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Stefan Ekerolds Saison 2017

Der Lohn der Arbeit

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Lesedauer: 5 min

Nach Lommel absolvierte Stefan Ekerold mit den Grand Prix in der Schweiz und in Schweden sowie den ADAC MX Masters in Gaildorf zuletzt drei weitere aufregende Rennwochenenden am Stück, welche letztlich ein Happy End für den 21-Jährigen bereithielten. Wie Stefan diese Zeit erlebte, berichtet er in seinem aktuellen Fahrerblog.

Hey Leute,

nach meinem ersten WM-Einsatz in Lommel habe ich Mittwochs noch einmal in Thionville trainiert. Dort fand nämlich das Pro Sports Alliance Summer Camp statt. Leider konnte ich nur einen der vier Camp-Tage dabei sein, aber die Coaches Andrè und Jan haben wie immer für einen super Mix aus Spaß und hartem Training auf dem Bike für alle Teilnehmer gesorgt.Beim abendlichen Beisammensitzen in der Runde konnte ich dann auch einfach mal abschalten. Der mentale Reset hat richtig gut getan und ich war bereit für meinen zweiten MXGP.

Die Strecke in Frauenfeld gefiel mir mit ihren vielen Rillen und coolen Sprüngen sehr gut. Bestes Wetter und sehr enthusiastische Fans haben das Wochenende zu einem geilen Event gemacht. Am Samstag habe ich mich in jeder Session gesteigert und bin auf einem akzeptablen 25. Platz im Quali-Race durchs Ziel gefahren. Im ersten Lauf am Sonntag fiel es mir dann etwas schwerer meinen Rhythmus zu finden, ich konnte aber trotzdem Rang 25 einfahren.

Der zweite Start war dann schon viel besser. Ich fuhr in den Punkterängen, bis mir ein anderer Fahrer ins Hinterrad gefahren ist und mein Bike damit ausgebremst hat. Wieder am Gas habe ich dann meine besten Rundenzeiten gefahren und mich noch auf Platz 22 vorgekämpft, womit ich ganz zufrieden war. Ich habe mich das ganze Wochenende gesteigert, habe zwei solide Ergebnisse eingefahren und wahnsinnig viel gelernt.

Diese Erfahrung wäre ohne den zusätzlichen Support des ZC Hoxberg und meines Freunds und Sponsors Henry Schoch gar nicht zustande gekommen. So ein GP-Einsatz kostet mit den extra Lizenzgebühren und der Startgebühr eine Menge Geld, von Reisekosten und Material mal ganz abgesehen. Zum Glück steht auch mein Team voll hinter mir was meine internationalen Ziele angeht. Das schafft überhaupt erst die Basis dafür, GP-Rennen fahren zu können. Denn ich wollte mehr davon, mein Ziel ist und bleibt nun mal die Weltmeisterschaft. Und obwohl der Lauf zur DM Open in Dolle anstand hörte ich mich weiter um, ob es nicht doch eine Möglichkeit gäbe, einen Start im schwedischen Uddevalla zu realisieren. Und tatsächlich, Christian von der Aal-Kate, Domenic von „Loon“ zusammen mit der Firma Jung Bau aus meinem Heimatort, „Marios Baggerhandel“ und mein Kumpel Henrik habe ich es geschafft. Sie alle sind kurzfristig finanziell in die Bresche gesprungen und haben mir so einen weiteren GP-Start ermöglicht.

Also ging es Donnerstagmorgen für Coach Andrè und mich ab auf den Road Trip nach Schweden. Erster Stopp: DMSB in Frankfurt. Dort haben wir dann schnell noch die erforderliche Lizenz für den GP gelöst. Von da aus waren es dann nur noch ein paar Kilometer zum Track in Salzgitter, wo wir noch eine Trainingseinheit auf dem Bike absolviert haben. Weiter ging es nach Hamburg, wo Teamchef Michi schon den Team-Bus bereitgestellt hatte, mit dem wir am nächsten Morgen nach Schweden aufbrechen durften.

Andrè hat so ziemlich den kompletten Weg alleine durchgezogen während ich mich so gut es ging ausgeruht habe. Die ganze Reise hat aber auch etwas an meiner Energie gezehrt, wie ihr sehen könnt. Das Wochenende in Uddevalla war dann ein weiterer positiver Fortschritt. Am Samstag konnte ich mit Platz 21 in der Qualifikation meine bisher beste GP Performance zeigen. Sonntag hat es dann aber leider nicht so gepasst. Meine Leistung im ersten Lauf war mit Platz 22 okay, jedoch tat ich mich mit der Strecke etwas schwer. Es hatte über Nacht wirklich viel geregnet und die Strecke war sehr tief. Im zweiten Lauf musste ich dann leider auf Platz 22 ein paar Runden vor Schluss wegen eines Sturzes aufgeben.

