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GP-Fahrerlager - Gautier Paulin

Corona-Talk mit Gautier Paulin

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Lesedauer: 4 min

Während der aktuellen Corona-Pandemie, in der die ganze Welt mehr oder weniger geduldig darauf wartet, dass der Virus endlich besiegt ist, hat zweifelsohne jeder Einzelne seine eigene Art mit der Situation und der sozialen Isolation umzugehen. Für Fahrer wie Gautier Paulin vom Monster Energy Yamaha Factory MXGP-Team stellen die zur Bekämpfung der Krankheit notwendigen Beschränkungen aber kein Problem dar.

„Ich persönlich bin eigentlich nicht ganz so weit von meinem normalen Leben entfernt“, sagt der 30-jährige MXGP-Star. „Im Winter läuft das für mich fast genau so: Ich sehe niemanden, ich gehe nicht aus, ich feiere nicht. Ich mache eigentlich nichts außer Essen und Schlafen, Familie und Training. Im Moment besteht der einzige Unterschied darin, dass ich meine Familie nicht persönlich sondern nur via FaceTime sehe.“

Gautier Paulin
Gautier Paulin

„Ich habe alles, was ich brauche, um fit und in Form zu bleiben und in jeder Situation trainieren zu können, egal ob drinnen oder draußen und auch bei schlechtem Wetter“, berichtet der Franzose. „Aktuell trainiere ich bevorzugt drinnen, um zu verhindern, dass ich krank werde. Ich kann aber immer noch mein komplettes Fitness-Training fortsetzen. Natürlich musste ich alles ein wenig anpassen, weil ich jemand bin, der es eigentlich seit seiner Kindheit liebt, so viel wie möglich draußen Sport zu treiben. Aber zusammen mit meinem Trainer ist mir das, denke ich, ganz gut gelungen.“

Die Krise kommen sehen

Im Gegensatz zu den meisten anderen Motorsportarten konnte die MXGP-Weltmeisterschaft noch die ersten zwei Aufeinandertreffen der 2020-Serie absolvieren. Sehr zur Überraschung von Paulin, der aktuell auf Rang fünf der Meisterschaftswertung zu finden ist: „Irgendwie habe ich es kommen sehen, wenn sicherlich auch nicht in so pandemischen Ausmaßen, wie wir sie derzeit erleben. Aber bereits bevor es zum WM-Auftakt ging, hatte ich zu meiner Frau gesagt, sie solle alles einpacken, was wir im Notfall für unserer Baby brauchen. Wir sind viel gemeinsam auf Reisen und da wollte ich einfach sicher gehen, dass wir für den Fall der Fälle alles dabei haben, was das Kleine braucht.“

Gautier Paulin
Gautier Paulin – MXGP of Great Britain

„Insgesamt war ich dann aber schon etwas überrascht, dass wir die beiden ersten Grands Prix absolvieren konnten und auch der MXGP in Argentinien im Raum stand. Nach Valkenswaard hatten wir dann aber am späten Abend ein Treffen mit allen Teammitgliedern und ab diesem Zeitpunkt war uns allen klar, dass der Ernstfall eingetreten ist. Ich habe mich sofort entschieden, das weitere Motorradfahren zu meiner eigenen Sicherheit und auch zur Sicherheit der Mechaniker einzustellen.“

Herausforderung WM-Kalender

Als eine besondere Herausforderung sieht Gautier Paulin den von Promoter Infront Moto Racing an die aktuelle Situation angepassten WM-Kalender. Wie andere Spitzenfahrer auch hatte Gautier Paulin vor Ausbruch von Corona sein gesamtes WM-Jahr akribisch um den normalerweise von Ende Februar bis Ende September reichenden 20-Runden-Kalender geplant, um auf den Punkt topfit an den Start zu gehen.  Jedoch ist er bereit sich an das geänderte Rennregime anzupassen.

