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AMA Pro Motocross Championship 2023 in Washougal - Fahrerstimmen

Licht und Schatten in Washougal

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Lesedauer: 7 min

Bevor es für die Teilnehmer der AMA Pro Motocross Championship 2023 in eine dreiwöchige Sommerpause ging, standen sie am vergangenen Wochenende noch einmal für das achte Aufeinandertreffen der Saison am Startgatter. Dafür unternahmen sie eine Dienstreise in den Nordwesten der USA in den MX-Park von Washougal im Bundesstaat Washington.

Das Event hatte dabei sowohl für die Fans als auch die Fahrer nochmal einiges zu bieten. So erregte das Yamaha-Werksteam mit seinen Motorrädern im Retro-Look von 1974 für ordentlich Aufsehen. Darüber hinaus gab es bei den „Big Boys“ der Klasse 450MX eine separate Wertung für alle 250ccm Zweitakt-Maschinen inklusive einem 15.000-Dollar Preisgeld. Letzteres konnte der Red Bull-Athlet Carson Brown auf seiner Yamaha für sich beanspruchen. Für einen zusätzlichen Adrenalinschub sorgte der zweite Lauf der „Big Boys“, bei welchem es aufgrund von technischen Problemen mit dem Startgatter zu einem Neustart kam. In der Viertelliterklasse gab es in beiden Rennen bis kurz vor Schluss spannenden Zweikämpfe, wobei es sogar im zweiten Durchgang noch zum Führungswechsel kam.

AMA Pro Motocross Championship 2023 in Washougal - Fahrerstimmen

Die mitten in einem Tannenwald gelegene Strecke machte es zudem allen Fahrern zudem nicht leicht, denn durch die vielen Bäume war die Streckenabschnitte entweder sehr schattig oder sehr sonnig oder beides gleichzeitig, wodurch die Spuren nicht gut erkennbar waren. Alles in allem bot Washougal allen Motorsportbegeisterten feinste Rennaction.

Jett Lawrence: „Ich war einfach nur froh, dass ich am Start an Chase vorbeikommen konnte.“

Der in der 450MX-Meisterschaft führende australische Honda-Pilot Jett Lawrence führt in Washougal seinen Siegeszug auf dem Weg zur perfekten Saison weiterhin fort. Im ersten Lauf konnte er zwei Runden nach dem Start an Dylan Ferrandis (Yamaha) vorbeigehen und die Führung im Fahrerfeld übernehmen. Ab diesem Moment war keiner seiner Kontrahenten in der Lage, Lawrence zu folgen, sodass er schnell außer Sichtweite war und letztlich souverän den Lauf für sich behauptet konnte.

AMA Pro Motocross Championship 2023 in Washougal - Fahrerstimmen
Bleibt weiter ungeschlagen: Jett Lawrence

Im zweiten Moto lag „Jettson“ zunächst für ein paar Runden hinter Aaron Plessinger (KTM) auf der zweiten Position. Nachdem Jett in Umlauf vier die Spitzenposition übernehmen konnte, ging wenig später auch Chase Sexton (Honda) an Plessinger vorbei, so dass einem spannenden Endkampf zwischen den beiden Teamkollegen nichts mehr entgegenstand. Bis in die letzten Minuten lagen Lawrence und Sexton maximal zwei Sekunden auseinander und der Mann mit der Startnummer #18 hatte viel damit zu tun, Sexton hinter sich zu halten. Schlussendlich kam der Australier aber erneut als Erster ins Ziel und holte seinen 16. Laufsieg in Folge. 

„Es ist für alles ein erstes Mal. Ich war einfach nur froh, dass ich am Start des zweiten Rennens an Chase vorbeikommen konnte. Ich habe hart gepusht, weil ich dachte: ‚Verdammt, er hatte einen guten Start.‘ Ich war ein bisschen enttäuscht von mir selbst und dachte: ‚Hoffentlich spürt er es genauso wie ich.‘ Es war ein guter Kampf. Am Ende ging er wieder zu Boden und das ist schade, aber es war gut, daraus Kapital zu schlagen. Ja, jetzt steht es 16:0. Das ist bislang eine unfassbare Rookie-Saison. Es ist einfach toll.“

Chase Sexton: „Ich kam in diese Kurve, habe das Motorrad einfach abgewürgt und fiel um.“