Da ich immer sehr aufs Racing fokussiert bin habe ich in der Vergangenheit außer den MX-Tracks nichts von den Ländern gesehen, in denen wir waren. Andrè hat deswegen vorgeschlagen, dass wir uns auf dem Rückweg Göteborg noch etwas anschauen und das hat dann auch wirklich gut getan. Wir haben noch lecker gegessen und die ruhigen Momente genutzt, um die Eindrücke zu sortieren und einfach von der Hektik und der Aufregung des Rennwochenendes runterzukommen. Auf der Fähre kam mir dann am nächsten Morgen die Idee, dass wir ja sowieso noch auf Fehmarn sind. Also machten wir noch einen Zwischenstopp in der Aal-Kate und genossen den besten Fisch, den ich je gegessen habe. Von dort ging es wieder nach Hamburg, Alles umladen, um dann den Heimweg ins Saarland anzutreten.

Gemütlich mit 130 km/h unterwegs lag dann auf einmal eine Motorhaube mitten in unserer Spur. Wir konnten nicht mehr ausweichen und knallten voll drüber. Auf dem Standstreifen haben wir dann gute 20 Minuten gebraucht, um die unter dem Transporter verkeilte Haube wieder loszuwerden. In der Situation haben wir echt Schwein gehabt, denn das hätte auch anders ausgehen können.

Mein viertes Rennen in Folge stand dann letztes Wochenende an. Die ADAC MX Masters waren zu Gast beim MSC Gaildorf. Ich habe mich sehr auf die Strecke gefreut und das zeigte sich auch mit der drittschnellsten Zeit in meiner Qualifikationsgruppe. Die Ausgangsposition war also top für den Sonntag. Im ersten Lauf habe ich dann wirklich alles abgerufen, was in mir steckte und war mega Happy als ich durchs Ziel gekommen bin. Rang 3 in einem Masters-Lauf, was für ein Gefühl der Genugtuung.

Allerdings konzentrierten wir uns schnell wieder auf das, was vor uns lag, es war ja schließlich noch nicht vorbei. Im zweiten Lauf öffneten sich dann alle Himmelspforten und es regnete wie verrückt. Ich habe aber konstant meine Pace durchgezogen und stand am Ende mit Platz zwei im zweiten Lauf und als Zweiter in der Gesamtwertung das erste Mal auf dem Masters-Podium. Ich war vollkommen überwältigt, erleichtert und stolz zugleich. Nach den drastischen Veränderungen in meinem ganzen Programm, dem schwierigen Winter, dem Last-Minute-Umstieg in die MX 1 und die durchwachsenen Ergebnisse in der Saisonmitte konnte ich endlich mein Potenzial zeigen und klarstellen, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Es gibt so viele Leute, die an mich glauben und mich auf meinem Weg unterstützen und es tat gut, ihnen und meinem Team durch dieses Ergebnis endlich etwas zurückgeben zu können. Nichts desto trotz gilt es natürlich, den Aufwärtstrend fortzusetzen und die guten Leistungen auch in Zukunft zu bestätigen. Dafür arbeite ich weiter hart und genieße sowohl die Zeit als auch die Erfahrungen auf meinem Weg zum Ziel. Das nächste Rennen ist die DM Open in Thurm, vielleicht sieht man sich ja dort.

Bis zur nächsten Kolumne, gebt Alles und macht’s gut,
euer Stefan

Stefan bei seinem Gastspiel im Glimminge Motorstadion von Uddevalla
Stefan bei seinem Gastspiel im Glimminge Motorstadion von Uddevalla
Ständig auf Achse zu sein, schlaucht ...
Ständig auf Achse zu sein, schlaucht …
Über den Dächern von Gaildorf.
Über den Dächern von Gaildorf.
In Gaildorf stand Stefan zum ersten Mal auf dem  Masters-Tagespodium.
In Gaildorf stand Stefan zum ersten Mal auf dem Masters-Tagespodium.
Jens Pohl
Jens Pohl
Online-Redakteur
Fotocredits
  • Privat, Sport/Lifestyle Elstorf, mx-index.com Mikkel Wendelboe
Textcredits
  • Stefan Ekerold