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Tool-Time - Reifenwechsel ohne Wutanfall

Pellentausch

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Lesedauer: 6 min

Reifenwechseln gehört wohl zu den eher ungeliebten Servicetätigkeiten, die ein Crossfahrer vorzunehmen hat. Blaue Fingernägel, Fluchen und damit verbunden auch gefährlich tief fliegende Montiereisen gehören leider nicht selten zur Tagesordnung, wenn man nicht genau weiß, wie es geht. Für bessere Stimmung beim nächsten Reifenwechsel erklären wir euch, wie wir es machen.

Intro

Natürlich gibt es auch hier nicht nur die eine ultimative Lösung, sondern verschiedene Methoden, die Reifen zu wechseln. Wir wollen euch an dieser Stelle eine Anleitung an die Hand geben, die aus unserer Sicht recht einfach selbst umsetzbar ist. Wenn ihr die nachfolgenden Arbeitsschritte beherzt, sollte der Pellentausch also eigentlich kein Problem mehr sein.

Die Hardware

Die meisten Mechaniker benutzen für den Reifenwechsel lediglich zwei Montierhebel, was grundsätzlich natürlich nicht falsch ist. Wir haben jedoch die Erfahrung gemacht, dass der Reifenwechsel mit drei Montierhebeln einfacher geht. Somit gehören zu unserer Hardware-Liste drei Montierhebel für Motorradreifen (ein gerader und zwei gewölbte). Außerdem gehören ein Ventildreher, ein passender Schlüssel für den Reifenhalter, Montagepaste (falls nicht vorhanden: Spülmittel), eine Luftpumpe oder ein Kompressor, ein Luftdruckprüfer, ein unbeschädigter Schlauch und natürlich ein Reifen zur Hardware, die man zum Reifentausch benötigt. Im Einzelfall können noch ein neues Felgenband (falls nicht vorhanden: Gewebeband), Gummihammer und Felgenschoner hinzugezogen werden. Die Felgenschoner legt man immer zwischen Felge und Moniereisen, damit man beim Montieren die Felge möglichst nicht verkratzt. Wir haben bei dieser Technikfolge keine Felgenschoner verwendet, weil dies nicht unbedingt notwendig ist.

1. Luft raus

Das Einfachste zu Beginn: Natürlich ist die erste Maßnahme das Ablassen der Luft. Also wird die Ventilkappe abgeschraubt und mit Hilfe eines Ventildrehers das Ventil herausgedreht. Dies empfiehlt sich auch, wenn ihr einen Plattfuß habt und die Luft eigentlich bereits aus dem Schlauch entwichen ist. Denn nicht selten befindet sich noch Restluft im kaputten Schlauch, die später beim Abmontieren des Reifens stören könnte. Ist die Luft abgelassen, entfernt ihr die Sicherungsmutter vollständig vom Ventilgewinde.

2./3. Reifenhalter lösen

Danach müsst ihr den (oder die, falls zwei vorhanden) Reifenhalter losschrauben und wie auf Bild 3 dargestellt hineindrücken, so dass der Reifen nicht mehr vom Reifenhalter an die Felge gedrückt und gehalten wird. Da dies meist nicht so einfach geht, nehmt ihr hierzu am besten die flache Seite eines Moniereisens.

4. Mantel aus dem Felgenbett

Nun drückt ihr den Mantel vollständig aus dem Felgenbett. Am besten legt ihr das Rad dafür auf einen anderen Reifen, damit die Nabe bzw. die Bremsscheibe nicht beschädigt wird. Dann geht ihr mit den Füßen entlang der Felgenkante, so fest, dass der Reifen nach unten gedrückt wird. Dies macht ihr auf beiden Seiten (Kettenblatt- und Bremsscheibenseite).

