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MX-Mädelsweekend

Die Mädels geben Vollgas

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Lesedauer: 5 min

Viele Damen interessieren sich für den Motocross-Sport – nicht alle überwinden sich im normalen Trainingsbetrieb ein erstes Mal rauszuziehen. Isabell Lux und Ann Kristin Rettig wollen hier angreifen und veranstalten bereits das dritte Jahr in Folge die „MX-Mädelsweekends“. Zweimal im Jahr treffen sich die Damen des Motocross-Sports, um zwei Tage am Stück miteinander zu fahren und die Community wachsen zu lassen. 

Lehrgänge, Coachings und MX-Camps können gefühlt das ganze Jahr über belegt werden. Bei den vielen Möglichkeiten ist für jeden Piloten etwas dabei: Hubraum, Geschlecht und Skill ist dabei grundsätzlich egal. Ambitionierte Piloten nutzen das Angebot meist auf dem Weg zum Profi-Sportler, während Anfänger unter professioneller Aufsicht die ersten Erfahrungen auf einer Strecke sammeln wollen. Darüber hinaus haben Neueinsteiger im Sport die Möglichkeit, ohne jegliche Angst Strecke sowie Motorrad in Ruhe kennenzulernen, ohne dabei sich und andere in Gefahr zu bringen.

Bei zweiterem setzt auch das Projekt von Isabell Lux und Ann Kristin Rettig an: MX-Mädelsweekend. Seit 2020 finden die exklusiven Wochenenden für weibliche Motocross-Pilotinnen statt. Das Ganze entstand 2020 aus der Idee von Isabell und ein paar Freundinnen (Johanna Neusüß, Alina Schiller & Claudia Nothdurft), eine Motocross-Strecke zu mieten, um so einmal in Ruhe trainieren zu können. „Oft sind wir Frauen in der Unterzahl, sodass man sich schnell mal auf der Strecke anspricht. Über die Zeit habe ich so mehrere Mädels kennengelernt“, erklärte „Bella“. „Irgendwann haben wir uns in der Gruppe gedacht: Lass uns eine Strecke mieten, damit wir einfach mal in Ruhe fahren können.“ Gesagt getan mieteten sich ein paar „Mädels“ eine Strecke übers Wochenende, reisten an und fuhren ohne jeglichen Rahmen so viel es geht. Neben dem ganzen Spaß, erkannte Bella auch das Potential, dass in der Idee steckte: Einen Safe Space für Frauen im Motocross-Sport, in dem sie unbesorgt erste Erfahrungen machen können und weitere Damen kennenlernen können. Auch Johanna ist heutzutage immer noch als Trainerin mit dabei.

Damit es nicht in Vergessenheit gerät, fing sie noch im Sommer 2020 mit der Planung des ersten offiziellen MX-Mädelsweekends für 2021 an. Neben einem Logo sollte es diesmal auch ein richtiges Programm inklusive Anmeldung geben. Zielgruppe waren überwiegend Anfänger, die sich im normalen Betrieb noch sehr unwohl auf der Strecke fühlen und mindestens 85ccm-Maschinen fahren. Über die Jahre erfreute sich das Projekt immer größer werdender Beliebtheit. Die Teilnehmerinnen knüpften untereinander viele neue Kontakte und es entstanden zahlreiche Freundschaften– so auch unter anderem zwischen Bella und Ann Kristin Rettig bzw. „Annkris“ wie sie meist genannt wird. Das MX-Mädelsweekend wurde immer größer, sodass Planung, Organisation und Durchführung für eine einzige Person zu viel wären. Da lag es nahe, dass Teilnehmerin und gute Freundin Annkris mit auf den Zug aufspringt und Bella tatkräftig unterstützt. „Annkris war seit 2021 immer dabei. Heute haben wir einen super Draht zueinander“, gab Bella zu. „Sie hat sich immer wieder angeboten, mir bei allem zu helfen. Als es dann alleine nicht mehr stemmbar war, kam ich auf sie zu. Seitdem ist das ganze zu unserem Projekt geworden.“ Die beiden Fahrerinnen ergänzen sich in der Zusammenarbeit sehr gut und bauten das Programm seit Anfang letzten Jahres noch weiter aus. 

