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Interview Dominique Thury

Abenteuer US-Supercross

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Lesedauer: 6 min

Dominique Thury gehört unbestritten zum Besten was Motocross-Deutschland im Bereich Supercross derzeit an Fahrern zu bieten hat. Bereits seit Jahren stellt sich der Youngster, wenn es im Spätherbst in die SX-Hallen geht, als einer der wenigen Deutschen der internationalen Konkurrenz und konnte als aktuelles Highlight seiner Sportlerkarriere die SX-Saison 2011/2012 mit dem Vizemeistertitel im ADAC SX2 Cup krönen. Doch nun wartet die wohl größte Herausforderung seines bisherigen Lebens auf den jungen Sachsen…

Alles fing mit einer Idee von Jens-Uwe Jung, dem Kopf der für bestens organisierten Motocross-Urlaub im Land der unbegrenzten Möglichkeiten bekannten Firma HALFPRO, und „Sexy Devil“-Chef Kolja Koch an, welche mit einem eigenen Team bei Rennen der AMA Supercross Championship 2012 antreten wollten. Nachdem der ursprüngliche Gedanke mit einer rein deutschen Besetzung zu starten, mangels Fahrerinteresse fallen gelassen werden musste, holte man sich mit dem frischgebackenen ADAC SX-Cup-Champion Matt Goerke und dessen jüngeren Bruder Kyle zwei tatendurstige US-Amerikaner ins Boot.

Doch wenn hier steht, es fehlte am Interesse deutscher Fahrer diese Chance wahrzunehmen, so stimmt das nicht ganz. Denn tief im Osten unserer MX-Republik, in den dunklen Wäldern des Erzgebirges, dreht bereits seit Jahren ein junger talentierter Fahrer seine Trainingsrunden, der nur auf eine solche Gelegenheit, sich auch mal hinterm großen Teich zu beweisen, gelauert hat. Und nun, wenige Wochen nachdem der Deal mit dem HALFPRO / SEXY DEVIL Racing Team unter Dach und Fach gebracht worden ist, bereitet sich Nique auf seine beiden in den kommenden Wochen anstehenden Rennen im Rahmen der AMA SX-Lites-Westküstenmeisterschaft vor.

Wir trafen den 19-Jährigen zwischen den Hausaufgaben fürs Gymnasium, seinen Trainingseinheiten und den Vorbereitungen auf das US-Abenteuer zu einem kurzen Interview:

Am kommenden Wochenende startest du mit der Reise zum US-Supercross zum wohl größten Abenteuer deiner bisherigen MX-Karriere. Wie kam es dazu?

Nun ja, ich hatte Kontakt mit den Jungs von HALFPRO aufgenommen und nach einiger Zeit und ein paar Gesprächen – unter anderen auch mit meinem Papa – haben wir uns dann geeinigt, dass ich für sie fahren darf, was mich natürlich riesig freut!

Wie hast du dich auf dieses Abenteuer vorbereitet?

Ich habe mich nicht speziell darauf vorbereitet, denn ich denke, die deutsche Supercross-Saison war die beste Vorbereitung, die mir hier mit den Trainingsmöglichkeiten in Deutschland zur Verfügung stand.

Welche Rennen wirst du konkret fahren und mit welchem Bike wirst du an den Start gehen?

Ich werde in Amerika in Anaheim 2 [4.Februar] und San Diego [11.Februar] auf einer Kawasaki an den Start rollen. Und da ich dann schon einmal drüben bin, werde ich nach den beiden Rennen noch zwei weitere Wochen in den Staaten bleiben, um mich auf die neue Outdoor-Saison vorzubereiten.

Wie hat man in deiner Heimmannschaft, dem MX-Team KTM Sturm, auf deine Pläne in den USA Rennen zu fahren reagiert?

Mein Team hatte absolut nichts dagegen. Ganz im Gegenteil, mein Teamchef Tim Kieß wird mich sogar zumindest für die Rennen da drüben begleiten. Ich bin dem Team dafür auch sehr dankbar, dass sie mir die Freiheit geben, dass ich in der Zeit für ein anderes Team und eine andere Marke fahren darf!

Wie gut kennst du eigentlich deine beiden Teamkollegen auf Zeit Matt und Kyle Goerke? Hast du dir schon von Matt Tipps geben lassen?

Ich kenne die beiden Brüder eigentlich schon ganz gut. Mit Kyle habe ich viel bei den deutschen SX-Rennen unternommen und Matt vertraut mir sogar so sehr, dass er bei einem SX-Rennen in Holland [Venray] meinen Rücken schon mal als Landebahn genutzt hat 😉 Gott sei Dank ist damals nichts passiert und wir verstehen uns trotzdem ziemlich gut. Von Matt habe ich mir noch nicht so viel Tipps geben lassen, aber vielleicht wird er mir da drüben mal erklären, wie man die Whoops so fährt wie er es macht!

