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Hinter die Kulissen geschaut

RV zu Besuch in Europa – Teil 2

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Lesedauer: 5 min

Ja, wir wissen, dass Ryan Villopoto bereits wieder über alle Berge (zumindest aber über den Atlantik) gejettet und mittlerweile wieder zuhause ist. Doch um euch mal einen kleinen Eindruck zu vermitteln, welches PR-Pensum der Kawasaki-Star während seines Euro-Kurztrips zu bewältigen hatte, haben wir ihm unseren Mann fürs Grobe – Stefan Wasner – quasi „undercover“ auf den Hals gejagt.

Fakt ist: Wenn wir jemals so schnell wie Villopoto werden sollten (man kann ja nie wissen), dann darf man auf keinen Fall ungeduldig sein, man muss langweilige, gleiche Fragen 2.000 mal beantworten, und man muss im Schlaf seinen eigenen Namen schreiben können. Villopoto kann das aber, lest selbst…

Eigentlich hat Ryan Villopoto ja einen Krankenschein und könnte es sich gut gehen lassen. Füße hoch und ab dafür – mehr oder weniger. Und da Ryan momentan verletzungsbedingt mehr Zeit zur Verfügung hat als ihm lieb ist, bot sich ihm die Chance, neben dem belgischen Grand Prix auch mal für seinen Klamotten-Sponsor „Thor“ bei Parts Europe in Deutschland, genauer gesagt in Wasserliesch nahe der Luxemburgischen Grenze, vorbeizuschauen.

Des einen Leid ist des anderen Freud. Zumindest für uns. Denn die Meldung, dass Villopoto zu Gast beim MXGP in Bastogne ist, stieg hier schneller hoch, als ein Furz in der Badewanne. Und ob wir Villopoto dieses Jahr beim MXoN im belgischen Lommel noch mal zu Gesicht bekommen, steht bis dato wegen seiner Knieverletzung noch in den Sternen, wie er auch selbst bestätigte.

Zwei Motocross-Stars unter sich: RV und Stefan Everts
Zwei Motocross-Stars unter sich: RV und Stefan Everts

Am Donnerstag vor dem GP landete Ryan samt beachtlichem Gefolge im belgischen Brüssel. Checkpoint Eins: Hausbesuch bei Legende Stefan Everts. Noch einigermaßen entspannt und ein Spaziergang, im Vergleich zu dem was noch auf dem Programm des Superstars stehen sollte. Anschließend ab ins Auto, Checkpoint Numero Zwei: Lockeres Sightseeing in Luxemburg und Trier, denn die alte Römerstadt hat ja mächtig was zu bieten.

Präsentation bei Parts Europe
Präsentation bei Parts Europe

Ruhe vor dem Sturm – Freitag wurde es dann nämlich zum ersten mal ernst. Das grüne Männchen hatte dort mit der Präsentation in den heiligen Hallen bei Parts Europe, bei der Thor die 2013er Kollektion vorstellte, alle Hände voll zu tun. Anschließend bat der Moderator Villopoto zum Interview, danach Autogrammstunde – das kann man in diesem Falle wörtlich nehmen (Stunde). Langsam aber sicher nahmen die Finger die Farbe seiner Haare an, nämlich knallrot. Denn zu dieser Veranstaltung bei Parts Europe waren alle Händler eingeladen, die das Unternehmen in Europa bedient, nur um mal das Ausmaß des Kundenstammes darzulegen und der damit verbrauchten Kugelschreiber. Dutzende weitere Interviews mit der anwesenden Presse folgten.

?Was hältst du davon Tommy, wenn wir uns hier einfach verdrücken??
?Was hältst du davon Tommy, wenn wir uns hier einfach verdrücken??

Nach getaner Arbeit ging es für Villopoto am Samstag dann zur Premiere des belgischen Grand Prix nach Bastogne. Um 15:00 Uhr hatte Ryan den nächsten Termin im Youthstream-Pressezelt. Hierzu waren keine Geringeren geladen worden als Eric Geboers, Joel Smets und natürlich Stefan Everts, die gefühlt zusammen mehr WM-Titel geholt haben als Sterne am Himmel stehen. Wieder viel Shakehands und Smalltalk mit den Anwesenden. Bekommen Crosser eigentlich keine Tennisarme?

Und dann kamen auch noch die vom CROSS Magazin....
Und dann kamen auch noch die vom CROSS Magazin….

Da „Villopoto Live“ bei den Gazetten in Europa begehrter ist als ein Playboy-Heft in der Priesterschule, gab es im Anschluss nach der Pressekonferenz auch nichts anderes zu erwarten: Richtig, abermals unzählige Interviews.

