Während die schnellsten Fahrer der Welt am vergangenen Wochenende beim MXGP in Lettland starteten, ging es für die schnellsten US-Boys zum zweiten Aufeinandertreffen der AMA Pro Motocross Championship 2023 nach Rancho Cordova, Kalifornien.
Nach dem Meisterschaftsauftakt am Pfingstwochenende hält das Honda-Werksteam HRC dank der Lawrence-Brüder Jett und Hunter in beiden Klassen jeweils das Red Plate des Meisterschaftsführenden. Und nun waren alle gespannt, ob die beiden Australier beim Hangtown Motocross Classic an ihrer bisherigen Leistung anknüpfen können.
Jett Lawrence: „Ich habe ein paar verschiedene Linien ausprobiert und etwas Zeit verloren.“
An diesem Wochenende wurde es Jett Lawrence etwas einfacher gemacht, da sein Teamkollege und vermutlich stärkster Konkurrent Chase Sexton dieses Wochenende aufgrund eines Trainingssturzes aussetzen musste. Zwar ging der 19-Jährige, der als Polesetter ans Gate gerollt war, nur als Dritter um die Startkurve, holte sich aber eine Kurve später auf der Außenspur die Führung und war danach auf und davon. Im zweiten Lauf setzte sich Lawrence erneut von Beginn an die Spitze und behauptete den „Platz an der Sonne“ in Ziel. Mit einer wieder dominanten Leistung sowie seinem Bilderbuch-Fahrstil holte sich „Jettson“ erneut mit der maximalen Punktzahl den Tagessieg und baute seine Führung in der 450MX-Gesamtwertung kräftig aus.
„Am Anfang versuche ich, so schnell wie möglich zu fahren und einfach ein bisschen vom Feld wegzukommen. Sobald ich diese fünf oder sechs Sekunden Vorsprung hatte, beobachtete ich einfach das Tempo der anderen. Ich habe ein paar verschiedene Linien ausprobiert und dabei etwas Zeit verloren. Eines der wichtigsten Dinge jedoch waren die Überrundeten. Sie winkten ihnen mit den blauen Flaggen, aber sie fuhren weiter gegeneinander. Auf diese Weise Zeit zu verlieren ist nicht gut, aber wir müssen damit klarkommen. Ich wurde von ihnen zwar aufgehalten, aber dann wurden auch die Jungs hinter mir von ihnen gebremst.“
Dylan Ferrandis: „Vom zweiten Lauf war ich ein wenig enttäuscht, ich habe Jett und Coop [Webb] den Holeshot überlassen, obwohl es eigentlich meiner sein sollte.“
Auch Dylan Ferrandis – das derzeit einzige Pferd im Stall des Monster Energy Yamaha Star Racing Teams – lieferte in Hangtown erneut eine solide Leistung ab. In Lauf eins holte er zwar den Holeshot, wurde eine Kurve später auf Platz zwei verfrachtet. Der Red Bull KTM-Werksfahrer Aaron Plessinger setzte den Franzosen anschließend stark unter Druck, jedoch konnte der Yamaha-Pilot allen Überholversuchen ausreichend viel entgegenhalten. Im zweiten Moto jagte er zwar den auf Position zwei fahrenden Cooper Webb auf dessen Red Bull KTM, war aber nicht in der Lage das entscheidende Überholmanöver durchzuführen. Mit den Plätzen zwei und drei gab es trotzdem den zweiten Rang in der Tageswertung.
„Für das letzte Rennen haben wir den Dämpfer gewechselt und das Motorrad lief gut. Wir näherten uns dem, was ich mit dem Motorrad erreichen will. Vom zweiten Lauf war ich ein wenig enttäuscht, ich habe Jett und Coop [Webb] den Holeshot überlassen, obwohl es eigentlich meiner sein sollte. Aber wir sind einen weiteren Schritt in die richtige Richtung gegangen. Wir haben jetzt eine wirklich gute Pace und diese Woche muss ich im Training sicherstellen, dass dieses Setup genauso gut funktioniert. Wenn das der Fall ist, werde ich mehr Zeit zum Trainieren haben, anstatt nur zu testen. Ich teste gerne, aber manchmal muss man auch trainieren. Im Moment nutze ich die Rennen zum Training.“
Cooper Webb: „Alles in allem bin ich froh, dass ich meine Outdoor-Beine wieder strecken konnte und heute so gut ins Ziel gekommen bin.“
Für die kurze Zeit, die Cooper Webb seit seiner letzten Verletzung wieder auf dem Motorrad sitzt, ist der aus Newport, North Carolina, stammende 27-Jährig ein heißer Kandidat, für den diesjährigen Outdoors-Titel. Im ersten Lauf waren ihm Ferrandis und Plessinger überlegen und Webb musste sich nach spannenden Zweikämpfen mit Platz vier zufriedengeben. Im zweiten Durchgang hingegen lag die Strecke Webb anscheinend mehr, denn er wehrte alle Angriffe seiner Kontrahenten ab und brachte den zweiten Platz ins Ziel. Damit landete Webb auf Tagesrang drei.
