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Interview Lion Kleinegrauthoff

Regio-Racer in der Königsklasse

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Lesedauer: 6 min

Das 39. ADAC Supercross in Stuttgart ist nun Geschichte. Auch in diesem Jahr wagten sich, zur Freude der Fans, wieder viele Deutsche in den Kampf gegen die starken Franzosen. Mit dabei war auch Lion Kleinegrauthoff. Doch dieser ist keineswegs ein Neuling am deutschen Supercross-Gatter. Als eigentlicher Regio-Racer schaffte er es auch in diesem Jahr wieder an beiden Tagen in die Nightshow in der SX1-Klasse und das auch noch mit der 250ccm 2-Takt Maschine. Wir haben uns daher den wohl größten Mann im Fahrerfeld geschnappt und ihn zu seiner Vergangenheit, seinem sensationellen Auftritt bei der 100Challenge, sowie zum aktuellen Status von Supercross in Deutschland befragt: 

Hi Lion, stell dich unseren Lesern doch erst einmal kurz vor!

„Mein Name ist Lion Kleinegrauthoff. Ich bin 26-Jahre alt, fahre Motocross seitdem ich vier Jahre alt bin und zum Sport bin ich durch meinen Vater gekommen.“

Du hast also mit vier Jahren angefangen zu fahren, richtig? Wie ging es danach weiter?

„Ja, ich habe erstmal bei uns im Garten gestartet, damals mit einer PW-50. Danach ging es eben alles so seinen Lauf durch die Klassen, aber immer nur auf Hobby-Ebene. Ich bin einfach immer da mitgefahren, wo mein Vater und meine Brüder gefahren sind und hatte damit riesengroßen Spaß. Ich hatte nie große Ambitionen Profi zu werden, es war eigentlich wirklich nur hobbymäßig.“

Jetzt bist du ja dieses Jahr nicht zum ersten Mal beim Supercross dabei. Wie ist es dazu gekommen? Also wo bist du zum ersten Mal Supercross gefahren?

„Also ich bin tatsächlich damals in der 50ccm Klasse schon einmal in Dortmund gestartet. Und ich fand es einfach schon immer cool. Ich dachte mir die ganze Zeit über: „Warum startet man nicht selber einfach mal dort?“ Einfach mal mitfahren und schauen, wie es läuft. Ich weiß natürlich, dass ich dort nichts gewinnen werde, da sind ganz andere Kaliber am Start. 2018 habe ich dann, eine Woche vor dem Supercross in Stuttgart, die Möglichkeit bekommen, mitzufahren. Dann habe ich bei meinem Arbeitgeber Urlaub eingereicht, vor Ort das Fahrwerk bekommen und bin ohne Training einfach mitgefahren.

Dein erster richtiger Supercross-Auftritt in Deutschland war also sehr spontan. Wieso bist du danach beim Supercross geblieben, obwohl natürlich gerade die Trainingsmöglichkeiten in Deutschland sehr begrenzt sind?

„Ja, das ist halt leider so. Also gerade gegen die Franzosen. Da hat man einfach keine Chance, es sei denn, man ist sowieso schon ein Top-Pilot und fährt Masters oder Ähnliches. Für mich ging es schon immer nur um das Dabeisein und Spaßhaben. Und natürlich sich nicht zu verletzen, das ist eigentlich das Wichtigste, obwohl das beim Supercross sehr schnell passieren kann.“

Wie sahen deine Vorbereitungen in diesem Jahr aus? Du hattest hoffentlich dieses Mal mehr als eine Woche Zeit? 

Ja. Also in diesem Jahr habe ich, circa vor einem Monat, ein Motorrad fürs Supercross erhalten. Eine 250ccm 2-Takt. Leider habe ich erst einen Tag vor Stuttgart mein Supercross-Fahrwerk bekommen und musste vorher mit dem MX-Fahrwerk trainieren. Also ich war ein paar Male in Mattstedt aber eben leider immer nur mit dem MX-Fahrwerk, was natürlich nicht optimal ist.“

Was sind dort die großen Unterschiede zwischen Motocross-Fahrwerk und Supercross-Fahrwerk?

„Das Supercross-Fahrwerk ist einfach viel härter und viel langsamer. Als ich mit dem MX-Fahrwerk gefahren bin, war das einfach viel zu weich und zu schnell. Das Motorrad komprimiert viel zu stark und man bekommt sehr schnell einen Kick auf das Hinterrad. Gerade im Waschbrett ist das natürlich sehr gefährlich, deswegen macht ein MX-Fahrwerk beim Supercross eigentlich wirklich gar keinen Sinn. 

Jetzt bist du in Stuttgart am Start. Wie sehen deine Pläne weiter aus in diesem Winter? 

„Mein Hauptaugenmerk liegt natürlich auf dem Supercross in Dortmund. Da werde ich in der SX2-Klasse starten und Stuttgart hat sich da natürlich als sehr gutes Training angeboten. Ansonsten passiert jetzt im Winter nicht mehr so viel. Da wird es schon schwer überhaupt eine Trainingsmöglichkeit zu finden. Leider gibt es die meisten Veranstaltungen, zum Beispiel vom Supercross in Holland, nichtmehr. Dadurch fällt auch das als Training weg. Für mich bedeutet das jetzt bis Dortmund irgendwie am Training dranzubleiben, auch wenn es am Ende vielleicht nur auf der Motocross-Strecke sein wird. 