5.-7. Montiereisen bitte

Anschließend kommen die Montiereisen zum Einsatz, mit deren Hilfe ihr die oben liegende Seite des Reifens von der Felge abmontiert. Einfach die Montiereisen zwischen Felge und Reifen einführen und diesen über den Felgenrand hebeln. Wir empfehlen, den Abstand zwischen den Montiereisen eher gering zu halten, damit das Abhebeln leichter geht. Diesen Vorgang müsst ihr einmal rund um das Rad herum ausführen, bis sich die obere Seite des Reifens komplett über dem Felgenrand befindet. Danach wird der Schlauch wie auf Bild 6 und 7 zu sehen entfernt.

8/9. Drüber hebeln

Rad wird nun aufgestellt und auch die zweite Seite des Reifens mit dem Montiereisen über den Felgenrand gehebelt (Bild 8). Hier reicht es, nur das erste Teilstück abzuhebeln, der Rest des Reifens lässt sich dann mit der Hand von der Felge drücken (Bild 9). Falls man es mit der Hand nicht packt, hilft man mit ein paar Gummihammerschlägen auf den Reifen nach.

10. Felgenband prüfen

Sobald der Reifen abmontiert ist, solltet ihr schauen, ob das Felgenband noch intakt ist. Falls dies nicht der Fall ist, muss es erneuert werden. Wenn ihr kein neues Felgenband griffbereit habt, könnt ihr das Felgenbett auch mit Gewebeband einmal rundum abkleben. Dies tut man, damit die Speichenenden den Schlauch nicht beschädigen können, was letztendlich zum Plattfuß führen würde.

11.-14. Montage erste Seite

Tragt auf den Reifenwulst, den ihr zuerst einsetzen wollt, Montierpaste auf (Bild 11). Um nun den neuen Reifen aufzuziehen, wird als Erstes der Reifenhalter in den Reifen eingeführt (Bild 12). Danach wird der Reifen so weit wie möglich von Hand auf die Felge aufgezogen (Bild 13). Der Rest der ersten Seite des Reifens wird dann mittels der Montiereisen aufgehebelt (Bild 14).

15. Das dritte Eisen

Bei diesem Schritt kommt das zusätzliche dritte Montiereisen (ohne Wölbung) zum Einsatz: Setzt es an der Reifenseite, die sich bereits auf der Felge befindet, in Höhe des Ventils an und hebelt ein Stück des Reifens leicht über die Felgenkante. Anschließend wird das Ende des Montiereisens hinter der Bremsscheibe oder dem Kettenrad (beim Vorderrad hinter einer Speiche) fixiert. Diesen Schritt nehmen nicht alle Mechaniker vor, allerdings erleichtert er euch später beim Ventileinfädeln die Arbeit erheblich.

16.-18. Schlauch einlegen

wird das Rad wieder hingelegt, die Seite mit dem fixierten Montiereisen nach unten. Um ein Quetschen des Schlauchs später zu verhindern, pumpt ihr etwas Luft (nicht viel!) in den neuen Schlauch und legt diesen wie auf Bild 16 zu sehen auf der Felge in Position. Die beiden anderen Montiereisen (mit Wölbung) werden nun in etwas mehr als handbreitem Abstand unter dem Reifenwulst angesetzt, danach die Montiereisen wie auf Bild 17 auf dem Kettenblatt bzw. der Bremsscheibe aufgesetzt. Hierbei und beim nachfolgenden Schritt unbedingt darauf achten, dass die Bremsscheibe nicht beschädigt wird!

Nun die Montiereisen mit einer Hand an der hintersten Stelle mit Gefühl nach unten drücken. Durch die entstehende Hebelwirkung wird der Felgenwulst nach oben gedrückt. Das zuvor eingesetzte Montiereisen auf der gegenüberliegenden Seite (Bild 15) verhindert, dass der Reifenmantel nachrutscht. So schafft man genügend Platz, um entspannt die Ventilschraube durch das dafür vorgesehene Loch im Felgenring zu schieben.

