Der große Preis von China hat in der MXGP-Klasse nochmal ordentlich Spannung reingebracht. Viele Probleme und großes Pech für den Meisterschaftsführenden Tim Gajser zwangen ihn, das Red Plate mit einem verbleibenden Rennen wieder abzugeben. Kann Prado vor seinem Wechsel in die USA seinen WM-Titel nochmal verteidigen?
Mitte September reisten die Piloten zum vorletzten Rennen der diesjährigen MXGP-Meisterschaft nach China. Hierbei standen vor allem zwei Fahrer im Fokus: Jorge Prado (GASGAS) und Tim Gajser (Honda). Vor China führte der Honda- Werkspilot die Meisterschaft mit 14 Punkten an. Prado fuhr den Abstand von Gajser in den letzten Rennen sukzessive zu. Die Ankündigung eines Taifuns brachte dann noch die Planung fürs ganze Wochenende durcheinander. Statt gefüllten zwei Tagen bestehend aus Training, Qualifikationsrennen und Wertungsläufen wurde der Zeitplan auf ein Training mit zwei Wertungsläufen an einem Tag gekürzt.
Für Prado schien die Veränderung des Zeitplans zuerst nicht wirklich vielversprechend. Durch das gestrichene Qualifikationsrennen fehlten ihm nämlich potentielle zehn Punkte, welche letztlich die Meisterschaft entscheiden könnten. Auf der anderen Seite bot der neue Zeitplan auch weniger Raum für Fehler, da er nur noch in zwei Rennen performen müsste. Eine gute Performance zeigte Prado auch. Wie von ihm gewohnt brillierte er in beiden Läufen mit sehr guten Starts. Im ersten Lauf begann er das Rennen auf P3 und im zweiten Lauf holte er sich sogar den Holeshot. Sein derzeit stärkster Konkurrent hatte im ersten Lauf hingegen nicht so viel Erfolg.
Während Prado sich spannende Zweikämpfe mit Jeremy Seewer (Kawasaki), Romain Febvre (Kawasaki) und Ruben Fernandez (Honda) lieferte, nahm das Pech für Gajser kein Ende. Bereits in der zweiten Kurve nach dem Start ging Gajser durch eine Kollision mit Glenn Coldenhoffs Hinterrad (Fantic) zu Boden. Weit hinten im Feld liegend nahm er das Rennen wieder auf und kämpfte sich nach vorne. Im Zweikampf mit Yamaha-Werkspilot Andrea Bonacorsi stürzte der Slowene dann erneut. Bonacorsi und er verhakten sich in der Kurve und gingen zu Boden. Im Anschluss daran fuhr der noch Meisterschaftsführende zur Verwunderung vieler in die Box. Es stellte sich heraus, dass sich im Laufe des Rennens seine Fußraste verbogen hatte. Erneut verlor er viel Zeit und den Anschluss ans Feld. Am Ende brachte Gajser mit P17 nur noch vier Punkte nach Hause. In der Zwischenzeit holte Prado mit P2 ausreichend Punkte, um die Meisterschaftsführung an sich zu reißen.
Im zweiten Lauf lief es für Gajser besser, aber nicht zufriedenstellend. Beim Start reihte er sich nach Kurve zwei direkt hinter Prado ein und ließ ihn nicht entkommen. Allerdings fand er auch keinen Weg an ihm vorbei. Bis zur letzten Runde fuhr Prado gerade einmal drei Sekunden Abstand raus. Mit seinem Sieg im zweiten Lauf baute der Spanier seine neu errungene Meisterschaftsführung auf sieben Punkte weiter aus. Anders als erwartet reist Prado jetzt zum letzten GP-Rennen der Saison, welches gleichzeitig auch noch ein Heim-GP ist, als Meisterschaftsführender.
Im Gegensatz zur MX2-Klasse sowie den beiden Klasse bei der amerikanischen Pro Motocross-Meisterschaft kommt es damit in Spanien zu einem erwartungsgemäß spannenden letzten Rennen. Gajser ist das bereits das ganze Jahr über gut drauf und glänzt mit Konstanz. Prado hat seit ein paar Rennen wieder in sein Momentum zurückgefunden und beim entscheidenden Rennen um den Titel seine heimischen Fans im Rücken. Kann Prado vor seinem Wechsel in die USA seinen WM-Titel verteidigen? Wir sind gespannt, was die beiden im heiß erwarteten Showdown für uns bereithalten.
„Der MXGP of China ist vorbei und es war ein tolles Wochenende für mich“, freute sich Prado. „Ich fuhr im Training auf Platz eins, wurde dann Zweiter im ersten Lauf und Erster im zweiten Lauf. Es war körperlich sehr hart – sehr feucht mit hohen Temperaturen. Nach dem ersten Rennen habe ich alles gegeben und mich darauf konzentriert, das Wochenende so stark wie möglich zu beenden. Das ist uns gelungen und jetzt haben wir das Red Plate inklusive einem Vorsprung von sieben Punkten. Das gibt uns eine gute Chance am Ende der Saison wieder als Champion dazustehen. Ich freue mich riesig auf die letzte Runde in Spanien. Ich glaube nicht, dass irgendjemand erwartet hat, dass wir aus diesem GP mit dem Red Plate hervorgehen würden. Wir haben an diesem Wochenende wirklich hart am Motorrad gearbeitet, und ich denke, ich bin gut gefahren. Wir haben die angestrebten Punkte geholt, und ich bin super, super glücklich – ich kann es immer noch nicht fassen! Lasst uns den Titel in Spanien holen!“
„Nachdem ich eine so konstante Saison hatte, ist ein Tag wie heute zu einem so entscheidenden Zeitpunkt schwer zu verkraften“, ärgerte sich Gajser nach dem MXGP von China. „Eine Runde vor Schluss das rote Nummernschild zu verlieren, ist definitiv nicht das, was ich mir gewünscht habe. Jetzt weiß ich, dass ich bei noch drei ausstehenden Rennen alle gewinnen muss. Es ist keine ideale Situation, aber ich werde weiterkämpfen und bis zum Schluss alles geben.„