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US-Fahrerlager - Ken Roczen

Ken Roczen: Zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft

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Lesedauer: 3 min

Ken Roczen reflektiert über 15 Jahre Profi-Karriere: Vom jungen Talent zum erfahrenen Veteranen, der immer noch Siege und Herausforderungen sucht. Familie und Balance stehen heute im Fokus seines Lebens auf und abseits der Strecke.

Ken Roczen begann diese Saison seine 15. Profisaison im Motocross-Sport. „Als ich damals anfing, hätte ich nie gedacht, dass ich 15 Jahre später immer noch Rennen fahre. Das ist verrückt„, erklärt der 30-Jährige. Während der COVID-Zeit vor einigen Jahren habe er sich oft gefragt, wie das Leben 2024 oder 2025 aussehen würde. „Damals schien es, als wären wir in einem Stillstand gefangen. Jetzt sind wir hier, und es ist einfach wild.

Von einem der jüngsten Fahrer im Feld hat sich Roczen inzwischen zu einem der erfahrensten entwickelt. „Ich erinnere mich, wie ich damals Andrew Short mit Mitte zwanzig als „Opa“ bezeichnet habe. Jetzt bin ich über 30, und das macht schon nachdenklich„, sagt er mit einem Schmunzeln. Die Zeit verging für ihn wie im Flug: „Es ist ein ständiges Auf und Ab. Manchmal denkt man, es ist ein harter Job, ein Grind. Aber wenn man zurückblickt, merkt man, wie schnell alles vergangen ist.

Monster Energy AMA Supercross Championship 2025 in Glendale - Vorschau
Ken Roczen

Nach seinem zweiten Platz in Anaheim holte Ken Roczen überraschend das rote Nummernschild für die Meisterschaftsführung. Larry Brooks, Teammanager des Progressive Insurance ECSTAR HEP Suzuki Teams, zeigte sich begeistert: „Ich habe nicht erwartet, so früh in der Saison die Führung zu übernehmen. Aber wir nehmen es Tag für Tag.

Das Team hat hart gearbeitet, insbesondere an der Fahrwerksabstimmung. „Ken ist schwer zufriedenzustellen, aber er ist super glücklich mit dem Setup. Das zeigt, dass das Bike wirklich gut ist“, so Brooks. Trotz schwieriger Bedingungen wie anspruchsvollen Whoops und Regen fühlte sich Roczen auf seiner Maschine sichtlich wohl.

Ken Roczen gehört zu einer Generation von Fahrern, die das Motocross über Jahre hinweg geprägt hat. Nun nähert sich diese Ära ihrem Ende. „Viele von uns, wie Eli Tomac oder Jason Anderson, sind in einem Alter, in dem man sich fragt, wie lange es noch weitergeht. Irgendwann wird es einen Punkt geben, an dem fünf oder sechs Fahrer einfach aufhören werden, und dann kommt die nächste Generation.

Trotz dieser Gedanken ist Roczen noch immer motiviert. „Ich habe oft mit meiner Frau darüber gesprochen, ob ich aufhören sollte. Aber solange ich noch konkurrenzfähig bin und um Podiumsplätze mitfahren kann, wäre es unklug, jetzt aufzuhören. Es ist ein ständiges Auf und Ab – manchmal liebe ich es, manchmal ist es einfach nur Arbeit. Aber aktuell bin ich noch dabei.

Roczen hat akzeptiert, dass Siege in seiner Karriere seltener geworden sind. „Früher war es normal, zu gewinnen. Jetzt ist es nicht mehr so selbstverständlich. Aber das zwingt mich, tiefer nachzudenken: Wo kann ich besser werden? Wo ist mein Platz?“ Diese neue Perspektive ermöglicht es ihm, entspannter an die Rennen heranzugehen: „Ich nehme alles Woche für Woche, und das hilft mir, die Dinge mehr zu genießen.

Auch abseits der Rennstrecke hat Roczen gelernt, Prioritäten zu setzen. „Meine Familie hilft mir, den Fokus zu bewahren. Mein Sohn Griff versteht den Sport inzwischen und fiebert mit. Trophäen nach Hause zu bringen, macht ihm Freude und gibt mir einen neuen Anreiz.

Roczens Karriere ist reich an Erfolgen: Er wurde Weltmeister in jungen Jahren, gewann als erster Deutscher seit Jahrzehnten in der WM und sicherte sich mit Team Deutschland den Sieg bei der Motocross of Nations 2012. Besonders bewegend war für Roczen sein Comeback nach schweren Armverletzungen. „Der Sieg nach diesen Verletzungen – das war ein Moment, den ich nie vergessen werde. Meine Frau Courtney hat im Publikum geweint. Das hat mich tief berührt.

Auch in den letzten Jahren konnte er mit Suzuki wichtige Erfolge erzielen, wie etwa 2023 in Indianapolis und Glendale. „Diese Siege bedeuten mir heute fast mehr als früher, weil sie seltener geworden sind.“

Obwohl Roczen inzwischen realistischer an seine Karriere herangeht, bleibt die Leidenschaft für den Sport bestehen. „Es gibt Tage, an denen ich es liebe, und andere, an denen es schwieriger ist. Aber ich kann mir nicht vorstellen, ohne diesen Sport zu leben.“ Auf die Frage, ob er sich noch in der Lage sieht, einen 450-Supercross-Titel zu gewinnen, antwortet er selbstbewusst: „Ja, ich bin dazu fähig.

Ken Roczen hat eine beeindruckende Karriere hingelegt – mit zahlreichen Höhepunkten, Rückschlägen und einer nie endenden Leidenschaft für das Motocross. Seine Reise ist noch nicht zu Ende, und es bleibt spannend, wohin sie ihn noch führen wird.

Kai Schulte-Lippern
Kai Schulte-Lippern
Fotocredits
  • Garth Milan/Red Bull Content Pool
  • Align Media
  • Suzuki
Textcredits
  • Kai Schulte-Lippern

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