Ist die Ventilschraube eingefädelt, solltet ihr die Sicherungsmutter auf die Ventilschraube drehen (Bild 19), damit diese fixiert ist. Nun legt ihr den Schlauch voll ständig in den Reifen ein. Liegt der Schlauch sauber im Reifen und ist nicht verdreht, könnt ihr das gegenüberliegende fixierte Montiereisen wieder entfernen.

19.-23. Montage zweite Seite

Danach tragt ihr Montierpaste auch auf den zweiten Reifenwulst auf (Bild 19) und hebelt den Reifen Stück für Stück mit den Montiereisen auf die Felge. Begonnen wird in Höhe des Reifenhalters. Die Montierschritte sollten möglichst nicht zu groß sein, sprich, die Montiereisen sollten nicht zu weit auseinander angesetzt werden. Achtet unbedingt da rauf, dass ihr beim Ansetzen des Montiereisens den Schlauch nicht beschädigt, der Schlauch darf niemals zwischen Reifenwulst und Felge gelangen und dort gequetscht werden!

Wenn etwa drei Viertel des Reifens montiert sind, wird das Aufhebeln schwieriger. Oft stehen die Montiereisen dann stark unter Spannung und können zurückschlagen, was sogar zu Verletzungen führen kann. Damit dies nicht geschieht, ist es an dieser Stelle enorm wichtig, dass ihr die bereits montierten Stellen des Reifens wie auf Bild 23 zu sehen tief ins Felgenbett drückt. So wird die Spannung genommen und auch das letzte Stück kann unproblematisch aufgezogen werden.

24.-26. Luft drauf!

Die eigentliche Montage des neuen Reifens ist vollzogen, er befindet sich auf der Felge. Nun wird so viel Luft in den Reifen gefüllt, bis er an allen Stellen richtig ins Felgenbett springt. Das können unter Umständen bis zu 4 oder 5 Bar Luftdruck sein. Ist der Reifen gesprungen, darf man nicht vergessen, den Reifenhalter festzuziehen (Bild 24) und den Luftdruck auf den gewünschten Wert (in der Regel circa 1 Bar) zu regulieren. Wenn der Luftdruck passt, wird die Ventilkappe aufgesetzt. Ganz wichtig ist, dass man nun die Ventilmutter nach oben bündig an die Ventilkappe dreht (Bild 26)! Tut man dies nicht, besteht erhöhte Gefahr, dass im Fahreinsatz das Ventilgewinde vom Schlauch abreißt, was einen Plattfuß zur Folge hat.

So, geschafft! Auch wenn der erste Versuch der eigenen Montage unter Umständen noch etwas hakelig verlaufen ist, solltet ihr euch nicht entmutigen lassen. Denn gerade das Montieren von Reifen ist Übungssache und ihr werdet sehen, dass euch bereits nach wenigen Reifenwechseln die Arbeitsschritte deutlich leichter als beim ersten Mal von der Hand gehen.

Sicherheitshinweis:

Dieser Techniktipp soll lediglich eine Hilfestellung geben. Das CROSS Magazin und auch der Autor dieses Beitrags übernehmen keinerlei Haftung für eventuelle Material- oder Personenschäden. Solche Schäden können bei jeder handwerklichen Arbeit natürlich niemals ausgeschlossen werden.

Jens Pohl
Jens Pohl
Online-Redakteur
Fotocredits
  • Marco Rost
Textcredits
  • Christian Schäfer

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4 Kommentare auf “Pellentausch

  1. Bild 8. Reifen drüber hebeln wie beschrieben funktioniert aber bei der hier gezeigten schwarzen Felge macht man sich schön Kratzer rein.
    Bei farbigen Felgen unbedingt noch felgenschoner benutzen.

    1. Steht auch so im Abschnitt Hardware: “Die Felgenschoner legt man immer zwischen Felge und Moniereisen, damit man beim Montieren die Felge möglichst nicht verkratzt.”

    1. Nach 5 Jahren wurde Dank euch mein Problem ( abgerissenes Ventil vom Schlauch ) endlich gelöst .
      MfG Andreas 💪👍