Jorge Prado äußerte nach dem AMA National in Southwick deutliche Kritik an seinem Kawasaki-Bike. Testfahrer Broc Tickle verteidigte das Team, verwies aber auch auf die komplexen Umstände bei Prados USA-Debüt. Trotz Spannungen glaubt man bei Kawasaki weiter an die gemeinsame Entwicklung.
In der aktuellen Ausgabe der Pulp MX Show sprach Kawasaki-Testfahrer Broc Tickle offen über die Situation rund um Jorge Prado und dessen schwierige erste Saisonhälfte in den USA. Zwar zeigte der amtierende MXGP-Weltmeister zuletzt in Southwick einen Aufwärtstrend, dennoch war das Interview nach dem Rennen alles andere als versöhnlich. „Ich bin vierfacher Weltmeister, habe letztes Jahr elf von 18 Rennen gewonnen. Wollt ihr mir wirklich sagen, dass ich nicht schnell genug bin, um heute hier in Southwick zu gewinnen?“, sagte Prado. „Wenn ihr wüsstet, was wirklich los ist, wärt ihr beeindruckt.“
Prado, der mit dem amerikanischen Kawasaki-Team in der AMA Pro Motocross Championship antritt, kritisierte das Motorrad offen: „Ich denke, ich würde gerade gewinnen, aber ich habe nicht das Werkzeug dazu.“ Aussagen, die bei Tickle und dem Team nicht unbemerkt blieben. „Solche Interviews sind schwer zu hören. Das Team arbeitet wirklich hart“, erklärte Tickle. In der Woche nach dem High Point National habe man acht bis neun Stunden Testzeit auf dem Bike gesammelt, ein neuer Motor sei über Nacht verschickt worden, um die Performance zu verbessern.
Tickle versuchte dennoch, Verständnis für Prado zu zeigen: „Neues Team, neues Bike, ein anderes Umfeld – das ist eine große Umstellung. Und es gibt eine Sprachbarriere.“ Gleichzeitig relativierte er: „Ich habe die Runde im zweiten Training gesehen – das Tempo ist da. Aber meiner Meinung nach liegt es nicht nur am Motorrad.“
Auch Steve Matthes, Host der Show, betonte: „Wenn du zwei Minuten hinter Jett Lawrence bist, liegt das nicht nur am Bike. Das ist viel mehr als das.“ Intern wird bei Kawasaki offenbar weiter um mehr Motorleistung gerungen, doch laut Tickle habe man im Vergleich zum Saisonbeginn bereits große Fortschritte gemacht. „Zahlen sind eine Sache – aber das Gefühl auf dem Motorrad ist entscheidend“, so Tickle.
Auch Phil Nicoletti, der in Kanada für Kawasaki fährt, lieferte interessante Einblicke. Obwohl er ein anderes Setup nutzt, zieht er Vergleiche: „Meine Kawasaki ist im unteren und mittleren Bereich deutlich schwächer als meine frühere Yamaha. Obenrum fehlt’s mir persönlich an Leistung.“ Dennoch relativierte er die Debatte um mangelnde Power: „Prado hat in Southwick den Holeshot geholt. Sein Bike ist also sicher kein Schrotthaufen. Vielleicht ist es nicht perfekt, aber es ist gut genug, um vorne wegzufahren.“
Obwohl die Kritik von Prado für Unruhe sorgt, bleibt Tickle optimistisch: „Wir müssen gemeinsam daran arbeiten. Wir alle wollen, dass es funktioniert.“ Das Ziel sei es nun, auf dem gezeigten Speed aufzubauen und eine stabile Basis für die kommenden Rennen zu schaffen.