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US-Fahrerlager - Jett Lawrence

Jett Lawrence ist bereit für die SMX-Playoffs

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Lesedauer: 6 min

Beim Saisonfinale der Pro Motocross-Meisterschaft gab Jett Lawrence ein Interview, in dem er über seine Verletzung, sein Training und sein Ziel für die SuperMotocross-Saison sprach. Der junge Australier hat nach eigener Aussage noch viel Arbeit mit der neuen Honda vor sich. Dennoch setzte er die Messlatte hoch und steckte sich für die Meisterschaft keine kleinen Ziele. Kann „Jettson“ seinen SMX-Titel verteidigen oder wird er diesen auch verlieren?

Jett Lawrence wechselte 2023 vor dem Beginn der Outdoor-Saison zu den Big Boys. In seinem Rookiejahr gewann der Australier bis auf das Motocross der Nationen alles, was es zu gewinnen gab. Nach dem Outdoor-Titel holte der Honda HRC-Werkspilot den ersten SuperMotocross-Titel jemals und setzte 2024 mit dem Supercross-Titel noch einen obendrauf. Im Kampf um die Titelverteidigung der Pro Motocross-Meisterschaft ist er bedauerlicherweise aufgrund einer Daumenverletzung frühzeitig ausgeschieden. Aber auch vor seiner Verletzung hatte „Jettson“ mit vielen selbstgemachten Problemen zu kämpfen, die für ihn eher untypisch sind.

Mittlerweile sitzt der talentierte Australier wieder auf dem Motorrad und bereitet sich auf die anstehende SuperMotocross-Meisterschaft vor. Beim letzten Rennen der diesjährigen Pro Motocross-Meisterschaft schnappten sich die amerikanischen Kollegen von RacerX den amtierenden SMX-Champion und verhafteten ihn für ein Interview. Der junge Honda-Pilot schien sehr optimistisch und motiviert für die anstehenden Rennen. Er freute sich sichtlich wieder an den Start zu gehen und unter anderem gegen den frisch gekürten Champ Chase Sexton (KTM) anzutreten. Kann Lawrence diesmal seinen Titel verteidigen oder hat er wie bei den Outdoors wieder mit zahlreichen Problemen zu kämpfen?

Wir haben dich letzte Woche wieder auf dem Motorrad gesehen. Alle wollen es wissen: Bist du zurück aus der Verletzung? Wie fühlt es sich an und wie ist der Fortschritt?
Ja ich fahre wieder! Es war großartig, wieder auf dem Motorrad zu sitzen. Wir mussten langsam anfangen und sind dann nach ein paar Tagen auf die Outdoor-Strecke gewechselt. Ich dachte, alles wird sich wieder wie vorher der Verletzung anfühlen. Ich bin dann auf die Outdoor-Strecke gegangen und habe erstmal gespürt, wie hart Motocross eigentlich sein kann! Spaß beiseite – wir sind auf einem guten Weg und müssen wieder eine gute Balance beim Training finden. Mein Kopf und meine Augengeschwindigkeit sind im Moment irgendwie auf zwei verschiedenen Ebenen. Ich denke darüber nach, was ich tun muss, und für meine Augen kommt alles zu schnell. Ich bin einfach so froh, wieder auf dem Motorrad zu sitzen und einen regelmäßigen Zeitplan zu haben. Vor allem die neue 25er Honda zu fahren macht sehr viel Spaß. Sie ist großartig. Wir werden ein paar Tests machen und sind dann bereit für die SMX-Rennen.

Der Zeitplan für deine Heilung basierte komplett auf der Rückkehr zu den SMX-Playoffs. Wenn du mit dem Chirurgen, den Ärzten, den Physiotherapeuten und so weiter gesprochen hast, schätzten die den Zeitplan als realistisch ein oder fanden ihn manche überstürzt?
Hätte ich gerne mehr Zeit für die SMX-Vorbereitung? Natürlich! Jeder möchte mehr Zeit haben, aber wir haben uns mit den sechs Wochen abgefunden. Zum Glück konnte ich nach den sechs Wochen ohne Schmerzen wieder auf das Motorrad steigen. Wir haben in diesen Wochen in Kalifornien bei Doktor G viel Therapie gemacht. Dort haben wir viel Sport gemacht und daran gearbeitet, den vollen Bewegungsumfang wiederzuerlangen. Das hat den Heilungsprozess sehr beschleunigt. Wie viele Wochen haben wir noch? Zwei Wochen bis zum ersten SMX-Rennen. Diese Woche war meine erste Woche zurück auf einer Outdoor-Strecke. Das ist eine gute Herausforderung und macht es sehr spannend für mich. Hoffentlich finde ich (bis dahin) wieder ein bisschen mehr in meine alte Form zurück. Dann kann ich ein bisschen ruhiger sein. Aber am Ende bin ich einfach nur froh, wieder da draußen zu sein, dieses Adrenalin und diese Nerven am Renntag zu haben. Ich vermisse es! Ich habe irgendwie gemerkt, wie sehr ich ein Adrenalin-Junkie bin (lacht).

