Im Supercross sorgen Überrundungen immer wieder für hitzige Diskussionen. Besonders in Tampa wurde das Problem erneut offensichtlich. Während der Rennen kämpfen nicht nur die Spitzenfahrer um ihre Platzierungen, sondern auch die nachfolgenden Piloten, die zwar überrundet werden, aber dennoch um Punkte und Preisgelder fahren. Dies sorgt regelmäßig für brenzlige Situationen und sogar für Unfälle. Betroffen war zuletzt der deutsche Suzuki-Pilot Ken Roczen.
Cooper Webb brachte das Problem in der Pressekonferenz klar auf den Punkt: „Ich glaube, es ist eine Frage der Zeit. Was ist das Richtige oder das Falsche? Ich persönlich glaube, es sollten Verurteilungen durchgeführt werden, ob es Punkte oder Geld sind.“ Sein Standpunkt: Wer trotz blauer Flagge nicht ausweicht, sollte bestraft werden. Diese Sichtweise wird von vielen Werksfahrern geteilt, da sie regelmäßig wertvolle Sekunden im Zweikampf mit überrundeten Fahrern verlieren. „Überrundungen können uns die Meisterschaft kosten. Man hat es heute bei Kenny gesehen. Zum einen verpasst er den Sieg und möglicherweise deswegen auch den Titel. In jedem anderen Motorsport geht der Lappen immer über. Das ist meine Meinung. Das ist, wie es sein sollte.„
Auch Jason Anderson stimmte zu, dass Überrundete Fahrer oft ungewollt oder absichtlich das Renngeschehen beeinflussen: „Man sieht es bei einigen Typen, wenn sie versuchen, Zeit auf den anderen zu nehmen, wenn die blauen Flaggen ausgehen. Sie nutzen sie als Vorteil. Wenn es mal dazu kommt, dass ich überrundet werde, mache ich immer Platz. Für Kenny ärgert es mich, weil er wirklich nichts falsch gemacht hat.„
Doch nicht alle sind dieser Meinung. Im PULP MX Podcast wurden unterschiedliche Perspektiven diskutiert. Steve Matthes stellte klar, dass es nicht immer böswillige Absicht ist: „Ehrlich gesagt, es ist Sand. Die Leute tun nichts extra, es ist nur unglücklich.“ Viele Privatfahrer versuchen schlicht, ihre eigene Position zu verteidigen. Phil Nicoletti hingegen sieht das anders: „Es muss eine Art Penalty geben. Die blaue Flagge muss wie die Medical Flag behandelt werden.“
Das Kernproblem bleibt: Die Überrundeten Fahrer haben ebenfalls viel zu verlieren. Sie kämpfen um Platzierungen, Sponsoren und Preisgelder. Wer beispielsweise auf Platz 12 landet, verdient deutlich mehr als jemand auf Rang 15. Deshalb setzen sich viele zur Wehr, anstatt sofort Platz zu machen. Jason Anderson brachte es auf den Punkt: „Wenn du ein Privatlehrer bist, dann bist du in der 12. Position. Es ist viel mehr Geld für dich, also ja, du wirst alles tun um dort zu bleiben.„
Wie könnte eine Lösung aussehen? Eine der Ideen ist, überrundete Fahrer durch Strafen oder Zeitverluste zum Platzmachen zu zwingen. Andere fordern mehr Offizielle, um das Geschehen besser zu regulieren. Doch es bleibt fraglich, ob eine perfekte Regelung gefunden werden kann. „Es wird nie eine gute Antwort geben. Es wird nie eine Sache geben, bei der du sagst, ja, das ist perfekt, das ist genau, wie es sein muss. Und es wird immer korrekt funktionieren„, sagte Anderson.
Das Thema sorgt also weiterhin für Diskussionen. Sollte es Strafen für Fahrer geben, die nicht ausweichen? Oder ist es einfach Teil des Rennsports? Die Debatte bleibt offen, und die Verantwortlichen stehen vor der Herausforderung, eine Balance zwischen Fairness und sportlicher Konkurrenz zu finden.