Du hattest ja gerade schonmal angesprochen, dass du auf der 2-Takt Maschine unterwegs bist. Das ist ja eher eine untypische Wahl. Wie kam es dazu? 

„Also ich bin tatsächlich damals mit 14-Jahren schon 250ccm 2-Takt gefahren und das Motorrad macht mir einfach extrem viel Spaß. Nachdem jetzt das Reglement geändert wurde, dass man auch in der SX2 damit starten darf, dachte ich, wir probieren es einfach mal aus. Und der Sound ist natürlich schlichtweg unbeschreiblich. Dazu kommt noch, dass ich bei der 100Challenge auch schon mit der 2-Takter am Start war und dort ja auch auf das Podium fahren konnte, also ich denke das Bike liegt mir einfach.

Würdest du allgemein sagen, dass das ein Vorteil ist gegenüber den 250ccm 4-Takt Maschinen? Oder ist es eher ein Nachteil und du machst es weil du persönlich besser damit klar kommst?

„Allgemein würde ich sagen, es ist ein wenig schwieriger als mit einer 4-Takt Maschine. Aber die 2-Takter ist ein bisschen leichter vom Gewicht her und das hilft mir natürlich weiter, da ich keinen gemachten Motor habe, von daher die Leistung brauche und so besser für mich nutzen kann.“

Du warst dieses Jahr auch wieder bei der 100Challenge am Start. Was sagst du zum Event? 

„Ich finde es ist immer wieder ein sehr cooles Event. Gerade weil man dort mit seinen Freunden unterwegs ist und der Spaß so im Vordergrund steht. Dieses Jahr wurde ich zusätzlich auch noch von einer riesengroßen Gruppe angefeuert und das war einfach eine super coole Erfahrung.“

Bei der 100Challenge konntest du dieses Jahr wahrscheinlich so einige neue Fans für dich gewinnen. Nicht nur weil du mit der 2-Takter am Start warst, sondern vor Allem, weil du als erster Fahrer überhaupt den großen Triple gesprungen bist. Kannst du uns ein wenig mehr darüber erzählen? 

Ich habe den Triple gesehen und dachte mir eigentlich sofort, dass ich den springen kann. Als dann alle anderen Fahrer gesagt haben, dass der zu heftig wäre und dass sie ihn nicht springen würden, wollte ich eigentlich abwarten, bis einer von den 450er-Fahrern darüber springt. Als die dann aber auch nicht gesprungen sind, dachte ich mir einfach: ‚komm los, du bist mal Supercross gefahren, jetzt greif mal an und probiere es mal. Ja und dann bin ich mit Vollgas abgesprungen und es hat auch zum Glück ganz gut geklappt. Die Menge ist daraufhin natürlich total ausgerastet. Also das war schon sehr cool.

Du bist das ganze Jahr über privat unterwegs, richtig? Oder hast du ein festes Team?

„Ja, also Outdoor bin ich wirklich vollkommen privat unterwegs. Was Klamotten angeht, werde ich von TMX unterstützt, aber ansonsten bin ich privat. Da geht es dann am Wochenende mit meinem Vater zusammen im Wohnmobil los zu den Rennen, auch mit meinem eigenen Motorrad. Und ich nehme dann die Veranstaltungen mit, die mir Spaß machen. Hier in Stuttgart bin ich jetzt für Sturm-Racing am Start, aber das hat sich auch eher spontan ergeben.“

Beim Supercross in Deutschland bist du mittlerweile schon länger dabei und hast so auch schon die ein oder andere Veranstaltung gesehen. Was wären deine Wünsche für den deutschen Supercross in der Zukunft?

„Also zwei Supercross-Rennen sind natürlich sehr wenig. Gerade, wenn man sich darauf richtig vorbereiten möchte. Da muss man natürlich überlegen, ob sich das lohnt. Man bereitet sich ein halbes Jahr darauf vor, macht ein Motorrad fertig, holt extra ein Fahrwerk, geht große Risiken beim Training ein und das alles für zwei Rennen…das ist natürlich schon ein bisschen mager. Als es damals noch München und Chemnitz gab, war das schon wieder ein ganz anderes Thema aber im jetzigen Stand ist es natürlich alles sehr schwierig. Auf der anderen Seite sind es auch jedes Mal aufs Neue super Veranstaltungen und man sollte auch dankbar sein, dass wir überhaupt Supercross-Rennen in Deutschland haben.

Dann vielen Dank für deine Zeit und das Interview! Gibt es noch etwas, was du loswerden möchtest?

Kommt gerne nach Dortmund und besucht uns auch gerne am Stand bei Zah-Racing. Schaut euch mal meine 2-Takter an und ansonsten… Danke fürs Interview!“

Jonas Mucha
Jonas Mucha
Fotocredits
  • Steve Bauerschmidt
Textcredits
  • Julian Kehr

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