Honda HRC Progressive hat in den letzten beiden Jahren die 450er-Klasse dominiert. Siege und Titel reihten sich nahezu nahtlos aneinander, und schlechte Ergebnisse blieben die Ausnahme. Doch beim Saisonauftakt in Anaheim 1 lief es alles andere als rund. Jett und Hunter Lawrence wirkten von Beginn an nicht vollends wohl auf ihren Maschinen, und Rennunfälle machten jede Hoffnung auf gute Platzierungen zunichte. Für die 450er-Piloten dürfte diese Woche intensives Testen auf dem Programm stehen.
„Ich weiß nicht, wie oft wir diese bittersüßen Nächte schon erlebt haben, aber es war ein vertrautes Gefühl: Ein Fahrer hat einen großartigen Abend, während die anderen wirklich schlechte Ergebnisse einfahren“, erklärte Teammanager Lars Lindstrom. „Meiner Meinung nach war unsere Leistung besser, als es scheint. Hunter hat sich zu Beginn gut nach vorne gearbeitet, bis zu seinem unglücklichen Sturz, und Jett hatte die schnellste Rundenzeit im Vorlauf. Wir müssen definitiv Verbesserungen vornehmen, aber es gibt keinen Grund zur Panik. Es ist eine lange Saison. Wir müssen Vertrauen in uns haben und kommen dann in San Diego stark zurück.“
Jetts Probleme begannen bereits im Vorlauf, als er nach einem schlechten Start auf Platz 12 zurückfiel und sich nur bis auf Rang 5 vorarbeiten konnte – was ihm eine ungünstige neunte Startposition im Hauptrennen einbrachte. Bei der geteilten Startgerade von Anaheim 1 war die Wahl des Startplatzes entscheidend. Trotz scheinbaren Glücks geriet Jett bereits in der ersten Kurve in einen Zwischenfall mit Jason Anderson und weiteren Fahrern. Nach einem Zusammentreffen mit einem Strohballen landete er am Ende des Feldes. Zwar konnte er sich zwischenzeitlich nach vorne arbeiten, stürzte jedoch erneut im Sand und fiel wieder zurück. Am Ende reichte es nur für Platz 12 – sein bislang schlechtestes Ergebnis in der 450SX-Klasse.
Auch bei seinem Bruder Hunter begann das Rennen vielversprechend. Er lag zu Beginn auf Platz 4, stürzte jedoch später ebenfalls im Sand und fiel auf Rang 11 zurück. Beide Lawrence-Brüder somit außerhalb der Top Zehn!
Neben den Stürzen und schlechten Starts war auffällig, dass die beiden Fahrer nicht optimal mit der neuen 2025er Honda CRF450R zurechtkamen. Dieses Problem hatte sich bereits beim Supercross in Paris abgezeichnet, wo die Maschine im Vergleich zur AMA Pro Motocross Championship und den SuperMotocross-Weltmeisterschafts-Playoffs weniger überzeugte.
Gründe für die Schwierigkeiten gibt es viele: Eine neue Maschine, neue Showa-Federelemente, ein neuer ECU-Zulieferer (GET Data) und ein neuer Kraftstoff (ETS) – all diese Faktoren sorgten für eine Veränderungen. Hinzu kam ein intensiver Off-Season-Zeitplan der Lawrence-Brüder, der Einsätze beim Monster Energy FIM Motocross of Nations, in Paris und Australien sowie dringend benötigte Erholungsphasen umfasste.
„Das war nicht ideal, aber von hier aus kann es nur bergauf gehen“, erklärte Jett. „Wir werden hart arbeiten, testen und besser zurückkommen. Das haben wir immer getan.“
Hunter ergänzte: „Das Ergebnis war frustrierend, aber es gab viele positive Aspekte im Verlauf des Tages und der Nacht. Ich freue mich darauf, mit dem Team weiterzuarbeiten und in San Diego anzugreifen.“
In der Gesamtwertung ist noch alles offen. Zahlreiche Fahrer, darunter Legenden wie Ricky Carmichael und James Stewart, haben trotz schlechter Ergebnisse im Saisonauftakt später Titel gewonnen. Doch für die Lawrences wird entscheidend sein, schnell Vertrauen in ihre neue Maschine zu gewinnen, um weiteren Punkteverlust zu vermeiden.