Das frage ich die Fahrer immer, wenn sie verletzt sind: Die meisten von den Jungs auf deinem Niveau, die den Titel gewinnen wollen, möchten während einer Verletzung keine Rennen sehen. Sie wollen nicht mit ansehen, wie ein Titel, den sie vielleicht hätten gewinnen können, verloren geht. Wie war es für dich diesen Sommer? Hast du zugeschaut oder einfach abgeschaltet?
Wenn mein Bruder und Chance [Hymas] nicht an den Rennen teilgenommen hätten, hätte ich wahrscheinlich nicht eingeschaltet! Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich jedes Mal, wenn ich zugeschaut habe, danach noch mehr trainiert habe als davor. Das hat mich so motiviert und gleichzeitig wütend gemacht, dass ich noch mehr trainieren musste! Ich musste einfach meine Wut loswerden, weil ich wegen eines dummen Fehlers meinerseits den Titel verpasst hatte. Das hat mich eine Menge Geld, eine Menge Siege und eine Menge toller Rennen gekostet – Das ist scheiße. Also, ja, oft habe ich mir das Rennen angesehen und danach weiter trainiert, weil ich einfach sauer war.

Bist du für Hunter während dem Titelkampf so etwas wie ein zweiter Trainer geworden? Wenn du dir die Rennen ansiehst, hast du die Rennen dann am Sonntag oder Montag mit ihm analyisiert oder bist unter der Woche mit ihm auf die Strecke gegangen?
Leider hätte ich das gerne getan, aber ich war die meiste Zeit in Kalifornien, um meinen Daumen zu behandeln. Ich kam für die Testwoche zurück und konnte einen Teil dazu beitragen. Aber Hunter weiß schon, was er zu tun hat. Ich meine, es gibt nicht viel, was ich ihm geben kann, was ihn immens schneller machen würde. Es wird also einfach etwas mehr Zeit brauchen und ich denke, das neue Motorrad wird ihm dabei sehr helfen. Auf der 24er-Honda hatten wir viel mit Selbstvertrauen und solchen Dingen zu kämpfen. Ich glaube, ich bin ein bisschen dümmer im Kopf. (lacht) Also mache ich einfach mit und versuche, mich anzupassen, während Hunter methodischer vorgeht. Das neue Motorrad kommt ihm dabei sehr gelegen wie man sehen kann. Er hat beim ersten Rennen sofort den Sieg in im ersten Lauf geholt. Er ist dort unglaublich gefahren und lieferte sich einen spannenden Zweikampf mit Chase. Je mehr Rennen er auf diesem Motorrad fährt, desto besser wird er werden. Es ist schön, ihn als Bruder zu sehen… aber er wird mir auch das Leben zur Hölle machen, wenn ich wieder auf das Motorrad steige! Aber ich bin froh, dass ich ihn jetzt jagen darf. Weißt du, ich habe im letzten Jahr oder so irgendwie die Führung bei uns beiden übernommen. Jetzt, wo ich wieder fahre, habe ich mich die ganze Woche beschwert. Ich dachte: „Mensch, verdammt noch mal. Er fährt mir einfach weg. Was mache ich nur falsch? Ich habe das Gefühl, dass ich schnell fahre.“ Ich habe ihm nicht zu viele Tipps gegeben. Ein paar muss man vielleicht in der Hinterhand haben! (lacht). War nur ein Scherz. Er fährt unglaublich gut.

deDu wirst so nah an 100 Prozent herankommen, wie du kannst. Aber ich bin mir sicher, dass du erst in Charlotte wissen wirst, wie gut du dich wirklich fühlst und wo du stehst. Letztes Jahr kamst du in Charlotte auch nicht gut zurecht. Als Titelverteidiger hängt die Messlatte aber sehr hoch. Viele erwarten von dir, dass du jedes Mal gewinnst, wenn du antrittst. Ist das dein Ziel für den Saisonauftakt oder schaust du erst einmal wo du stehst und baust dann darauf weiter auf?
Darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Ich glaube, mein Denkprozess unterscheidet sich ein wenig von dem der meisten. Ich setze meinen Standard immer hoch und habe meinem Vater und meinem Team gesagt, dass ich zurückkommen und jede einzelne SMX gewinnen möchte! Wird das passieren? Wenn die Sterne günstig stehen, vielleicht. Chase sieht momentan wirklich gut auf dem Motorrad aus und ich könnte eine Menge verlieren. Ich könnte sogar den SMX-Titel verlieren. Aber den verliere ich schon, wenn ich nicht mit dem Ziel zu siegen ankomme, verstehst du? Ich muss also sicherstellen, dass ich selbstbewusst denke. Ich habe hart gearbeitet. Ich fühle mich stark und fit. Wir müssen nur das Motorrad wieder in den Griff bekommen und dann werden wir hoffentlich gut sein.

Danke, dass du dir die Zeit genommen hast! Du musst dich nicht mehr ärgern, dass du nicht bei den Rennen dabei bist. Beim nächsten Rennen sehen wir dich endlich wieder auf dem Motorrad!
Ganz genau! Ich werde endlich wieder Rennen fahren. Ich habe mich vor der Verletzung über das Fliegen beschwert. Ich mochte es nicht, jedes Wochenende zu fliegen und all das Zeug. Jetzt vermisse ich es ein bisschen! Wenn man erst einmal eine Zeit lang weg ist, vermisst man es. Ich freue mich also darauf, zurückzukommen, ein paar Fans zu sehen und an den Wochenenden wieder mit dem Team zusammen zu sein. Mir fehlt da Adrenalin sehr – Gott, ich vermisse das!

Kai Schulte-Lippern
Kai Schulte-Lippern
Fotocredits
  • Align Media
  • Jeff Kardas
Textcredits
  • Kai Schulte-Lippern

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