Am vergangenen Wochenende stand mit dem RedBud National das wohl beliebteste Rennen der AMA Pro Motocross-Serie an. Oder wie es die Fans sagen: „ReeeeeedBuuuuuuuud“. Bei dem Event, das immer um den US-Nationalfeiertag, dem 4. Juli, herum stattfindet und in diesem Jahr seine 50. Auflage erlebte, kommen die USA- und Motorsport-Fans auf dem RedBud MX-Raceway in Buchanan, Michigan, zusammen, um ihr Land zu zelebrieren.
Entsprechend gehen die meisten Fahrer und Motorräder in Nationalfarben an den Start und haben ganz besondere Dekore, Jersey Prints und Helmlackierungen. Dabei ging Levi Kitchen nicht nur beim Rennen All in, sondern auch in der Optik und färbte sich sogar seine Haare in Rot, Weiß und Blau.
Eine weitere Besonderheit des Wochenendes war, dass die Fans in der Klasse des „Big Boys“ zwei Athleten mehr zujubeln durften, denn sowohl Chase Sexton als auch Jason Anderson meldeten sich aus ihrer Verletzungspause zurück und rollten ans Gatter. Nach spannenden Rennen wurde sogar in einer der beiden Klassen kein Australier zum Sieger gekürt, wodurch zumindest in einer Klasse die Siegesserie von Honda zu Ende ging. Zudem standen dieses Mal so viele Yamaha-Piloten auf dem Podium, wie schon lange nicht mehr.
Jett Lawrence: „Das ist der Schlüssel.“
Jett Lawrence – der Honda-Werksfahrer mit der bislang perfekten Saison – ließ auch beim RedBud National seine Fans nicht hängen und erfüllte alle Erwartungen. Auch diesmal war Lawrence wieder der Schnellste im Zeittraining und gewann beide Wertungsläufen in perfekter Manier. In beiden Wertungsrennen schnappte sich der 19-jährige Australier nach dem Fallen des Startgatters den Holeshot. Von da an war er im wahrsten Sinne des Wortes „auf und davon“ und konnte weder von Dylan Ferrandis (Yamaha) noch von Teamkollege Chase Sexton aufgehalten werden. Dabei konnte er im ersten Lauf zwischenzeitlich eine Führung von gut achtzehn Sekunden herausfahren. Im zweiten Moto wurde er das ganze Rennen über von Ferrandis unter Druck gesetzt, aber nicht überholt. Somit blieb „Jettson“ auch in der fünften Meisterschaftsrunde ungeschlagen und sammelte weitere 50 Punkte für die Meisterschaft.
„Ein weiteres gutes Rennen und zwei weitere gute Starts. Das ist der Schlüssel. Ich wusste zuerst nicht, dass Dylan [Ferrandis] da war, aber dann habe ich meine Boxentafel gesehen. Ich habe nach hinten geschaut und gesehen, dass er da war, also habe ich versucht, mich von ihm abzusetzen. Die Überrundeten machten es schwierig, aber es war ein weiterer guter Tag.“
Dylan Ferrandis: „Wir verbessern uns und das ist gut.“
Für den Star Racing Yamaha-Werkspiloten Dylan Ferrandis verläuft die Saison nach seiner Verletzung weiterhin sehr gut. Zwar konnte er noch keinen Lauf gewinnen, jedoch fährt er konstant vorn mit und steht regelmäßig auf dem Podium. Auch in Buchanan war er wieder in beiden Rennen in der Spitzengruppe vertreten. Im ersten Lauf lieferte er sich lange ein Duell mit Ty Masterpool (Kawasaki) um Platz zwei. Während Ferrandis mit Masterpool zu kämpfen hatte, wurde er von Chase Sexton auf seiner Honda eingeholt und schließlich überholt. Im zweiten Durchgang ließ er Jett Lawrence nicht so leicht davonkommen und blieb zunächst an ihm dran. Zwar konnte er ihn nicht überholen, aber mit Platz zwei im zweiten Rennen holte er sich den zweiten Platz in der Tageswertung vor Sexton.
