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Monster Energy AMA Supercross Championship 2023 in Seattle - Fahrerstimmen

In Seattle zurück zur Routine?

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Lesedauer: 9 min

Die letzten Aufeinandertreffen der amerikanischen Monster Energy AMA Supercross Championship 2023 waren sehr ereignisreich: Ken Roczen gewinnt, Aaron Plessinger steigt kurz vor Ende ab und Eli Tomac verliert die Meisterschaftsführung. Zur elften Runde ging es nach Seattle, Washington, und wir waren gespannt, welche außergewöhnlichen Schlagzeilen diesmal produziert werden. In der „Rain City“ verlief dann aber vieles unerwartet wie erwartet: Chase Sexton stürzt in Führung liegend, Tomac führt das Fahrerfeld an und Jett Lawrence fährt ein weiteres souveränes Rennen auf dem Weg zu seinem zweiten 250SX-Titel. Abseits dieser Routine sorgten manche Fahrer jedoch für große Furore.

Eli Tomac: „Das war ein hervorragender Abend für uns. Ich brauchte dieses Comeback.“

Es schien so, als würde es für Titelverteidiger Eli Tomac und das Star Racing Yamaha Team eine weitere durchwachsene Nacht werden. Im Hauptrennen nach dem Start auf Platz drei liegend wurde er zu Beginn des Rennens schnell auf Platz fünf durchgereicht. Als dann sein größter Konkurrent in der Meisterschaft und derzeitiger Meisterschaftsführender Cooper Webb (KTM) an ihm vorbeiging, legte „ET3“ einen Schalter um und nahm seine alte Form an. In spannenden Zweikämpfen, in denen er unter anderem auch Ken Roczen (Suzuki) überholte, fuhr Tomac bis auf den zweiten Platz vor.

Monster Energy AMA Supercross Championship 2023 in Seattle - Fahrerstimmen
Eli Tomac hatte in Seattle einComeback auf dem obersten Treppchen des Sigerpodiums

Man hätte aufgrund von Chase Sextons (Honda) komfortabler 5-Sekunden-Führung glauben können, dass es bis zum Rennende dabei bleibt. Doch wie auch schon an vielen der vergangenen Supercross-Rennen der Saison 2023, machte Sexton einen entscheidenden Fehler und stieg vom Motorrad ab. Eli profitierte von Sextons Fehler, beendete das Rennen auf Platz eins und zog in der Meisterschaft wieder punktgleich mit Webb.

„Das war ein hervorragender Abend für uns. Ich brauchte dieses Comeback. Es war fast so, als ob ich die letzten Wochen ein bisschen in einem Loch gefangen war. Jetzt geht es mir viel besser! Die Strecke ließ sich wirklich sehr gut fahren. Es gab eine Menge verschiedener Linien da draußen und offensichtlich schien es am Anfang brenzlig für mich zu werden: Ich wurde von einigen anderen Fahrern überholt und musste diese wieder zurück überholen. Ich hatte alles in allem eine Menge Spaß dabei. Dieses Rennen war wichtig für uns!“

Cooper Webb: „Wenn man mir heute Morgen gesagt hätte, dass ich auf dem Podium stehen würde, hätte ich das nicht glauben können.“

Cooper Webb zog mit seinem schlechtesten Ergebnis (Platz 9) der Saison im Qualifying in das Abendprogramm von Seattle ein. Entgegen allen Erwartungen gewann der aus Newport, North Carolina, stammende 27-Jährige aber seinen Vorlauf und warf Sexton im Ziel gleich noch eine provokante Geste in der Luft zu. Als dann das Gatter zum Hauptrennen der Big Boys fiel, hatte der Red Bull KTM-Werkspilot einen durchwachsenen Start. Zu Anfang als siebter im Feld war für Webb schnell klar, dass er eine Menge Arbeit vor sich hat, um so viele Punkte wie möglich zu sammeln. Nachdem er von Tomac überholt wurde, hing er sich an dessen Hinterrad und fing an mit ihm zusammen das Feld zu überholen. Sextons Sturz verhalf Webb auf Platz zwei zu kommen, allerdings hat es dieses Wochenende nicht gereicht, um in der Punktetabelle vor Eli Tomac zu bleiben.

