Während viele MX-Fans noch heiß über den am vergangenen Wochenende in Uddevalla ausgetragen MXGP of Sweden diskutieren, nehmen die MX1/MX2-Weltmeisterschaftsakterure bereits die lauernden Tücken und Schlüsselpassagen des lettischen Tracks „Zelta Zirgs“ in Augenschein. Denn auf der bedeutendsten lettischen Rennstrecke, welche gut eine Autostunde südwestlich der Hauptstadt Riga in Kegums zu finden ist, wartet auf Caroli & Co. eine spektakulär vorbereitete, höchst anspruchsvolle und weltmeisterschaftswürdige Sandpiste. Kegums zählt bereits seit fünf Jahren bei den GP-Fahrern, Funktionären und Fans mit zu den besten Tracks Europas und beendet das zweite GP-Kalender-Drittel der Saison 2013.
In der MX1-Königklasse ist natürlich auch der momentane „König“ Antonio Cairoli auf seiner Red Bull Factory KTM und dem Redplate im Gepäck gewappnet für den Großen Preis von Lettland. Das Selbstbewusstsein ist groß und die Niederlage „zu Hause“ beim GP of Italy, die der Sizilianer gegen Paulin Gautier hinnehmen musste, beinahe wieder vergessen nach der beeindruckenden Vorstellung in Schweden am letzten Wochenende. Trotz allem darf sich auch ein Antonio Cairoli nicht zurücklehnen, denn Gautier wird nach einem enttäuschenden 7-4-Resultat versuchen sich und seine Kawasaki bestens in Szene zu setzen. Aber nicht nur die Wiedergutmachung von Gautier könnte Cairoli auf der „Zelta Zirgs“ in Lettland Schwierigkeiten bereiten, auch die beiden Belgier Clement Desalle und Ken de Dycker, die in der Championchip-Gesamtwertung hinter dem Führungsduo liegen, sind im Sand zum absoluten Top-Favoriten-Kreis dazu zu zählen. Die Rockstar-Energy-Suzuki von Desalle streifte in Schweden zweimal auf Platz drei liegend die Zielflagge und auch die Red Bull Factory KTM von De Dycker konnte mit engagierter Fahrt zu einem 4-2-Resultat gesteuert werden.
Was ist aus deutscher Sicht zu erwarten? Einiges! Denn Max Nagl überzeugte im ersten Durchgang von Schweden mit einem hervorragenden zweiten Rang, welcher neben einem weiteren zweiten Rang beim GP of Brazil persönliche Bestleistung war. Die Form stimmt also bei dem Mann aus Weilheim und wir können gespannt sein was der deutsche Honda-World-Motocross-Pilot im Stande ist zu leisten. Und es ist momentan auch spannend zu sehen, wie sich Sarholz-KTM-Pilot Dennis Ullrich nach seinem Wechsel in die MX1-Kategorie entwickelt. In Schweden fuhr er zum zweiten Mal in Folge in beiden Rennen souverän in die Punkte und verbesserte sich damit in der Gesamtwertung auf den 21. Platz. Da sollte in Lettland durchaus eine Fortsetzung möglich sein.
Jeffrey Herlings ist ähnlich wie Cairoli, jedoch in der MX2-Klasse, der Serienträger des legendären Redplate. Lediglich letztes Wochenende bekam das Punktekonto des 18-jährigen Holländers durch den dritten Platz im ersten Wertungslauf einen kleinen Kosmetikfehler. Keine Gelegenheit für Herlings nervös zu werden, denn ein WM-Polster von satten 129 Punkten vor Jordi Tixier und Jose Butron dürfte noch nicht wirklich beunruhigen. Die Überraschung vom GP of Schweden war jedoch ein Anderer, nämlich der Franzose Christophe Charlier holte im Land der Elche seinen ersten Laufsieg und überzeugte auch sonst auf seiner Monster Energy Yamaha. Am Ende reichte es mit einem dritten Rang im zweiten Wertungslauf für einen zweiten Gesamtrang für Charlier. Enttäuschend lief es in Schweden dagegen für den Spanier Jose Butron, der auf seiner Silver-Action-KTM zwar weiter die dritte Position in der Gesamtwertung halten kann, jedoch mit einem 9-7-Ergebnis sichtlich bedient war und nun bereits den Atem von Charlier spüren kann.
Neben der MX1/MX2-Weltmeisterschaft werden am kommenden Wochenende auch die Akteure der Europameisterschaft 125ccm und 250ccm in Kegums aufeinandertreffen. Bei der zweiten Runde der EMX125-Serie in Portugal konnte Pauls Jonass aus Lettland das große Finale für sich entscheiden und die Führung in der Gesamtwertung verteidigen. Jonass wird alles daran setzten auch „zu Hause“ wieder den großen Coup zu landen und alle Punkte für sein Konto einzuheimsen, aber so leicht wird das nicht. Auch Deutschland hat mit Henry Jacobi, dem Vierten der EMX125-Gesamtwertung, ein heißes Eisen im Feuer. Der junge KTM-Sarholz-Pilot aus dem thüringischen Bad Sulza glänzte in Portugal mit einem fantastischen zweiten Rang im Finale und setzte ein Ausrufezeichen in Richtung Pauls. Jacobi absolvierte Ende Juni ebenfalls ein Rennen im Rahmen der ADAC MX Masters und bestätigte seine top Form in Aichwald mit einem starken Top-10-Resultat. Die EMX250-Kategorie wird nach drei Veranstaltungen ganz klar vom Schweizer KTM-Fahrer Valentin Guillod dominiert, der bisher alle Punkte abräumte, die bis jetzt vergeben wurden und als absoluter Top-Favorit auf den Tagessieg in Lettland gilt. Hinter Guillod lauern Jeremy Seewer auf der Suzuki und KTM-Pilot Damon Graulus in der Meisterschaftswertung und komplettieren die Top 3 der EMX250.