Ohne Angst in den Sport finden, Freundschaften schließen und eine Community aufbauen, die sich über die Veranstaltung hinaus trägt – all das sind Motive, die Isabell und Ann Kristin heutzutage verfolgen. „Das MX-Mädelsweekend soll ein Safe Space für alle Teilnehmerinnen darstellen. Am liebsten soll es weiterhin so klein bleiben [30-40 Teilnehmer], damit zwischen den Mädels auch ein Zusammenhalt entstehen kann“, führte Annkris aus. „Bei der letzten Veranstaltung hatten wir einen starken Andrang und waren sofort ausgebucht. Es fiel uns  nicht leicht, dass viele Interessierte nicht kommen konnten. Hätten wir aber die Teilnehmerzahl dahingehend vergrößert, würde es den Sinn der Veranstaltung verfehlen.” 

In den zwei Tagen können alle rausziehen, ohne die Sorge zu haben, von „Gaskranken“ umgefahren zu werden. Mittlerweile gibt es für beide Tage einen Zeitplan. Freitagabend ist es bereits Tradition, dass alle gemeinsam Pizza bestellen. Neben dem freien Fahren an beiden Tagen gibt es gemeinsames Warm-Up, Trainereinheiten, Spiele und Challenges, wie z.B. ein Spaßrennen. Das Rennen soll helfen, erste Rennerfahrungen über die vollständige Distanz zu sammeln, bevor es zum ersten Regio-Rennen oder sogar der Damenklasse bei den Cross Finals geht. Samstagabend gibt es das gemeinsame Lagerfeuer sowie „Tracktalk“ unter dem extra aufgebauten Pavillon. Dieser soll den Zusammenhalt unter allen „Mädels“ fördern, sodass alle außerhalb der Veranstaltung weiterhin zusammenfahren gehen. Um das Angebot abzurunden, erhält jede Teilnehmerin ein Goodie-Bag als Erinnerung. Jede Fahrerin darf eine Begleitperson mitnehmen. Diese haben die Möglichkeit in den Pausen selbst auf der Strecke zu fahren. „Oftmals kommen die Mädels sowieso nicht allein, da sie auf das Auto und den Service am Motorrad angewiesen sind oder im Notfall ein bekanntes Gesicht bei sich haben wollen“, erklärten die beiden. „In den Pausen haben die Begleitpersonen dann Zeit, auch mal zu fahren. Für uns ist das super, denn so kommen nochmal neue Spuren in die Strecke, mit denen wir beim Lehrgang wiederum arbeiten können.“

Über die Zeit ist eine starke Mädels-Community rund um das Wochenende entstanden. Beim Weber Werke Ride-Day hat man durch die hohe Anzahl an Teilnehmerinnen eine eigene Damenklasse zugesagt bekommen. Vereinzelt haben auch schon Veranstalter von Regio-Rennen bei ausreichend Fahrerinnen eigene Damenklassen anstatt dem Senioren-Veteranen-Damen-Mix zugesagt. Für die Veranstalterinnen Bella und Annkris sind das klare Erfolge. „Viele Fahrerinnen kannten sich vorher nicht, waren teilweise allein und stehen nun als gemeinsame Gruppe für solche Themen ein. Alle tauschen sich auch nach der Veranstaltung untereinander aus. So schaffen wir es, dass wir bei Veranstaltungen teilweise mit einer großen Mannschaft anrollen können.“

In knapp drei Jahren ist das gesamte Projekt populärer geworden, als Isabell und seit 2023 Ann Kristin jemals erwartet hätten. Die beiden freuen sich über die positive Resonanz und sind noch lange nicht am Ende. Regelmäßig beraten sie sich, wie sie das Ganze weiter ausbauen und noch attraktiver für die Damen machen können. Zuletzt gab es sogar einen Wellness-Anhänger bestehend aus Sauna und Whirlpool. Es bleibt spannend, in welche Richtung und Dimension sich das Projekt entwickeln wird. Auch die Zusammenarbeit mit professionellen Fahrerinnen zu Ermutigung der Teilnehmerinnen ist denkbar. Fürs erste sind Bella und Annkris aber auf der Suche nach weiteren Sponsoren, mit dessen Unterstützung das Projekt stetig ausgebaut werden kann.

Falls unsere weiblichen Leserinnen nun Blut geleckt haben und auch Teil des Ganzen sein wollen: Am 08. Mai startet die Anmeldung für das nächste MX-Mädelsweekend im September. Seid schnell, denn die Nachfrage wird immer stärker.

Kai Schulte-Lippern
Kai Schulte-Lippern
Fotocredits
  • MX Mädelsweekend
Textcredits
  • Kai Schulte-Lippern

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