Monster Energy AMA Supercross Championship 2023 in Seattle - Fahrerstimmen
Cooper Webb hatte nicht gedacht, am Abend auf dem Siegerpodium zu stehen

„Ich kam im Training nicht so gut mit der Strecke zurecht, es war schwer meinen Flow zu finden, und wusste, dass es für das Abendprogramm wichtig ist, einen deutlichen Schritt nach vorne zu machen. Das Heat-Rennen hat mir ein wenig Auftrieb gegeben, weil ich gemerkt habe, dass wir eine Chance auf den Sieg haben. Es war gut, das Rennen zu gewinnen, und ich wusste, dass die Strecke im Mainevent sehr anspruchsvoll werden würde, aber das ist etwas, was ich besonders gut kann. Es war auf jeden Fall gut, wieder vorne mit dabei zu sein. Wenn man mir heute Morgen gesagt hätte, dass ich auf dem Podium stehen würde, hätte ich das nicht glauben können. So auf Platz 2 zu fahren und im Kampf zu bleiben, war großartig.“

Justin Barcia: „Ich war dicht am zweiten Platz dran, aber die Zeit hat nicht ganz gereicht.“

Auch Justin Barcia und seine Red Bull Factory GASGAS kamen nicht gut aus dem Gatter, denn nach der ersten Kurve wurde er gerade einmal auf Platz neun geführt. Barcia ließ sich davon aber nicht unterkriegen. Er nutzte sein neues Selbstbewusstsein aus den letzten Rennen und gab alles. „JB51“ holte einen Fahrer nach dem anderen ein und fuhr selbst auf den dritten Rang. Sogar den zweitplatzierten Webb hat Barcia bei seiner Aufholjagd eingeholt. Genau wie in den letzten Runden der Monster Energy Supercross Meisterschaft hatte Barcia den Speed, um ganz vorne mitzumischen, doch aufgrund seines schlechten Starts hat er zu wenig Zeit, um die Führung zu übernehmen.

Monster Energy AMA Supercross Championship 2023 in Seattle - Fahrerstimmen
Justin Barcia mit Aufholjagd zum dritten Platz

Ich fühlte mich gut und qualifizierte mich als Vierter. Im Vorlauf wurde ich auch Vierter. Dort hatte ich nicht den besten Start, aber ich bin wirklich gut gefahren. Im Hauptrennen war es das Gleiche. Ich hatte nicht den besten Start, hatte dann aber viele Zweikämpfe und konnte bis auf den dritten Platz vorfahren. Ich war dicht dran am zweiten Platz, aber die Zeit hat nicht ganz gereicht. Das Motorrad war wirklich gut. Ich hatte eine Menge Spaß, und das Team hat alles gegeben. Wir geben Gas und machen so weiter, um zu gewinnen.“

Ken Roczen: „P6 in Seattle.“

Der Suzuki-Pilot aus Mattstedt holte im Vorlauf den vierten Platz und rollte als Achter an das Startgatter des Hauptrennens. Mal wieder kam Kenny gut aus dem Gatter und lag nach dem Start in den Top drei. In den ersten Runden konnte „K-Roc“ Platz zwei zunächst für sich behaupten und verteidigen. Kontrahenten wie Eli Tomac, Cooper Webb und Adam Cianciarulo (Kawasaki) klopften an seine Tür, doch Roczen wehrte die Überholversuche zunächst erfolgreich ab. Im Laufe des Rennens musste er sich aber geschlagen geben und fiel bis auf Platz sechs zurück.

Monster Energy AMA Supercross Championship 2023 in Seattle - Fahrerstimmen
Ken Roczen ratlos in Seattle

„P6 in Seattle. Ich weiß nicht, woran es lag, aber ich hatte vom ersten Moment an Probleme auf der Strecke. Ich fühlte mich einfach unwohl und konnte die Strecke überhaupt nicht einordnen. Nichtsdestotrotz hatte ich im Hauptrennen Spaß, was mich überrascht hat.“

Chase Sexton: „Es ist definitiv eine Nacht, die ich hinter mir lassen will.“

Da machte es in Detroit den Anschein, als ob Chase Sexton sich und seine Fehler im Hauptrennen im Griff hat, und in Seattle stieg dieser wieder von seiner Honda ab, während er in Führung lag. Der 23-jährige Honda-Pilot fuhr im Qualifying erneut die schnellste Rundenzeit und wurde Zweiter in seinem Vorlauf. Im Hauptrennen kam er so gut aus dem Gatter, dass er als Zweiter hinter Holeshotter Kevin Moranz (KTM) in die erste Sprungsektion einbog. Eine Runde später ging Sexton in Führung und verbachte die nächsten Runden damit, konstant seinen Abstand zu Platz zwei auszubauen. Zur Mitte des Rennens schrie das Publikum aufgrund eines Sturzes des Honda-Piloten auf. Beim Eingang in die Kurve rutschte das Vorderrad weg und Chase machte einen spektakulären Satz über den Lenker. Die zweite Hälfte des Rennens nutzte er zur Schadensbegrenzung und kam als Fünfter ins Ziel. Während Webb und Tomac in der Meisterschaft punktgleich zogen, liegt Sexton mit einem Abstand von 22 Punkten zu den Beiden auf Platz drei. Kann der Honda HRC Pilot solche Fehler ausmerzen, um den Rückstand noch aufzuholen? Es bleibt spannend.