„Das ist ein guter Schritt in die richtige Richtung. Wir brauchten Zeit mit der neuen Yamaha, um sie besser zu machen, und die Auszeit hat geholfen. Wir verbessern uns und das ist gut. Ich hatte gehofft, mit Jett [Lawrence] mithalten zu können, aber er war heute einfach zu gut.“
Chase Sexton: „Es war in meinen Augen peinlich und ich muss besser werden.“
Nach einer mehrwöchigen Verletzungspause stand mit Chase Sexton der derzeitige Tabellenleader der kombinierten SuperMotocross-Meisterschaft wieder am Gatter. Die Fans waren gespannt, ob Sexton den Siegeszug von Jett Lawrence aufhalten würde. In beiden Rennen lag Sexton nach dem Start jeweils in den Top 10 und musste erstmal nach vorn aufholen. Im ersten Wertungslauf war Sexton so gut in Form, dass er den Zweikampf von Masterpool und Ferrandis nutzte, um von Platz vier auf zwei vorzufahren. Im zweiten Moto reichte es dann nur für Laufrang drei, der ihm am Ende auch Tagesrang drei bescherte. Sichtlich unzufrieden mit seiner Performance, ist ein dritter Platz nach der Verletzungspause dennoch eine solide Leistung.
„Es ist schön, wieder da zu sein. Das war keine gute Leistung von mir. Es war in meinen Augen peinlich und ich muss besser werden. Wir haben noch einiges an Arbeit vor uns, aber ich freue mich darauf, wieder auf das Niveau zu kommen, auf dem wir vor der Verletzung waren. Der Rest der Saison wird Spaß machen.“
Dominique Thury: „Red Bud war gut“
Beim RedBud National mischte mit dem Schneeberger Dominique Thury auch ein deutscher Fahrer im Punktekampf mit. Nachdem sich der 30-jährige Yamaha-Pilot im Zeittraining mit Platz 36 auf direktem Weg für die Wertungsläufe qualifiziert hatte, kämpfte „Nique“ in beiden Motos um einen Platz in den mit Meisterschaftspunkten honorierten Top 20. Während ihm dies im ersten Durchgang noch knapp versagt blieb, reichte seine Leistung im zweite Rennen trotz Sturz am Ende für Rang 18, mit welchem ihm immerhin seine ersten drei Zähler gutgeschrieben wurden.
„Red Bud war gut. Am Morgen hatte ich etwas zu kämpfen, aber als die Strecke rauer wurde, ging es besser. Im zweiten Durchgang bin ich gestürzt, als ich Sechzehnter. war, aber das ist okay. Ich bin zufrieden mit den Fortschritten und glücklich über diese drei Punkte… fürs Erste! Als Nächstes steht Southwick an!“
Haiden Deegan: „Ich bin froh, dass ich Amerika in dieser Saison wenigstens einmal an die Spitze gebracht habe.“
Am vergangenen Wochenende sorgte der Rookie Haiden Deegan auf seiner Star Racing Yamaha erneut für Schlagzeilen. Was kann es für einen gebürtigen Amerikaner Schöneres geben, als seinen ersten Sieg im Profi-Motocross ausgerechnet beim RedBud National feiern zu dürfen? Für Deegan wahrscheinlich nichts. Mit zwei soliden Wertungsrennen profitierte er von einem Ausfall von Hunter Lawrence (Honda) im zweiten Moto. Im ersten Lauf fuhr Deegan quasi sein eigenes Rennen. Mit über zehn Sekunden Rückstand zum Führenden Lawrence und über zehn Sekunden Abstand zum Dritten kam Deegan ohne Probleme als Zweiter ins Ziel. Im zweiten Durchgang waren ihm zwar Levi Kitchen (Yamaha) und der Franzose Tom Vialle (KTM) überlegen, aber der dritte Platz reichte für den Tagessieg aus.
„Das ist großartig. Ich wusste, dass sich Beständigkeit auszahlen würde. Ich bin froh, dass ich Amerika in dieser Saison wenigstens einmal an die Spitze gebracht habe. Das Team weiß, dass ich eine Chance auf die Meisterschaft habe, und sie wissen, dass ich das Herz und die Entschlossenheit habe. Ich kann ihnen nicht genug für all die Unterstützung danken, die sie mir gegeben haben.“
Levi Kitchen: „Es war ein Glücksspiel und es hat sich ausgezahlt.“
Levi Kitchen sorgte nicht nur durch seine Haare für ordentlich Aufsehen. Im ersten Lauf schöpfte Kitchen nach einem durchwachsenen Start nicht sein volles Potential aus. Er musste sich nach den 30 Minuten plus zwei Runden zunächst mit Platz sieben abfinden. Im zweiten Rennen hingegen flog er förmlich aus dem Gatter und war von Beginn an ganz vorn mit dabei. Mit einer frühen Führung startete er ins Rennen und gab diese auch nicht mehr ab. Am Ende überquerte Kitchen als Erster die Ziellinie. Mit dem Laufsieg konnte er sich trotz dem siebten Platz in Lauf eins noch den zweiten Platz in der Gesamtwertung belegen.
