Bei dem am dritten Septemberwochenende im Hidden Valley Motorsports Complex von Darwin, Northern Territory, als MXGP of Australia absolvierten zwanzigsten Aufeinandertreffen der der diesjährigen FIM Motocross-Weltmeisterschaft hat sich Simon Längenfelder einen Platz in der Geschichte des Motocross-Sports gesichert.
Der für das Team Red Bull KTM Factory Racing fahrende 21-Jährige krönte sich in einem dramatischen und bis zur letzten Rennrunde spannungsgeladen Saisonfinale zum MX2-Weltmeister 2025. Damit ist der Oberfranke vierzehn Jahre nach dem legendärem Titelgewinn von Ken Roczen der erste Deutsche, der sich den WM-Titel in der Viertelliterklasse sicherte. Gleichzeitig ist Simon Längenfelder neben Paul Friedrichs und Ken Roczen erst der dritte männliche deutsche MX-Weltmeister überhaupt.
Nach einem nicht ganz optimal verlaufenen MXGP of China von Shanghai zur letzten Saisonstation nach Darwin gereist, verfügte Red-Plate-Inhaber Simon Längenfelder vor dem Wochenende in Australien über einen 16-Punkte-Vorsprung auf seinen schärfsten Konkurrenten im Kampf um die WM-Krone, den niederländischen Titelverteidiger Kay de Wolf (Husqvarna). Dieser schrumpfte nach dem Qualifikationsrennen am Samstag, aus welchem De Wolf als Sieger hervorging und Längenfelder als Vierter die schwarz-weiß-karierte Flagge zu sehen bekam, auf dreizehn Zähler.
Am frühen Sonntagnachmittag (Ortszeit) mit einem Holeshot in den ersten Wertungslauf gestartet, verlor Simon Längenfelder zwar nur wenige Meter später die Führung an Guillem Farres (Triumph), konnte aber fünf Runden später den „Platz an der Sonne“ zurückerobern. Diesen behauptet der Mann mit der rotunterlegten Startnummer #27 nachfolgend bis Umlauf vierzehn, als Kay de Wolf, der ihm seit der ersten Runde im Schlepptau folgte und schon vorher mehrfach versucht hatte, von der Strecke zu drängen, mit Absicht aufs Vorderrad fuhr und ihn so vom Bike holte. Im Ergebnis fuhr De Wolf den Laufsieg ein, derweil sich Längenfelder beim Zieleinlauf mit dem zweiten Rang begnügen musste. In der Konsequenz trennten die beiden Titelaspiranten noch zehn Punkte.
Im letzten gewerteten Durchgang, der von Längenfelders belgischem Teamkollegen Sacha Coenen nach einem Holeshot und anschließend durchgehender Führung gewonnen wurde, kam Simon hervorragend aus dem Gatter und sortierte sich beim Passieren der Zeitnahmeschleife zunächst hinter Coenen auf dem zweiten Rang in das Fahrerfeld ein, ging jedoch noch in der Startrunde nach einer erneuten harten Attacke von Kay de Wolf zu Boden und fiel auf Position sieben zurück. Beim Versuch schnell wieder Boden gutzumachen und am vor ihm fahrenden Liam Everts (Husqvarna) vorbeizukommen, rutschte ihm aber in einer Kurve das Vorderrad weg, was in einmal mehr in einem Sturz endete. Nur wenig später kam sich Längenfelder mit Jens Walvoort (KTM) ins Gehege, er stürzte erneut und rutschte dadurch bis auf Platz dreizehn zurück. Dadurch tentierten seine Chancen auf den WM-Titel in diesem Moment eigentlich gegen Null.
Doch just in diesem Moment wurde die Rennstrecke durch einen kräftiger Regenschauer binnen Kürze in eine Schlamm- und Wasserpiste verwandelte. Dies nutzte Längenfelder um sich auch Dank von Stürzen anderer Fahrer wieder einige Plätze nach vorn arbeiten, während De Wolf auf Platz zwei fahrend Probleme mit seinem Bike bekam, welches überhitzte und immer deutlicher an Leistung verlor, wodurch er seinerseits im Ranking zurückgespült wurde. Kurze Zeit nachdem Längenfelder bei seiner Aufholfahrt in Runde acht hinter De Wolf auf dem sechsten Rang angekommen war, musste De Wolf sein Motorrad schließlich vorzeitig abstellen. Das Rennen wurde schließ aufgrund der Streckenbedingungen in Umlauf zehn mit der Roten Flagge abgebrochen und mit dem Stand aus Runde acht gewertet. Der bis dato führende Sacha Coenen wurde zum Laufsieger erklärt, während de Wolf und Längenfelder auf den Rängen fünf bzw. sechs belegten.
Zwar konnte Kay De Wolf seinem 1-5-Ergebnis auf das oberste Treppchen des Tagespodiums klettern, jedoch reichte Simon Längenfelder sein zweiter Tagesrang um den Gewinn der MX2-Weltmeisterschaft in trockene Tücher zu bringen, wobei er am Ende noch über einen Vorsprung von neun Zählern auf De Wolf verfügte.
„Ich bin in dieser Meisterschaft dreimal Dritter geworden“, sagte Simon Längenfelder nach seinem Titelgewinn. „Dabei waren die letzten beiden Jahre wegen zweier Verletzungen besonders schwierig. Ich war noch nicht bereit und die anderen waren besser vorbereitet, aber dieses Jahr konnte ich mich zusammenreißen. Manchmal kann Gewinnen leicht erscheinen, während Verlieren das Schwierigste ist und man dabei am meisten lernt. Ich bin hetzt einfach unglaublich glücklich, dass sich die Arbeit ausgezahlt hat. Heute war es verrückt. Es war schwer zu verstehen, was vor sich ging, und ich hätte nie mit so viel Regen hier gerechnet.“
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