Da Bastogne zeitgeschichtlich durch die Ardennenoffensive des Zweiten Weltkrieges in die Geschichtsbücher eingegangen ist, lieh das benachbarte Weltkriegsmuseum der Veranstaltung etliche Requisiten. So schmückte das Pressezelt zum Beispiel eine 1942er Militär Harley Davidson. Ein Journalist bat Ryan, sich für das Abschluss-Fotoshooting einen originalen Stahlhelm aufzusetzen. Total beknackt, aber er lachte und tat es. Alle waren irgendwie erstaunt!

Ein Nac Nac auf einer Harley - stilecht war die wenigstens andeutungsweise "grün".
Ein Nac Nac auf einer Harley – stilecht war die wenigstens andeutungsweise "grün".

Nun kam die Harley ins Spiel. Ich ging zu Ryan und bat ihn, sich darauf zu setzen, um für meine Kamera zu posen. Er guckte verdutzt, doch ich sagte, ich hätte das mit seinem Manager abgesprochen, das sei okay, und außerdem sei es eine Harley, ein gutes altes amerikanisches Motorrad. Ach ja, und grün. Nichts von dem war wahr, bis auf das mit dem Grün. Ich vermute allerdings, das zog und er setzte sich erneut mit breitem Grinsen auf den Bock. Irgendwie wurde man das Gefühl nicht los, dass er sich lieber einen Ahornsirupeinlauf verpasst und sich anschließend auf einen Ameisenhügel gesetzt hätte, als sich noch einmal einem Haufen so durchgeknallter Journalisten zu unterwerfen. Der Zweck heiligt ja bekanntlich die Mittel. Wir hatten Spaß.

Drei Sachen sollte man in seinem Leben gemacht haben, so der Volksmund. Erstens ein Haus bauen, zweitens ein Kind zeugen und drittens einen Baum pflanzen. Eat, sleep, go riding gefällt mir aber besser. Dauert nicht so lange und bekommt man an einem Tag hin, aber das sollte jeder für sich entscheiden. Letzteres, also Baum pflanzen, tat Ryan am Sonntag dann symbolisch zusammen mit Tony Cairoli und Ehrengast Andre Malherbe für den Grand Prix in Bastogne. Lasst uns mal zusammenfassen: Haus hat er, Baum ist auch gepflanzt, was fehlt? Richtig, der Schreihals. Aber das soll er mit sich ausmachen, wann, mit wem und überhaupt.

Ryan auf der ?Lap of honour?
Ryan auf der ?Lap of honour?

Anschließend durfte Ryan auf dem neu erschaffenen Kurs in Bastogne die „Lap of honour“ drehen und seinen Fans zuwinken. Locker im Zipper und Jeans ging es um den Track. Für uns als Nicht-Amerikaner eine besondere Ehre, denn dies war nach seinem Aus in Seattle wohl wieder sein erster Ausritt auf einem grünen Moped, und das bei uns in Belgien, yehaa. Zweifelsohne ist Ryan wohl einer der schnellsten Motocross-Piloten, wenn nicht sogar der Schnellste auf diesem Planeten. Ruhig und gelassen ließ er die Prozeduren über sich ergehen, um Fans, Presse und Sponsoren Genüge zu tun. Trotz Krankenschein! Und gefühlt musste das „One Million Dollar Baby“ wohl für jeden gewonnenen Dollar beim „Monster Energy Cup“ ein Autogramm schreiben. Irgendwann ist dann aber auch der stärkste Akku leer, trotz aller Gelassenheit.

Und wieder zwei MX-Stars auf einem Haufen: RV und Joel Smets.
Und wieder zwei MX-Stars auf einem Haufen: RV und Joel Smets.

Die Abgespanntheit konnte man Ryan dann am Nachmittag ansehen und würden wir ihn nicht besser kennen, könnte man sagen: „Der rennt nächste Woche zum Doc und macht auf Burnout-Syndrom.“Aber auch das zeichnet einen Star aus, zu erkennen was für einen auch in schwierigen Situationen von Nutzen sein kann. Denn Erfolg ist und bleibt nun mal die Summe richtiger Entscheidungen, gelle. 😉

Am Montag hatte es der Kawasaki-Star dann auch geschafft und es ging zurück nach Brüssel, von wo er dann am Dienstag zurück ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten flog.

Jens Pohl
Jens Pohl
Online-Redakteur
Fotocredits
  • Stefan Wasner
Textcredits
  • Stefan Wasner