„Der erste Wertungslauf war schlecht und das lag nur an mir. Ich hatte einen schlechten Start und stellte mich für das zweite Rennen ganz innen auf. Es war ein Glücksspiel und es hat sich ausgezahlt. Ich kam am Start an Haiden [Deegan] vorbei und konnte dann mein eigenes Rennen fahren. Es fühlt sich großartig an und ich freue mich auf die kommenden Rennen.“
Justin Cooper: „Ich war nicht in der Lage, die Starts zu bekommen, die ich brauchte.“
Yamaha-Pilot Justin Cooper stand nach einer Verletzungspause in Buchanan wieder am Gatter, um die verlorenen Punkte wieder gutzumachen. Allerdings sehen seine Hoffnungen mit Blick auf die Meisterschaft eher durchwachsen aus, nachdem er vor zwei Wochen beim High Point National sturzbedingt so viele Punkte verloren hat. Cooper absolvierte zwei solide Rennläufe und kam jeweils als Vierter ins Ziel. Allerdings wurden ihm im ersten Lauf fünf Punkte abgezogen, da er die Medical-Flag missachtet hat und einen Doppel gesprungen ist. Die erfahrenen Punkte haben am Ende dennoch ausgereicht, um das 250MX-Yamaha-Podium zu komplettieren.
„Ich will immer gewinnen, aber ich nehme es [das Podium] fürs erste hin. Wir sind von hinten so gut es ging nach vorn gefahren. Ich war nicht in der Lage, die Starts zu bekommen, die ich brauchte, aber ich habe mein Bestes getan, um die Lücke zu den Jungs an der Spitze zu schließen. Im zweiten Rennen bin ich nicht in meinen Rhythmus gekommen. Deshalb bin ich froh, auf dem Podium zu stehen. Wir müssen weiterarbeiten und hoffentlich wird der Sieg kommen.“
Hunter Lawrence: „Es hatte ein bisschen was von einem Held-zu-Null-Tag hier beim RedBud.“
Der 250MX-Meisterschaftswertung führenden Australier Hunter Lawrence musste in Buchanan den ersten größeren Dämpfer der laufenden Outdoor-Saison verkraften. Nach einem dritten Rang im Zeittraining und einem Start-Ziel-Sieg im ersten Wertungsrennen endete der zweite Lauf für den Mann mit der Startnummer #96 bevor dieser so richtig in die Gänge gekommen ist. Bereits in der Anfahrt zur ersten Kurve wurde er in einen Startcrash verwickelt, bei welchem er heftig zu Boden ging. Aufgrund starker Schmerzen wurde er danach zur Untersuchung in das Alpinestars Medical Center gebracht, wo aber glücklicherweise keine Verletzungen festgestellt wurden. Dennoch endete mit der Nullnummer im zweiten Moto seine bisherige Siegesserie und er musste sich mit Tagesrang neun begnügen. Dennoch behauptete er aber – wenn auch mit deutlich kleinerem Vorsprung – seine Führung in der Punktetabelle.
„Es hatte ein bisschen was von einem Held-zu-Null-Tag hier beim RedBud. Wir haben den Holeshot im ersten Rennen perfekt umgesetzt und sind gute Runden gefahren, weit innerhalb meines Limits. Im zweiten Rennen herrschte nach dem Start ein bisschen Chaos. Ich bin mir nicht ganz sicher, wo es schiefgelaufen ist – ich hatte keinen Holeshot, also hat es wohl damit angefangen. Es ist bedauerlich, aber so ist es nun mal – das gehört zum Sport. Ich bin froh, dass mir nichts Schlimmes passiert ist. Wir werden es beim nächsten Mal ausbügeln und dann sollte es wieder gehen.“
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