Washougal war ein weiteres Wochenende, an dem Chase Sexton versucht hat, die Siegesserie von Jett Lawrence zu durchbrechen. Im Vergleich zu den letzten Wochenenden war Sexton noch schneller und machte seinem Teamkollegen ordentlich Druck. Doch der erste Lauf verlief vergleichsweise ruhig. Sexton verbrachte zu viel Zeit damit auf Platz zwei vorzurücken, sodass Lawrence längst auf und davon war. Im zweiten Lauf ließ Sexton nicht so viel Zeit verstreichen, fuhr schnell auf Position zwei vor und hatte seinen diesjährigen Rivalen direkt vor der Nase. Fast ganze 30 Minuten jagte er Lawrence hinterher. Gerade als man dachte, dass sich die Situation zuspitzt, ging Sexton jedoch zu Boden und musste sich so am Ende mit Platz zwei zufriedengeben.

AMA Pro Motocross Championship 2023 in Washougal - Fahrerstimmen
Einmal mehr ohne Gegenmittel: Chase Sexton

„Gegen Ende des zweiten Rennens kam ich etwas näher heran. Ich kam in diese Kurve, habe das Motorrad einfach abgewürgt und fiel um. Ich war insgesamt gut gefahren und hatte das Gefühl, dass ich einen guten Speed hatte und ihn einholen konnte, aber ich wusste nicht wirklich, wo ich ihn überholen soll. Die Strecke war in diesem Jahr etwas rauer als in den Vorjahren und es war etwas anders. Insgesamt war es ein solides Wochenende. Natürlich habe ich nicht das erreicht, was ich wollte, aber mein Fahrstil war gut. Wir müssen einfach weitermachen und versuchen, uns in den nächsten drei Wochen zu verbessern, damit wir in Unadilla wieder ganz oben stehen.“

Jason Anderson: „Ich habe das Gefühl, dass dieser dritte Platz ein Erfolg für mich ist.“

Dem Kawasaki-Piloten Jason Anderson fehlt aufgrund seiner Nackenverletzung einiges an Rennpraxis in dieser Saison. Erst seit dem RedBud National steht „El Hombre“ wieder am Gatter und ist langsam dabei, zu seiner alten Fassung zurückzufinden. In Washougal erwischte der Kawasaki Pilot zwei gute Starts und lag jeweils nach den ersten Kurven in den Top fünf. In beiden Rennen sorgte er für wenig Aufsehen, reite sich jeweils im Rennverlauf auf Platz vier ein und überquerte auch als Vierter die Ziellinie. Die konstanten vierten Plätze haben ausgereicht, um insgesamt Platz drei in der Tageswertung zu belegen.

AMA Pro Motocross Championship 2023 in Washougal - Fahrerstimmen
Feiert seinen dritten Tagesrang als Erfolg: Jason Anderson

„Es war ein langes Jahr für mich. Ich habe mich verletzt und bin wieder zurückgekommen, und die Rennen draußen werden mit den Jahren auch nicht leichter. Ich werde älter, aber ich genieße es, mit diesen Jungs weiterzukämpfen. Ich habe das Gefühl, dass dieser dritte Platz ein Erfolg für mich ist. Als ich mich beim Supercross am Nacken verletzte, konnte ich eine Zeit lang nicht fahren, weil die Vibrationen den Knochen hätten beschädigen können, also habe ich einfach gechillt. Es ist schwer, nach so etwas zurückzukommen, als wäre nichts gewesen.“

Haiden Deegan: „Er sollte diese Dinger eigentlich gewinnen.“

Der Sensations-Rookie Haiden Deegan sah in Washougal auf seiner Yamaha im Look von ’74 nicht nur gut aus, sondern performte auch hervorragend. Im ersten Lauf perfekt aus dem Gatter gekommen, konnte er den Kampf um den Holeshot zu seinen Gunsten entscheiden. 30 Minuten plus zwei Runden später ging Haiden „Danger Boy“ Deegan als Erster über die Ziellinie und holte somit einen klassischen Start-Ziel-Sieg.

AMA Pro Motocross Championship 2023 in Washougal - Fahrerstimmen
Zweiten Sieg bei einem National seiner noch jungen Profikarriere: Haiden Deegan

Im zweiten Lauf kam er erneut gut aus dem Gatter, wurde aber nach den ersten zwei Kurven auf Platz fünf verfrachtet. In den ersten fünf Minuten kämpfte er sich an Seth Hammaker (Kawasaki) und Lokalmatador Levi Kitchen (Yamaha) vorbei bis auf Position zwei vor. Die nächsten 20 Minuten verweilte Deegan mit guten fünf Sekunden Abstand zum Führenden Justin Cooper auf Platz zwei. Kurz vor Schluss wurde „Danger Boy“ dann aber noch einmal richtig schnell, holte Cooper ein, überholte ihn und fuhr innerhalb einer Runde achte Sekunden Vorsprung raus. Damit verkürzte er den Abstand zu Hunter Lawrence (Honda) im Kampf um die Meisterschaft auf gerade einmal drei Punkte. 