Monster Energy AMA Supercross Championship 2023 in Seattle - Fahrerstimmen
Chase Sexton einmal mehr mit einem Fahrfehler im Hauptrennen

„Keine tolle Nacht. Ich hatte fast einen Holeshot und ging superschnell in Führung, aber als ich stürzte, war das Motorrad einfach kaputt. Danach hatte ich es schwer, weiter nach vorne zu kommen. Es ist definitiv eine Nacht, die ich hinter mir lassen will. Ich muss einfach in das nächste Rennen gehen und beweisen, was ich kann.“

Jett Lawrence: „Schön, wieder Rennen zu fahren!“

Das Qualifying der Klasse 250SX erneut auf Platz eins beendet ging es für den Honda-Werksfahrer Jett Lawrence nach einer fünfwöchigen Pause in das Abendprogramm. Im Vorlauf lieferte er sich in der ersten Hälfte ein spannendes Duell mit Cameron McAdoo (Kawasaki) um Platz zwei, bis sie in einer Sektion kollidierten und zeitgleich über den Lenker zu Boden gingen. Für „Jettson“, der auf dem Weg zu seinem Motorrad mit Handgestiken versuchte McAdoo seinen Unmut darüber mitzuteilen, reichte es nach dem Zwischenfall nur zum zweiten Rang hinter Vorlaufsieger Levi Kitchen (Yamaha).

Monster Energy AMA Supercross Championship 2023 in Seattle - Fahrerstimmen
Jett Lawrence baut mit erneutem Sieg im Hauptrennen seine Führung in der Ostküstenmeisterschaft aus

Ganz nach der Manier der Lawrence Brüder, machte Jett an der Westküste im Hauptrennen weiter wie sein älterer Bruder an der Ostküste. Gut aus dem Gatter gekommen, ging der 19-jährige Australier als Viertplatzierter um die erste Kurve. Lawrence wollte nichts anbrennen lassen. Er fuhr so schnell wie möglich auf den „Platz an der Sonne“ vor und erarbeitete sich nachfolgend bis ins Ziel eine 3-Sekunden-Lücke zum zweitplatzierten RJ Hampshire (Husqvarna).

„Der Abend hat mit dem Sturz im Vorlauf nicht so gut begonnen. Zum Glück ging nur das Motorrad kaputt und nicht ich. Im Hauptrennen war es zunächst ein bisschen schwierig, in Führung zu gehen. Fairerweise muss man sagen, dass es nicht mein bestes Rennen war. Ich konnte das ganze Rennen über nicht in meinen Flow finden und habe die Spuren nicht getroffen. Ich habe dumme Fehler gemacht, die ich nicht hätte machen sollen. Alles in allem bin ich froh, dass ich den Sieg geholt habe, und ich freue mich darauf, in Arizona wieder an den Start zu gehen.“

Als Kommentator Daniel Blair zu Lawrence sagt, dass mit Arizona wieder ein gefürchtetes Triple Crown Event ansteht, reagierte dieser nur mit einem: „UFF“.

RJ Hampshire: „Aber dann hatte ich ein paar große Ausrutscher und hätte mich fast verloren.“

Anders verlief die Nacht jedoch für den Rockstar Energy Husqvarna Piloten RJ Hampshire. In seinem Mainevent nach dem Start auf Platz 17 geführt, kämpfte er sich innerhalb der anstehenden sechs Minuten plus eine Runde bis auf Platz drei vor und durfte damit als Sechster an den Start des Hauptrennens rollen. In diesem reagierte Hampshire wesentlich besser auf das fallende Gatter und mischte von Anfang an direkt vorne mit. Während Lawrence souverän das Feld anführte, lieferte sich RJ mit Cameron McAdoo ein spannendes Duell. Die beiden wechselten sich aufgrund von Hampshires Fehlern auf dem zweiten Platz ab, doch zum Ende des Rennens behielt der Husqvarna-Pilot in dem Zweikampf und bekam als Zweiter die schwarz-weiß-karierte Flagge.

