Der zwölfte Lauf der AMA Supercross-Serie in Foxborough wurde am Wochenende zur Schlammschlacht. Trotz aller Bemühungen der Streckencrew und eines angepassten Zeitplans durch die AMA verwandelte sich die Strecke in ein echtes Chaos. Motorräder blieben stecken, Fahrer kamen kaum voran – am Ende ging es nur noch darum, das Ziel überhaupt zu erreichen. Und mitten in diesem Durcheinander: Gage Linville, der sich sensationell seinen ersten Podestplatz sicherte.
Bis dahin verlief seine Saison eher unauffällig. In den vier Hauptrennen, für die er sich bisher qualifiziert hatte, belegte Linville nur die Plätze 12, 14, 20 und 20. Eine Fingerverletzung bremste ihn zusätzlich. Trotzdem zeigte er sich vor dem Wochenende zuversichtlich:
„Ich habe das Gefühl, dass ich gut fahre. Ich brauche nur ein bisschen Glück und muss mich in bessere Positionen bringen“, sagte er am Freitag.
Sein Ziel war klar: näher an die Top Ten herankommen. „Ich kratze immer wieder daran, aber ich will jetzt rein. Ich hatte ein paar gute Trainingswochen und bin motiviert.“
Im Qualifying wurde Linville 19., im Vorlauf fuhr er als Sechster ins Ziel – sein bisher bestes Ergebnis. „Im Heat Race bin ich Sechster geworden und war ziemlich begeistert – das war mein bestes Ergebnis bisher.“
Doch im Hauptrennen lief es zunächst gar nicht gut: Bereits in der ersten Kurve stürzte RJ Hampshire und riss mehrere Fahrer mit – auch Linville war betroffen. Er stand wieder auf, überprüfte seinen linken Arm auf Verletzungen und fuhr weiter, ohne zu wissen, auf welchem Platz er lag.
„Ich hatte keine Ahnung, auf welchem Platz ich bin“, erzählte Linville später. „Mein Mechaniker und ich haben nicht mal die Boxentafel benutzt, er hat mir nur mit Handzeichen gezeigt, ob es besser oder schlechter läuft.“
Später verriet er sogar, dass er fast aufgegeben hätte:„Ich war wirklich kurz davor, reinzufahren. Als Privatfahrer wollte ich mein Motorrad nicht für nächstes Wochenende ruinieren. Aber ich sagte mir: Ich kann nicht aufgeben.“
Diese Entscheidung zahlte sich aus. In den letzten Runden holte Linville noch einige Plätze auf – ohne zu wissen, wie gut er eigentlich lag.
„Die letzten drei Runden hat mir mein Mechaniker gar keine Signale mehr gegeben. Ich dachte mir nur: Gib einfach alles. Als ich ins Ziel kam, sagten sie mir, ich bin Dritter geworden. Ich kann es immer noch nicht glauben.“
Im TV-Interview war Linville sichtlich überwältigt:„Ich bin ziemlich sprachlos, mir fehlen echt die Worte. Als Kind träumt man von so einem Moment – und jetzt ist er Wirklichkeit geworden. Es ist einfach unfassbar.“
Mit Patriots-Spielern im Fahrerlager und einer besonderen Team-Ausrüstung wurde der Abend für das kleine Dirt Bike Depot WMR KTM-Team zu einem unvergesslichen Erlebnis. Linvilles dritter Platz war die Krönung eines chaotischen Rennens, das er und sein Team sicher nie vergessen werden.
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