Mit welchen persönlichen Zielen wirst du die beiden Rennen in den USA angehen bzw. was erwartest du persönlich von deiner Teilnahme?

Ich habe mir persönlich noch keine konkreten Ziele gesteckt, da ich nicht so richtig weiß, wie ich mit den schnellen Supercross-Strecken klar kommen werde. Aber eigentlich möchte ich es mindestens bis in das Abendprogramm schaffen.

Mal angenommen es läuft für dich so gut da drüben, dass es angebrachter erscheint dort weiter zu fahren. Gibt es dafür bereits einen „Plan B“?

Nein, darum habe ich mir noch gar keinen Kopf gemacht, da ich ja nicht so richtig weiß, wie ich mich dort anstelle. Aber ich wäre definitiv nicht abgeneigt!


Worauf freust du dich bei deinem Trip am meisten und wovor hast du vielleicht ein wenig Bammel?

Also es gibt, glaube ich, nichts auf was ich mich nicht freue. Solange ich denken kann habe ich davon geträumt nach Amerika zu fliegen und dort mit den Jungs, zu denen ich eigentlich aufschaue, Rennen zu fahren! Es ist einfach ein unbeschreibliches Gefühl und ich werde es wahrscheinlich erst glauben können, wenn ich da bin.

Okay ein bisschen Bammel habe ich vor dem Umsteigen in Atlanta. Ich fliege alleine und ich hab gehört, dass der Flughafen da ziemlich groß sein soll, aber ich werde das schon schaffen!


Wie teuer war die Einschreibung für das US-SX für dich oder hat das alles HALFPRO / Sexy Devil für dich erledigt?

Was ist beim Motorsport nicht teuer? Also ich hatte wirklich wahnsinnig viel Hilfe und Unterstützung von Kolja Koch und meinem Dad bekommen. Dafür möchte ich an dieser Stelle auch noch einmal ganz offiziell meinen herzlichsten Dank sagen! Demzufolge war die Einschreibung ziemlich unkompliziert für mich.

Lass uns noch einmal kurz einen Blick auf die vergangene deutsche SX-Saison werfen. Wie zufrieden bist du persönlich mit deren Verlauf und deinen erreichten Ergebnissen?

Mein Problem dieses Jahr war, dass ich zwar bei jedem Rennen den Speed für eine Podiumsplatzierung hatte, aber einfach zu unbeständig war, was mir ja am Ende auch „nur“ Platz zwei in der Meisterschaft einbrachte. Klar, ist der zweite Platz gut und ich bin damit auch ganz zufrieden. Aber es ist halt nur ein Vizemeistertitel!


Warum sind deiner Meinung nach von den deutschen Fahrern in der SX2-Klasse nur du und Dennis Ullrich wirklich konkurrenzfähig? Wie bewertest du aus deiner Sicht die SX2-Klasse bei den deutschen SX-Rennen und mit welchen Maßnahmen bekommt man deiner Meinung nach wieder mehr deutsche Fahrer rein?

Das ist eine wirklich schwere Frage. Dennis ist ein guter Fahrer und er hat auch ziemlich viel Gefühl für sein Bike. Ich persönlich liebe Supercross, würde es nach mir gehen, würde ich am liebsten das ganze Jahr über nur Supercross fahren. Aber ich denke, dass liegt darin, dass ich schon sehr früh mit Supercross angefangen habe und ich vermute mal, dass genau darin das eigentliche Problem im deutschen SX-Sport liegt.

Viele deutsche Jungs denken sich, okay ich fahre dieses Jahr mal die SX-Saison mit, trainieren dafür aber kaum und lassen es einfach darauf ankommen. Doch das geht definitiv nicht. Wenn man mal nach Amerika schaut oder nach Frankreich, da fahren die Kids schon spätestens mit der 85ccm Bike Supercross und wissen dann auch, wenn sie auf ein „großes Bike“ steigen, was sie zu machen haben. Nicht umsonst besteht die deutsche SX-Szene fast nur aus Franzosen und Amerikanern.


Nique, ganz vielen Dank, dass du dir trotz deines engen Zeitplans im Vorfeld der Reise die Zeit genommen hast, um uns Rede und Antwort zu stehen. Wir wünschen dir eine gute Reise, jede Menge positive Erlebnisse, viel Erfolg bei den Rennen und komme unbedingt verletzungsfrei wieder.

Wenn ihr Lust bekommen habt, noch mehr über Dominiques Reise in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten und seine Rennen im Rahmen der AMA SX Meisterschaft zu erfahren, dann schaut regelmäßig auf CROSSMAGAZIN.DE vorbei, denn Nique wird hier exklusiv über seine Reiseabenteuer berichten.

Jens Pohl
Jens Pohl
Online-Redakteur
Fotocredits
  • Niklas Stange
  • Steve Bauerschmidt
  • Lars Neumann
Textcredits
  • Jens Pohl