Monster Energy AMA Supercross Championship 2023 in Seattle - Fahrerstimmen
RJ Hampshire kämpfte um seinen zweiten Platz

„Ich hatte das Gefühl, dass ich eine Zeit lang ein ziemlich gutes Tempo fahren konnte und in der Lage war, die Lücke zu Jett zu schließen. Aber dann hatte ich ein paar große Ausrutscher und hätte mich fast verloren. Cam (McAdoo) kam mir näher, als ich es eigentlich wollte, aber ich habe dann am Ende des Rennens noch einmal Gas gegeben. Ich dachte, es wäre die letzte Runde des Rennens. Deshalb war mein Überholmanöver da draußen etwas aggressiver, als es hätte sein sollen. Aber ich bin einfach nur glücklich, dass ich nach meinen Fehlern wieder zurückkam und Jett mir nicht noch mehr Punkte abnehmen konnte. Das ist das Positive daran. Ich nehme ein solches Ergebnis nicht als selbstverständlich hin, das ist etwas Besonderes.“

Cameron McAdoo: „Ich habe einen Schlag auf das Kinn bekommen, aber meine Schwester hat mich als Kind oft geschlagen, also bin ich das gewohnt.“

Auch Cameron McAdoo hatte eine aufregende Nacht. Nicht nur im Hauptrennen lieferte er sich mit Hampshire einen spannenden Zweikampf, sondern auch im Vorlauf gerieten er und der australische Honda Pilot aneinander. Beinahe den gesamten Vorlauf über zeigte Cameron McAdoo seinen Kampfgeist und wehrte alle Überholversuche von Jett ab. Als Lawrence ihn in einer Kurve innen überholte, schnitt der Kawasaki-Pilot die Kurve nach innen, sodass er und Lawrence nahezu nebeneinander in die Sprungsektion einbogen. In dieser besagten Sektion kollidierten die beiden Streithähne und gingen zu Boden, blieben aber zum Glück unverletzt. Im Hauptrennen musste McAdoo kurz vor Schluss den zweiten Platz abgeben und kam ein viertes Mal diese Saison als Dritter ins Ziel. 

Monster Energy AMA Supercross Championship 2023 in Seattle - Fahrerstimmen
Cameron McAdoo kam sich mit Jett Lawrence in Gehege

„Die Strecke war heute Abend wirklich anspruchsvoll. Sie hat sich im Laufe der Zeit stark verändert und das Wichtigste war, den richtigen Rhythmus in den Sektionen nicht zu verlieren. Wir [McAdoo & Hampshire] überholten uns gegenseitig mehrere Male und es war das ganze Rennen über ein wirklich enger Kampf. Etwa in der Mitte des Rennens holte ich RJ ein und kam auf den zweiten Platz zurück. Dann gerieten wir in ein paar Gruppen von Überrundeten, die teilweise aus vier Fahrern gleichzeitig bestand. Das war eine große Schwierigkeit, denn sie fahren ja auch ihr eigenes Rennen. Es ist natürlich ziemlich bitter, eine Runde vor Schluss überholt zu werden. Aber wir hatten heute Abend eine Menge Spaß, und ich denke, wir haben einige Verbesserungen erzielt. Es war einfach eine gute Rennnacht. Wir haben viel Arbeit investiert und haben noch viel mehr zu zeigen.“

Dominique Thury: „Seattle war ein Schritt in die richtige Richtung.“

Für den Deutschen Dominique Thury (Yamaha) verlief das Abendprogramm nicht wirklich gut. Im Vorlauf verpasste der Sachse die die direkte Qualifikation für das Hauptrennen um gerade einmal zwei Plätze. Somit ging es für ihn also in das LCQ-Rennen. Nach einem schlechten Start kämpfte Thury sich bis Platz acht vor. Allerdings kommen nur die ersten Vier weiter, weshalb „Nique“ für das Hauptrennen aussetzen musste.

Monster Energy AMA Supercross Championship 2023 in Seattle - Fahrerstimmen
Dominique Thury verpasste erneu das Hauptrennen

„Seattle war ein Schritt in die richtige Richtung. Ja, die Ergebnisse waren nicht das, was ich wollte, und dass ich es (wieder) nicht in die Hauptrunde geschafft habe, ist frustrierend, aber ihr habt keine Ahnung, in was für ein dunkles Loch ich mich im Moment grabe. Ich freue mich über die Fortschritte und hatte an diesem Wochenende Spaß am Rennen, was seit letztem Jahr nicht mehr der Fall war.“

Die Ergebnisse des US-Supercross in Seattle im Detail ››

Die Highlights der Hauptrennen ››

Jens Pohl
Jens Pohl
Online-Redakteur
Fotocredits
  • Jeff Kardas
Textcredits
  • Kai Schulte-Lippern

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