„Es wird in jedem Fall eine große Herausforderung werden, weil ich im letzten Winter sehr früh mit dem Training begonnen habe. Aber ich werde es schaffen”, versicherte er. „Wir  müssen es im Moment nehmen wie es kommt, weil wir es eh nicht ändern können.  Wir müssen jetzt von Tag zu Tag schauen, wie es weitergeht, denn augenblicklich kann niemand sagen, wie lange wir noch eingesperrt sein werden und wann wir wieder rausgehen können. Der nächste GP ist für den 7. Juni in Russland angesetzt. Bis dahin sind es noch zwei Monate und mein Job ist es, das Beste aus dieser verrückten Situation zu machen und alles dafür zu tun, um bis dahin fit zu bleiben.“

Gautier Paulin
Gautier Pailin – MXGP of the Netherlands

Mit Blick auf die  noch verbliebenen achtzehn WM-Runden der Saison, die sich aller Wahrscheinlichkeit nach bis November erstreckt, meint er: „Aktuell geplant ist, sechs GPs hintereinander und dann acht in einem wirklich kurzen Zeitraum zu fahren. Das ist noch nie passiert. Wie das Team damit umgehen wird, insbesondere wenn die Saison in Argentinien oder Indonesien oder an ähnlichen Orten zu Ende geht, wird etwas ganz anderes sein. Aber für mich ist das Wichtigste, dass alle meine Jungs gesund bleiben und meine ganze Familie gesund bleibt. Abgesehen von allem anderen konzentriere ich mich nur auf das Wesentliche, um sicher zu gehen, dass es allen gut geht.“

Das MXoN mitten in der Saison macht keinen Sinn

Kritisch sieht der Yamaha-Pilot die aktuelle Terminierung des MXoN mitten in der Saison: „Motocross of Nations mitten in der Saison macht für mich keinen Sinn. Es war schon immer am Ende der Saison und ist ein großes Geschenk an alle, die Motocross lieben. Wir feiern das Ende der Saison und beweisen, welche Nation die besten Rennfahrer hat.“

Wie geht es weiter?

Unabhängig davon ist fraglich, wie schnell jeder Fahrer wieder auf Touren kommt, sobald es wieder möglich ist, zu fahren. Aber Paulin ist zuversichtlich, dass er zur rechten Zeit bereit sein wird: „Ich habe ein Motorrad, das ich liebe. Für mich bedeutet es daher kein Stress, wieder auf das Bike zu steigen Es ist bereit und ich war schon in den ersten WM-Runden damit sehr zufrieden. Wenn wir wieder fahren können, werde ich mich voll und ganz auf das Fahren konzentrieren und mich nicht mit Tests oder ähnlichem aufhalten. Wie lange es dann dauern wird, bis wir bereit sind, ist schwer zu sagen, denn es können viele Dinge passieren, die uns aufhalten. Dinge wie Blasen oder kleine Verletzungen oder Krankheiten.“

reisen, während das Virus immer noch eine große Bedrohung für die Welt darstellt. Ich mache mir keine Sorgen, wieder bereit zu sein, denn ich bin bereit. Mein Hauptanliegen ist es, zu verhindern, dass wir krank werden, wenn wir wieder auf Reisen gehen und Rennen fahren, denn das wird wie ein Pokerspiel.“

Ruhe und Frieden inmitten der Familie

Trotz des gegenwärtigen Dramas verspürt Paulin, dessen Frau Clementine im Mai letzten Jahres ihr erstes Kind auf der Welt gebracht hat, ein Gefühl der Ruhe und des Friedens: „Ich bin dankbar für alles, was ich gerade habe. Alle meine Leute und meine Familie sind in Sicherheit, Und ich genieße diese Momente während ich meinem Kleinen beim Wachsen zuschauen kann. Es ist einfach sehr schön. Es ist das beste Geschenk, das ich je hatte. Ich bin unglaublich dankbar dafür.“

Jens Pohl
Jens Pohl
Online-Redakteur
Fotocredits
  • Bel Ray
  • Ray Archer
  • Yamaha Motor Europe
Textcredits
  • Jens Pohl

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