„Ich bin begeistert! Der zweite Lauf war großartig für mich. Ich konnte die Pace mitgehen. Wir haben uns gegenüber dem letzten Wochenende stark verbessert. Die Strecke war schwierig zum Überholen. Alles in allem bin ich froh, dass ich meine Outdoor-Beine wieder strecken konnte und heute so gut ins Ziel gekommen bin, denn letztes Wochenende war ich nur Vierter. Ich freue mich sehr über das heutige Ergebnis.“
Hunter Lawrence: „Es war hart.“
Der Mann mit der Startnummer #96 wiederholte in der Viertelliterklasse 250MX seine Performance aus Meisterschaftsrunde eins. Dabei hatte er im ersten Rennen einen durchwachsenen Start und war danach gezwungen, das Feld aus der Mitte heraus aufzurollen, wobei Hunter über die Renndistanz war es Hunter, bis auf Platz drei vorfahren konnte. Im zweiten Moto kam er dann wesentlich besser aus dem Gatter und startete das Rennen von Platz zwei. Er ließ von Beginn an nichts anbrennen und attackierte sofort den anfänglich führenden Justin Cooper (Yamaha). Kurze Zeit später ging er in Führung und überquerte wenig später als Erster die Ziellinie.
„Der Start war entscheidend! Ich wusste, dass sie eine Menge Wasser auf die Strecke gegeben haben. Ich wollte nicht viel länger hinter jemandem fahren, der mich voll mit nasser Erde macht und mir die Sicht versperrt. Es war hart. Das erste heiße Rennen in diesem Jahr. Das ist immer wie ein kleiner Weckruf, aber ich bin froh, dass ich hier heil und gesund rausgekommen bin.“
Justin Cooper: „Wir nehmen auf jeden Fall zwei Sekunden mit, aber ich will definitiv auf dem obersten Treppchen stehen.“
Der ehemaliger 250-Supercross Champion Justin Cooper aus Cold Spring Harbor, New York, hatte zwei sehr solide Läufe. In beiden Wertungsrennen erwischte Cooper zwei sehr gute Starts, in Lauf eins lag Cooper zunächst auf Position zwei und in Durchgang zwei holte er sogar den Holeshot. Im ersten Lauf war sein Teamkollege Haiden Deegan zu schnell, sodass Cooper bis zum Ende auf Platz zwei ausharren musste. Im zweiten Moto hatte er die Chance auf den ersten Laufsieg der Saison, allerdings war am Ende Hunter Lawrence schneller unterwegs und verfrachtete ihn erneut auf Platz zwei. Mit zweimal Rang zwei gab es auch in der Tageswertung Platz zwei.
„Er ist mir wahrscheinlich nur ein bisschen gefolgt, um meine Spuren zu sehen und zu wissen, wo er besser ist. Er war gut unterwegs. Es ist enttäuschend, die Führung auf diese Weise abzugeben, aber hey, es ist ein viel besseres Wochenende als letztes. Wir nehmen auf jeden Fall zwei Sekunden mit, aber ich will definitiv auf dem obersten Treppchen stehen. Ich bin nah dran am obersten Treppchen, aber bisher habe ich es noch nicht geschafft. Das steigert die Frustration und das Feuer zugleich. Ich will unbedingt einen dieser Siege einfahren. Es ist an der Zeit, damit anzufangen.“
Haiden Deegan: „Es ist immer noch verrückt, daran zu denken. Vor anderthalb Jahren war ich noch bei den Super-Minis unterwegs und jetzt fahren wir in der Pro-Outdoor-Meisterschaft aufs Podium.“
Der Rookie Haiden Deegan holte mit gerade einmal 17 Jahren seinen ersten Laufsieg bei einem Pro-Motocross-Rennen, wer kann das schon von sich behaupten? Nicht viele! In bester Manier kam Deegan im ersten Rennen perfekt aus dem Gatter, holte den Holeshot und sollte ohne jegliche Probleme den Lauf zu seinen Gunsten entscheiden. Im zweiten Durchgang lag er nach dem Start im Mittelfeld und kam da auch für lange Zeit nicht heraus. Schlussendlich konnte Deegan als Vierter die Ziellinie überqueren. Mit einem 1-4-Ergebnis rundete er auf Tagesrang drei das Podium ab.
„Es ist ein bisschen unglücklich gelaufen. Ich hatte im zweiten Durchgang keinen guten Start und musste mich einfach durch die Meute arbeiten, um ehrlich zu sein. Ich habe hart attackiert und bin mit allem gefahren, was ich hatte. Es ist immer noch verrückt, daran zu denken. Vor anderthalb Jahren war ich noch bei den Super-Minis unterwegs, und jetzt fahren wir in der Pro-Outdoor-Meisterschaft aufs Podium. Es ist einfach unglaublich, immer wieder auf dem Podium zu stehen und ich bin überglücklich.“
RJ Hampshire: „Es war wahrscheinlich das härteste 5-5, dass ich je in meinem Leben erlebt habe.“
Der auf dem Fox Raceway sehr starke Husqvarna-Werksfahrer RJ Hampshire konnte in Rancho Cordova nicht an seiner Leistung anknüpfen. In beiden Läufen lag Hampshire nach dem Start weit hinten und hatte sehr viel Arbeit vor sich. Beide Male war es ihm nur möglich, bis Platz fünf vorzufahren und insgesamt auf Tagesrang fünf zu landen.
„Ich fühlte mich wirklich gut auf dem Motorrad, ich hatte nur zwei schlechte Starts, die uns vom Podium fernhielten. Mein Fahrstil war den ganzen Tag über wirklich gut, vom Qualifying bis zu den beiden Motos fühlte ich mich großartig. Aber man kann nicht viel machen, wenn man außerhalb der Top 15 startet. Es war wahrscheinlich das härteste 5-5, dass ich je in meinem Leben erlebt habe. Nach diesem Wochenende fahren wir zurück nach Florida und freuen uns darauf, in Colorado ein paar bessere Starts zu haben und dort zu sein, wo wir sein sollten.“
Alle Ergebnisse des Hangtown Motocross Classic im Detail ››
Highlights aus den Wertungsrennen ››