„In den letzten Runden dachte ich mir: ‚Ich gebe alles, Baby.‘ Mann, das ist nervenaufreibend. Ich bin sicher, dass es auch für Hunter nervenaufreibend ist. Er sollte diese Dinger eigentlich gewinnen. Ich bin froh, dass ich als Amerikaner für alle Fans den Sieg holen kann.“

Justin Cooper: „Hut ab vor ihm.“

Washougal war für den Star Racing Yamaha-Piloten Justin Cooper eine weitere Chance, seinen ersten Sieg in dieser Saison zu holen. In beiden Rennläufen hatte Cooper so gute Starts, dass er die Rennen jeweils in den Top 3 begann. Im ersten Lauf lag Cooper für eine Lange Zeit auf Platz zwei, wurde dann aber von Hunter Lawrence (Honda) eingeholt. Ohne viel Gegenwehr fiel Cooper zurück auf Platz drei, auf dem er auch das Rennen beenden sollte. Lauf zwei begann für ihn mit einem Holeshot. Bis drei Minuten vor Schluss führte Cooper das Feld mit einer sehr komfortablen Führung an. Dann plötzlich klopfte Deegan hinter bei ihn an. Coopers Kondition war zu sehr aufgebraucht, sodass es keinen großen Zweikampf gab und Cooper nur als Zweiter ins Ziel kam. In der Tageswertung holte er damit Platz zwei. Im Kampf um die Meisterschaft hat auch Cooper keine 20 Punkte Differenz zum führenden Hunter.

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Ein Tagessieg weiter in weiter Ferner: Justin Cooper

„Ich habe mich, ehrlich gesagt, den ganzen Tag gut gefühlt, sogar nach beiden Motos. Wahrscheinlich bis zu den ersten 25 Minuten des ersten Rennens. Ich begann zurückzufallen. Ich habe versucht, dranzubleiben, aber Haiden war wirklich gut unterwegs. Hut ab vor ihm.“

Hunter Lawrence: „Es ist wirklich sehr hart auf dieser Strecke, wenn man keinen guten Start erwischt.“

Der Supercross-Ostküsten-Champion 2023 und Honda-Pilot Hunter Lawrence hatte in Washougal kein leichtes Wochenende. Beide Rennen begann er mit einem durchwachsenen Start. Dies bedeutete für Hunter, dass er die Rennen in der hinteren Hälfte der Top 10 begann. Im ersten Rennen war Lawrence sehr gut drauf. Ähnlich wie im ersten Moto von Millville schnupfte einen Kontrahenten nach dem anderen auf. Letztlich konnte er auch den Abstand zum Führenden Deegan verkürzen, musste sich aber mit Platz zwei begnügen.

AMA Pro Motocross Championship 2023 in Washougal - Fahrerstimmen
Hatte kein leichtes Wochenende: Hunter Lawrence

Im zweiten Durchgang war Hunter schnell auf Platz vier hinter Cooper, Kitchen und Deegan. Im Zweikampf um Platz drei mit Deegan ging er aber zu Boden. Das Rennen nahm er von Platz fünf wieder auf. Mit geprellten Rippen und aufgebrauchter Kondition konnte Hunter zurück zu Platz vier finden. Mit kleinen Fehlern, wie zum Beispiel wegrutschende Hinterräder, war es ihm nicht möglich am drittplatzierten Kitchen vorbeizukommen. Das 2-4-Ergebnis reichte letztlich aber für Tagesrang drei.

„Es war ein harter Tag. Die Schatten auf der Strecke machen es echt schwer, aber es ist jedes Jahr dasselbe und ich muss einfach besser werden. Es ist wirklich sehr hart auf dieser Strecke, wenn man keinen guten Start erwischt. Wir werden also zurückgehen, uns an die Arbeit machen und die letzten drei Rennen mit Schwung angehen.“

Alle Ergebnisse des Washougal National im Detail ››

Highlights der Wertungsrennen ››

Jens Pohl
Jens Pohl
Online-Redakteur
Fotocredits
  • Jeff Kardas
Textcredits
  • Kai Schulte-Lippern

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