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Interview Louis Vosters

Andere Marke, gleiches Mindset

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Lesedauer: 4 min

Louis Vosters ist seit vielen Jahren fester Bestandteil im MXGP-Paddock. Besonders durch seine langjährige Tätigkeit als Teamchef von Yamaha-Factory-Racing gelangen ihm viele Erfolge und er arbeitete bereits mit so einigen Superstars aus der MXGP-Klasse zusammen.

Für die Saison 2024 kündigte Yamaha vor einigen Wochen allerdings eine große Umstrukturierung ihrer Teams an und beendete die langjährige Partnerschaft mit Vosters. Wie es dazu kam und wie seine und die Zukunft seines Teams aussieht, hat er uns in einem Interview im Rahmen der diesjährigen EICMA in Mailand beantwortet:

Zunächst erstmal vielen Dank für das Interview! Starten wir direkt mit der ersten Frage. Warum ist der Deal mit Yamaha geplatzt? Also warum haben sich eure Wege getrennt?

„Ja, die Frage stellt sich mir ehrlich gesagt auch. Ich weiß es nicht. Sie haben eine neue Herangehensweise aber den wahren Grund verstehe ich auch nicht. Sie haben mir gesagt, dass es eine schwierige Entscheidung war. Ich denke sie wussten auch nicht so richtig, was sie tun sollen. Aber um ehrlich zu sein, habe ich diesen Schritt nicht erwartet.“

Interview Louis Vosters
Wir trafen Louis Vosters während der EICMA in Mailand
Es war also eine große Überraschung?

„Es war eine riesengroße Überraschung, weil ich dachte, wir würden über die Grundlagen für einen neuen Drei-Jahresvertrag reden.“

Von dem ausgehend, was du gesagt hast: Es gab keine Anzeichen, dafür, dass es keinen neuen Vertrag geben würde?

„Nein, überhaupt nicht.“

Verlierst du dadurch jetzt Mitarbeiter aus deinem Team oder bleibt alles beim Alten?

„Nein. Wir behalten alle Leute im Team. Vor Allem unsere Mechaniker. Das macht mich sehr glücklich, denn wir sind eine sehr eingespielte und erfahrene Truppe und es ist schön, dass wir auch weiterhin zusammenarbeiten können.“

2024 werdet ihr ja als Fantic-Team im Paddock aufzufinden sein. Werdet ihr dann ein Werksteam für Fantic sein, beziehungsweise wie sieht dort die Unterstützung seitens Fantic aus?

„Ja, genau. Wir sind jetzt das Fantic-Werksteam und haben daher die volle Unterstützung von Fantic. Die haben wirklich viel Wissen in ihrer Branche und in ihrem Unternehmen und bis jetzt läuft die Zusammenarbeit richtig gut. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir ein sehr gutes Motorrad für die Rennen entwickeln können.“

Gibt es Unterschiede zwischen Yamaha und Fantic, wenn es darum geht die Marke als Werksteam zu vertreten? Oder ist es zu früh, diesen Vergleich zu ziehen.

Ich glaube es ist ein wenig zu früh, um das zu sagen. Der einzige Unterschied, den ich derzeit feststellen kann, ist, dass extrem viele Leute bei Fantic in das Projekt involviert sind. Wir haben schon so viele Leute getroffen und alle waren super motiviert. Das gibt einem auf jeden Fall ein gutes Gefühl.“

Okay, also bist du im Moment zuversichtlich, was das Projekt angeht?

„Ja, ich bin sehr zuversichtlich. Ich bin sehr glücklich mit Fantic und dem Status als Werksteam. Ich spüre einfach jeden Tag den tollen Support.“

Wann beginnt ihr an den Motorrädern zu arbeiten?

„Wir arbeiten bereits an den Bikes, aber das Ziel ist es, dass wir Ende November/Anfang Dezember die Motorräder fertig haben, um die ersten richtigen Tests mit unseren Fahrern machen zu können.“

Interview Louis Vosters
Für Louis Vosters und Wilvo geht es als Fantic-Werksteam u.a. mit Glenn Coldenhoff als Fahrer weiter.
Gibt es von Seiten der Fahrer Bedenken, dass es Veränderungen oder große Unterschiede geben wird?

„Nein. Nächstes Jahr werden Glenn Coldenhoff und Roan van de Moosdijk für uns an den Start gehen. Die beiden kommen super miteinander aus und sind sehr motiviert miteinander zu trainieren. Für mich ist das ein sehr positives Zeichen, zumal wir damit auch zum ersten Mal ein vollständig niederländisches Team sind.“

Euer Hauptsitz ist ja in den Niederlanden. Gibt es auch Pläne enger mit Fantic in Italien direkt zusammen zu arbeiten?

„Der Plan ist, dass sie so oft wie möglich zu uns kommen werden. So können wir dann besser testen und auch viele technische Aspekte zusammen angehen. Also sie sind da sehr engagiert und involviert. Den Großteil des Jahres werden wir in den Niederlanden verbringen.“

Okay. Dann danken wir dir vielmals für das Interview. Gibt es noch etwas, was du loswerden möchtest?

„Das Letzte, was ich gerne noch sagen würde, ist, dass ich zu Beginn unseres Gesprächs sehr kritisch gegenüber Yamaha war. Ich bin aber auch sehr dankbar für die acht Jahre, die wir zusammengearbeitet haben und ich habe sehr viel lernen können. Wir haben zusammen ein sehr starkes Team aufbauen können und ich bin ihnen bis heute für die Möglichkeit dankbar. Ich bin also nicht wütend oder sonst etwas. Überhaupt nicht.“

Also nicht wütend, nur ein bisschen überrascht?

„Überrascht und enttäuscht, ja.“

Ja, wir hoffen auf jeden Fall, dass es alles so klappt, wie du dir das vorstellst, und wünschen dir viel Glück! Dankeschön!

Der Verbleib von Louis Vosters im MXGP-Paddock ist definitiv eine sehr gute Nachricht für unseren Sport im Allgemeinen. Zudem ist es auch ein weiterer wichtiger Schritt für Fantic, die sich somit nun auch vollständig der absoluten Königsklasse im Motocross widmen, nachdem sie über die letzten Jahre bereits in den Junior-Klassen der EMX brillieren konnten. Ob die Factory XXF-450 am Ende wirklich im Stande ist in der MXGP-Klasse ganz vorne mitzuspielen und ob die Erwartungen von Vosters erfüllt werden können, bleibt abzuwarten. Fakt ist jedoch, dass sie mit dem Mix aus dem erfahrenen Glenn Coldenhoff, der ja bereits mit GASGAS den historischen ersten Tagessieg der Marke in der MXGP Kategorie einfahren konnte, und dem hungrigen Roan van de Moosdijk, der nächstes Jahr seine erste Saison in der Königsklasse bestreiten wird, auf jeden Fall ein interessantes Duo an den Start bringen werden. 

Jens Pohl
Jens Pohl
Online-Redakteur
Fotocredits
  • Denis König
Textcredits
  • Denis König, Julian Kehr

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