Loading Cross Magazin Logo
Handy drehen
Jetzt Abonnieren
12 Ausgaben für nur 62€
+Prämie aussuchen
Kategorien
Carl Ostermann & Co. bis auf weiteres arbeitslos

Supercross 2020/2021: Die Saison, die nicht stattfindet!

Artikel lesen
Lesedauer: 4 min

Nachdem jetzt auch die letzten noch übrig gebliebenen SX-Outdoors in Frankreich – Brienon und Lunel – annulliert wurden, sieht es für die SX-Pros in dieser Saison düster aus. Nach der Absage des ADAC SX Cup löst sich nun auch die französische SX-Tour in Wohlgefallen auf. Keine Outdoor-Rennen und auch die renomierten Highlight-Veranstaltungen in Paris, Barcelona, Lyon, Genf und Amneville werden wohl dem Coronavirus zum Opfer fallen. Von der durch die FIM an einen neuen Promotor vergebene “FIM SX European Championship” ist sowieso schon seit langem nichts mehr zu hören und zu sehen.

Wir sprachen daher mit einem, der als SX-Only-Athlet von dieser Entwicklung besonders hart betroffen ist: Carl Ostermann

Carl, weit und breit sind keine Rennen in Sicht: Was machst du gerade und was fällt dir zu dieser Situation spontan ein?

Was soll ich sagen, das ist natürlich eine große Sch…! Aber irgendwie hatten wir natürlich damit gerechnet. Beim Supercross hängen alle eng aufeinander und die Einhaltung der Abstandsregelung ist unter diesen Umständen einfach nicht machbar. Egal ob in Paris oder Dortmund, es ist überall dasselbe Problem.

Zumindest Paris ist noch nicht offiziell abgesagt. Gibt es da noch Hoffnung?

Das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen. Die brauchen zur Finanzierung ja auch das Geld der Zuschauer, und selbst wenn die Hallen nur zu 50 Prozent besetzt werden, reicht das vorne und hinten nicht. Dazu kommt, dass sicher auch die Top-Fahrer aus Amerika sich zweimal überlegen werden, unter diesen Umständen nach Europa zu kommen. Leider ist unsere Situation nicht mit MXGP zu vergleichen.

Beim MXGP wird auch Geld mit der Online-Übertragung und dem Verkauf von Abos verdient. Haben die SX- Veranstalter da etwas verschlafen?

Das kann man so sehen. Die Jungs vom MXGP sind in Sachen Online-Vermarktung einen deutlichen Schritt weiter. Dabei ist die Übertragung einer SX-Veranstaltung durch das kompakte Rennformat mit vergleichsweise wenig Aufwand machbar.

Gute Besserung, Carl!

Was ärgert dich an der aktuellen Situation am meisten?

Ärgern ist vielleicht der falsche Begriff. Ich bin natürlich enttäuscht, aber mit dieser Situation müssen ja auch viele Athleten aus anderen Sportarten fertigwerden. Besonders schade ist, dass die neue Lösung für die Europameisterschaft nicht zum Tragen kommt. Dieser Neustart wäre wichtig gewesen und jetzt bleibt erstmal abzuwarten, ob und wie es in der nächsten Saison damit weitergeht.

Wie gehen deine Sponsoren mit dieser Situation um? Du kannst ja in diesem Jahr nicht wirklich was für sie tun.

Da gibt es zum Glück keine Probleme. Wir haben im letzten Monat unsere Husqvarna-Race-Bikes auf der Basis der 2021er-Modelle neu aufgebaut und alle Partner sind nach wie vor dabei. Die kennen natürlich alle meine Situation und wir schauen jetzt gemeinsam nach vorne und hoffen, dass es im Juni nächsten Jahres mit der Saison 2021/2022 planmäßig wieder losgeht.

War nicht auch für dieses Jahr eine Stippvisite nach Amerika vorgesehen?

Das ist richtig. Ich sollte eigentlich schon Ostern und dann über die Sommerferien zu KTM/Husqvarna USA nach Murrieta in Kalifornien. Aber das war dann leider nicht mehr möglich und soll schnellstmöglich nachgeholt werden. Wir sind uns mit Robert Jonas von KTM beziehungsweise Husqvarna Factory aber darüber einig, dass es noch zu früh für eine neue Planung ist.

Du bist uns noch eine Teilantwort auf unsere erste Frage schuldig geblieben. Was machst du gerade?

Ich war im Juli zum SX-Training in Frankreich und habe anschließend erst mal Ferien gemacht. Jetzt läuft das Training wieder, wobei ich zur Zeit viel Athletik mache und mehr MX als SX fahre. Für Motocross hatte ich bisher immer zu wenig Zeit und ich merke jetzt, dass mir das nicht nur Spaß macht, sondern mich auch in Sachen Kurvenspeed richtig gut weiterbringt. Auch fahre ich oft mit dem Mountain-Bike und gehe in Downhill Parks. Eigentlich mache ich gerade sehr viele Dinge, für die ich in einer normalen Saison überhaupt keine Zeit habe. So habe ich am Wochenende sogar bei einem Enduro-Rennen teilgenommen. Eine Sache, die noch vor einem Jahr undenkbar gewesen wäre. Ich dachte mir: Dort ist Geschicklichkeit auf dem Bike gefragt, und das ist sicherlich nicht schlecht für meine generele Weiterentwicklung auf dem Motorrad. Ich meine, Zach Osborne hat ja auch erst kürzlich an einem GNCC-Rennen teilgenommen. Leider verlief der Ausflug in die Enduro-Welt für mich etwas unglücklich, denn ich habe mir bei einem blöden Sturz gegen Ende des Rennens das Schlüsselbein und den Daumen gebrochen. Deswegen ist jetzt erst einmal wieder ein paar Wochen Pause angesagt. Natürlich ist eine Verletzung immer blöd, doch gerade jetzt kann ich besser damit leben, als wenn die SX-Saison demnächst starten würde. Wenn man so will hatte ich zeitlich mit dieser Verletzung etwas Glück im Unglück.      

Aua, da kann man dir nur die allerbesten Genesungswünsche zukommen lassen! Danke für das Interview und auch noch herzlichen Glückwunsch zu deinem sechzehnten Geburtstag, der ja erst ein paar Tage zurückliegt.

Andrea Schon
Andrea Schon
Fotocredits
  • privat
  • Steve Bauerschmidt
Textcredits
  • LS Media

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert