Nachdem Jeremy Seewer im Jahr 2024 eine durchwachsene Saison erleben musste, stehen die Zeichen für 2025 auf Neuanfang. Mit seinem Wechsel in das neue Ducati-Werksteam stellt sich der Schweizer einer neuen Herausforderung und bringt das Motocross-Projekt von Ducati auf die internationale Bühne. Wir konnten im Rahmen der Teampräsentation mit Jeremy ein paar Worte wechseln und gemeinsam auf die neue Saison blicken.
Hi Jeremy, wie sieht das Programm für die nächsten Wochen bis zum WM-Auftakt bei dir aus?
Diese Woche stehen noch einmal Testfahrten und Trainingseinheiten an. Wir versuchen jetzt, uns etwas mehr auf das Training zu fokussieren, da die größte Testarbeit nun erledigt sein sollte. Anschließend haben wir am Sonntag noch ein Rennen in Montevarchi (Internationale Italienische Meisterschaft), das zum Glück direkt in der Nähe unseres Workshops stattfindet – fast schon ein Heimrennen für uns. Nur zehn Tage später geht’s bereits nach Argentinien. Viel Zeit bleibt also nicht mehr, da das gesamte Material frühzeitig verschifft wird und wir ab diesem Moment am Motorrad nichts mehr updaten können. Aber wir setzen uns da nicht unter Druck. Wir wissen, dass wir uns etwas Zeit geben müssen, denn der Saisonstart steht bereits vor der Tür. Logischerweise ist noch nicht alles bei 100 %, aber bei einem Projekt, das wirklich von null beginnt, ist das völlig normal. Dennoch sind wir auf dem richtigen Weg, und ich glaube, wir sind nicht allzu weit von der Perfektion entfernt.
In die neue Saison zu starten – mit einem komplett neuen Motorrad und dem Wissen, dass man eigentlich ein WM-Anwärter ist – stellt dich mit Sicherheit vor eine Herausforderung. Hat sich dein Mindset dadurch verändert, oder gehst du mit derselben Einstellung wie in den vergangenen Jahren in die WM?
Mein Mindset ist nicht ganz dasselbe. Vor zwei Jahren wollte ich ganz klar gewinnen – das ist dann vor allem zu Beginn der Saison schiefgelaufen. Ab der Mitte der Saison, nach meiner kleinen Verletzung, lief es dann wieder besser. Aber dieses Jahr werde ich sicher nicht direkt ganz vorne mitfahren, das müssen wir einfach realistisch sehen. Trotzdem gehe ich mit einer Siegermentalität an den Start. Ich will nicht einfach nur mitfahren und schauen, ob ich Neunter oder Zwölfter werde. Ich will auf jeden Fall vorne mit dabei sein. Ich denke, für die Top 5 müsste es eigentlich schon reichen. Trotz all der Tests und der Entwicklung des Projekts bin ich immer noch ein Racer, der vorne mitmischen will.
Für den Saisonauftakt gibt es bereits einen prominenten Ausfall: Jeffrey Herlings wird die ersten WM-Rennen verpassen. Wie siehst du die Dichte an der Spitze der WM?
Ich denke, die Dichte ist ungefähr gleich geblieben – vielleicht fünf Prozent geringer in diesem Jahr, da Prado nicht dabei ist und Herlings verletzt ausfällt. Das sind zwei große Namen weniger, aber dafür kommt mit Lucas Coenen ein junger, starker Fahrer dazu. Die ersten drei Plätze in der MXGP sind immer hart umkämpft. Es gibt genug Fahrer, die dort vorne mitmischen wollen – da habe ich keine Zweifel. Ich bin auch einer von ihnen und habe dieses Jahr ein bisschen weniger Druck als in den vergangenen Jahren.
Sind neben der WM noch weitere Renneinsätze geplant, um den Testfortschritt zu beschleunigen?
Ich denke, wir bleiben im Moment bei den WM-Rennen, abgesehen vom Vorbereitungsrennen nächsten Sonntag in Montevarchi. Mit 20 Grand Prix hat man ohnehin genügend Renneinsätze. Um während der gesamten WM-Saison frisch zu bleiben – vor allem in den letzten fünf bis sechs Rennen –, sollte man nicht zu viele zusätzliche Rennen fahren. Wir konzentrieren uns lieber auf das Training, die Tests und natürlich auf die Erholung.
Wer gewinnt die AMA-Supercross-Meisterschaft?
Es ist extrem schade mit den ganzen Ausfällen, aber ich denke, es wird wahrscheinlich Cooper Webb – er ist nah dran. Oder Chase Sexton. Alle anderen scheinen ein wenig angeschlagen zu sein!
Vielen Dank, Jeremy, und viel Erfolg!