom Monster Energy Wilvo Yamaha Team hat in seiner dritten MXGP-Saison im Alter von 28 Jahren ein wahres Karriere-Hoch. Der Schweizer feierte sein Debüt bei der FIM Weltmeisterschaft bereits vor mehr als zehn Jahren als Teenager. Tonus hat einen tollen Fahrstil und bringt viel Potenzial mit. Jedoch haben Verletzungen und Rückschläge ihn sowohl in der MX2- als auch in der MXGP-Klasse immer wieder zurückgeworfen. Nun ist die erste Hälfte der Saison 2019 vorüber und der Schweizer schaffte es in den letzten fünf Rennen jeweils auf eine Podiumsplatzierung. Dies beschert ihm den vierten Platz im Gesamtklassement, einen Punkt hinter seinem Landsmann Jeremy Seewer. Nach seinem zweiten Platz beim Grand Prix in Deutschland am vergangenen Wochenende sprach Adam Wheeler mit Tonus.
Arnaud, war es wichtig für dich hier ein Kapitel auf der Strecke in Deutschland abzuschließen? 2014 bist du hier in Teutschenthal gestürzt und hast dir die linke Schulter verletzt, als du gerade um die Top-Platzierungen in der MX2-Klasse gefahren bist…
Ja, das ist richtig. 2014 war ein gutes Jahr, jedoch mit einer heftigen Verletzung. Es ist ein bisschen lustig. Jetzt habe ich mir die Schulter während der letzten Runde beim Rennen erneut ein bisschen aus der Gelenkpfanne gezogen. Ich verdrehte sie mir als ich in der Sandpassage einen Fehler machte. Aber es ist alles in Ordnung. Das sollte sehr schnell wieder heilen. Was für ein Kapitel! Ich bin mir nicht einmal sicher, ob es nicht eigentlich von 2014 bis heute anhielt. Ich bin jedoch sehr glücklich über den Weg, auf dem ich mich nun befinde. Das Wochenende war sehr herausfordernd, da ich in der Qualifikation lediglich auf dem 14. Rang gelandet bin. Der Start ist hier sehr trickreich, wenn man von den äußeren Gates ins Rennen geht. Du brauchst gleich in den ersten Sekunden einen wirklich guten Sprung nach vorne, um mit dabei zu sein. Dies habe ich Gott sei Dank in beiden Läufen geschafft. Somit konnte ich in den Kampf um die Podiumsplatzierungen mit einsteigen.
Befindest du dich in einer deiner besten Momente deiner Karriere?
Ja, ich denke schon. Die Resultate sprechen für sich. Ich habe noch nie fünf Podiumplatzierung am Stück geschafft, nicht mal auf der 250er. Wir haben nun alle Bedingungen einmal durchlebt. Zu Beginn waren wir hauptsächlich auf hartem Untergrund unterwegs, dann kam der Sand von Lettland und hier war es nass und sehr herausfordernd. Es ist ziemlich speziell in Teutschenthal. Die Spurrillen werden auf der Strecke tief und sehr hart. Das ist komisch und fühlt sich mehr wie Enduro an. Du musst deine Balance finden zwischen flüssigem und schnellem fahren. Wenn du überpaced, stürzt du und machst viele Fehler, wodurch du automatisch wieder langsamer machst. Es geht hier darum, seinen Rhythmus zu finden.
Sprechen wir über deinen Fahrstil: es wirkt flüssiger denn je…
Es ist eine Mischung aus Allem kann ich nur sagen. Es hat viele Jahre gedauert, in denen ich probiert habe, alles zusammenzubringen, um eine gute Performance abzuliefern. Um ehrlich zu sein war der mentale Aspekt für mich ein sehr großer. Darüber war ich mir im Klaren. Ich habe sehr stark daran gearbeitet mich selbst und meine Stimmung zu verstehen. Der Schlüssel war unter anderem eine tiefe Selbstwahrnehmung mit Mediation. Es hat zwar eine lange Zeit gedauert bis ich es begriffen habe, aber nun beginnt es sich auszuzahlen.
Du schaust zudem sehr schlank aus.
Ja, ich hatte zwei Schulter-OPs. Danach kannst du dort einfach nicht mehr so viele Muskeln aufbauen. Ich habe gegenüber meinem vorherigen Gewicht sicherlich zwei oder drei Kilo abgenommen. Es ist nicht so viel, aber ich bin ein bisschen hagerer. Zudem habe ich auch eine neue Diät ausprobiert. Nichts weltbewegendes… Aber es hilft!
Kannst du darüber lachen wie komisch dieser Sport doch sein kann? Man wird von einem Hoch in nächste Tief geschmissen und gerät von einem Extrem in das nächste.
Es ist verrückt. Ich weiß nicht, ob andere Sportarten auch so sind, aber ich würde sagen, dass man als professioneller Athlet eine verrückte Fahrt durchlebt. Wie bereits erwähnt, kann man von dem höchsten Punkt, den man erreichen kann, im nächsten Moment sofort wieder auf dem Tiefpunkt landen. Ich bin einfach nur momentan sehr dankbar, dass wir uns in einem guten Abschnitt befinden. Ich bin auch dankbar für die Tiefs, da ich daraus gelernt habe, mit Rückschlägen umzugehen und daran zu wachsen. Wenn du das schaffst, hat auch ein Tiefpunkt etwas positives. Es ist ein hartes, sehr hartes Unterfangen, aber sobald du etwas Positives daraus ziehen kannst, hilft es dir neue Kraft zu erlangen und kann dir später weiterhelfen.
Bist du zufrieden damit, dass die Leute nun den Fahrer sehen, der du sein kannst?
Definitiv. Es ist gut, dass die Leute mich nun auf diese Art und Weise sehen. Ich bin jedoch noch glücklicher für mich selbst, dass ich mich nun auch so sehen und es gleichzeitig genießen kann, so viel Unterstützung von den Fans zu erhalten. Wenn du durch schwere Zeiten gehst, musst du dich viel mehr alleine um dich selbst kümmern. Da ist ein viel größerer persönlicher Einfluss vorhanden. Sobald die Leute wieder genießen können, mich auf dem Motorrad zu sehen, ist das großartig. Ich weiß, dass da draußen viele Leute sind, die mich supporten. Jedoch bekommst du davon nicht so viel mit, wenn du eine schwere Zeit durchlebst. Sobald es gut läuft, erhält man viele Nachrichten.
Es sind insgesamt drei Yamaha-Fahrer im Abstand von einem Punkt, die um den dritten Platz in der Weltmeisterschaft kämpfen. Falls du am Ende der Saison auf diesem Platz stehen solltest, ist das die beste Kehrtwende deiner Karriere, oder?
Ich habe darüber auf diese Art und Weise noch nicht nachgedacht. Im Moment genieße ich es einfach auf dem Podium zu stehen. Ich bin glücklich und dankbar zugleich. Es wäre großartig so etwas zu erreichen, aber ich möchte nicht zu weit denken oder das Momentum, mit dem ich gerade unterwegs bin, verlieren.