Der Monster Energy Star Racing Yamaha-Pilot Max Anstie hätte selbst nicht damit gerechnet, mit 31 Jahren nochmal zu den Titelfavoriten beim Monster Energy AMA Supercross zu gehören. In einem Interview sprach der sympathische Brite über seinen Weg an die Spitze.
Max Anstie hat eine lange Reise hinter sich, um dorthin zu gelangen, wo er eigentlich schon vor Jahren sein wollte. Als Teenager galt er als vielversprechendes Talent bei Star Racing Yamaha, doch seine Karriere nahm eine andere Richtung. Er kehrte nach Europa zurück und schien dem Supercross-Zirkus und der 250er-Klasse den Rücken gekehrt zu haben. Doch in den vergangenen beiden Jahren hat sich für den Briten alles geändert. Nach seinem überzeugenden Sieg beim Auftaktrennen in Tampa könnte er nun einer der großen Favoriten der 250SX-Ostküstenmeisterschaft sein.
„Die letzten zwei Jahre in der 250SX haben mir definitiv geholfen“, erklärt Max Anstie. „Aber als ich vor der Saison die Startliste sah, dachte ich: ‘Mann, da sind viele schnelle Jungs dabei, die schon Rennen gewonnen haben.’ Früher habe ich diese Fahrer im Fernsehen gesehen und davon geträumt, hier dabei zu sein. Jetzt bin ich mittendrin, trage mein Star-Racing-Shirt und weiß: Ich habe es geschafft. Natürlich muss ich liefern, aber mein ganzes Leben – ob in der Motocross-WM oder anderswo – hat mich auf diesen Moment vorbereitet. Ich bewundere die jungen Fahrer, die mit 18 oder 19 schon auf diesem Niveau fahren. Aber am Ende zählt nur, wer sich den Titel holt. Mein Alter ist mir egal – ich fühle mich körperlich und mental stärker als je zuvor. Klar, es wäre toll gewesen, mit 17 oder 18 an diesem Punkt zu sein, aber jetzt bin ich hier, und das ist alles, was zählt.“
Mit seinem neuen Team hat er ein Umfeld gefunden, in dem er weiter dazulernen kann: „Ich bin umgeben von jungen Talenten, das hält mich auf Trab. Gleichzeitig kann ich von meinen Teamkollegen und erfahrenen Champions wie Cooper Webb, Justin Cooper oder Eli Tomac profitieren. Jeder hier ist ein Gewinner, und das motiviert mich zusätzlich.“
Das Auftaktrennen in Tampa schien zunächst perfekt für Yamaha zu laufen. Anstie und seine Teamkollegen Pierce Brown und Dax Bennick lagen auf Podiumskurs, doch dann kam es zu einem schweren Sturz: Brown kam in den Whoops zu Fall, das Rennen wurde unterbrochen. „Ich war direkt hinter ihm, als es passierte“, erinnert sich Anstie. „Er blieb liegen, und die rote Flagge wurde geschwenkt. Das nimmt einem erstmal den Wind aus den Segeln – niemand will einen gestürzten Teamkollegen sehen. Während der Unterbrechung habe ich nur darüber nachgedacht, wie ich die Whoops sauber durchfahren kann. Beim ersten Rennen der Saison passieren immer verrückte Dinge. Danach hieß es für mich: Fokus behalten und keine Fehler machen.“
Während viele Fahrer in Tampa mit Problemen zu kämpfen hatten, lief für Anstie alles nach Plan. Er war der Schnellste im Qualifying, gewann seinen Vorlauf und holte sich schließlich den Sieg im Hauptrennen. „Das war für mich einer der entspanntesten Renntage, was Setup-Anpassungen angeht“, sagt er. „Mein Team ist erfahren und weiß genau, was es tut. In der Offseason ist es schwer abzuschätzen, wo man steht, aber an diesem Tag musste ich nur eine minimale Änderung am Fahrwerk vornehmen – einen Klick weicher, um etwas mehr Grip zu haben. Das war alles. Sonst gab es nichts zu verbessern.“
Für viele seiner Konkurrenten verlief der Saisonauftakt weniger erfolgreich. Fahrer wie Levi Kitchen (Platz neun) und RJ Hampshire (Platz 18) müssen nun darauf hoffen, dass Anstie irgendwann in der Saison einen Fehler macht. Doch der Brite bleibt konzentriert: „Mein Plan bleibt derselbe – gute Starts und einen kühlen Kopf bewahren. Das war erst der Anfang, jetzt geht es weiter.“
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