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Throwback Thursday - Paul Friedrichs

Das CROSS Magazin zu Besuch beim MX-Titan der 60er-Jahre

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Lesedauer: 11 min

Das CROSS Magazin öffnet seine Archive und wird im Rahmen seines „Throwback Thursday“ in Zukunft das ein oder andere Interview aus dem Magazin online stellen. Dabei könnt ihr euch auf so manche Perle aus zum Teil längst vergangenen Zeiten freuen. Heute hätten wir passend zum anstehenden MXGP of Germany eine Story aus dem Heft #12 (Dezember/2012) im Angebot, die Heiner Kuhlmann über den Besuch des CROSS Magazins beim dreifachen 500ccm-Weltmeister Paul Friedrichs (*1940 in Buchholz/Vorpommern †2012 in Erfurt/Thüringen) schrieb.

Das CROSS Magazin zu Besuch beim MX-Titan der 60er-Jahre

Throwback Thursday - Paul Friedrichs

Als Ken Roczen Anfang August die bereits 43 Jahre währende, doch vergebliche deutsche Jagd nach einem WM-Titel beendete, tauchte damit unversehens auch der Name seines Vorgängers aus dem Nebel des Vergessens auf: Paul Friedrichs, der deutsche 500ccm-Weltmeister der Jahre 1966/67/68! Nicht ohne Stolz präsentieren wir euch hier ein Interview mit dem ruhigen Erfurter, unserem großen deutschen Motocross-Hero der Sechziger.

Throwback Thursday - Paul Friedrichs
Besser als das Bundesverdienstkreuz, oder?

Wir alle leben heute in einer extrem schnelllebigen und von Eindrücken überfrachteten Umgebung. Es sind Zeiten, in denen man sich oft nicht einmal mehr spontan erinnern kann, was man am Vortag zu Mittag gegessen hat! Dies gilt für das ganz normale Leben und im Speziellen leider im Sport ebenfalls, insbesondere für all die berühmten Namen alter Helden der Motocross-GP-Szene. Großartige Athleten, denen in der großen Ära des WM-Sports immer wieder sogar bis zu hunderttausend Zuschauer auf den WM-Kursen zujubelten, sind den heutigen Fans in der Regel total unbekannt! Der sehr natürliche und offene Paul Friedrichs ist mittlerweile 71 Jahre alt, erfreut sich aber einer guten Gesundheit.

Der WM-Durchbruch des rasenden Zweitakt-Polizisten

„Ich begann 1963 damit, an der WM teilzunehmen. 1965 gelang mir mit dem Vizeweltmeistertitel der Sprung an die Spitze. Als Leutnant der Polizei trainierte ich mit den anderen Clubfahrern in einer Sportkompanie, zog die Uniform jedoch nur pro forma bei besonderen Anlässen mal an. Echter Polizeidienst war gar nicht drin. Ich war eigentlich Berufssportler, Mitglied des MC Dynamo Erfurt. In der Nähe hatten wir ein großes Militärgelände, dort bauten wir uns nach Belieben verschiedene Strecken und übten sehr viel, extra auch auf sehr schweren Streckensektionen“, beschreibt Paul seine ersten WM-Schritte.

Throwback Thursday - Paul Friedrichs
Der junge Paul Friedrichs mit der #1 auf dem damals runden Plate der lang ersehnten CZ-Maschine

Im Jahr 1965 überraschte der junge Pilot der Volkspolizei mit einer für damalige Verhältnisse extrem wendigen Maschine die MX-Welt beim GP-Auftakt in Sittendorf/Österreich. Er fuhr auf einer CZ 360 die schnellste Trainingszeit und nur ein Getriebeschaden täuschte darüber hinweg, was den Konkurrenten ein Jahr später an selber Stelle erneut bevorstand. Das Besondere daran war nämlich, dass er mit dem revolutionären Konzept der von tschechischen Ingenieuren pedantisch genau entwickelten 360ccm-Zweitaktmaschine der Marke CZ letztlich die Ära der bis dato überlegenen Viertaktdampfhämmer dieser Kategorie für die nächsten 27 Jahre beendete. Zwar hatten schon andere vor ihm Zweitakter eingesetzt, aber so erfolgreich wie Friedrichs war niemand. Erst im Jahr 1993 holte Jacky Martens/B für Husqvarna wieder einen 500er-Titel auf einer Fourstroke-Maschine!

„Naja, in diesen Zeiten wurde ja auch noch nicht so schnell MX gefahren wie heute“, werden jetzt einige spontan denken. Stimmt, Scrubs gab es noch nicht, aber sehr oft atemberaubend lange Steilhänge und über Jahre ausgefahrene Passagen, die noch nie geschoben worden waren. An den langsameren Zeiten selbst waren jedoch primär die noch extrem kurzen Federwege schuld, die meist unter zehn Zentimetern lagen und so das Tempo vorgaben: „In der WM damals hatte ich vor dem CZ-Engagement 1965 noch keine Chance, denn die bis dahin vom Werk in Zschopau gestellte DDR-MZ war ja doch eher eine modifizierte Geländemaschine und den echten GP-Rennern hoffnungslos unterlegen. Da konnte ich kämpfen, wie ich wollte, ich brauchte eine wirkliche WM-Maschine und die bekam ich auch irgendwann. Es war jedoch gar nicht so einfach, an meine WM-Motorräder heranzukommen. Mein damaliger Chef Heinz Ramsch hat seine ganze Überredungskunst bei CZ gebraucht und auch mit allerlei Beziehungen dafür herumgetrickst. Schließlich standen noch ganz andere Namen in der Warteschlange. Die Wunschkandidaten Dave Bickers/GB und Rolf Tibblin/S konnten sich jedoch nicht gut auf den CZ-Zweitakter umstellen. Und Titel-Mitfavorit John Banks war bis aufs Blut ein waschechter Fourstroke-BSA fahrender Brite. Der wäre nie auf einer Ost-CZ angetreten, haha!“

Throwback Thursday - Paul Friedrichs
Die schönsten Staubfänger der Welt

Vorsprung durch modernes Training

Bereits in den 60er-Jahren waren an jedem konkurrenzfähigen Motorrad verbaute Werkstoffe wie Titan oder Aluminium schon State of the Art. Ein GP-Motorrad dieser Epoche musste deshalb am Limit extrem gut gefahren werden und genau dies konnte der athletische Sportler aus Erfurt. Als Jeffrey Smith 1965 für sehr lange Zeit vor Newcomer Paul zum letzten Mal auf einem BSA-441ccm-Fourstroke-Hammer den 500er-Titel holte, war die Zukunft schon auf den eher klein gewachsenen Twostroke-Polizisten ausgerichtet. Der Thüringer war nämlich unabhängig vom Epoche ändernden Zweitakter zusätzlich einer der ersten Piloten, der nach heutigen Maßstäben und unter den überwachten Vorgaben seines Chefs Heinz Ramsch knallhart und ganzheitlich den Körper trainierte. Sogar einen akribisch erdachten Ernährungsplan hatte Friedrichs. Paul und seine Betreuer hatten früher als die Konkurrenz erkannt, dass diese harte körperliche Vorbereitung einen großen Vorteil im MX-Sport bringt. Ein Joel Robert rauchte zu der Zeit noch im Vorstart Zigaretten …

Paul erzählt: „Wir waren immer so mit drei Fahrern bei den Grand Prix, die für die Deutsche Demokratische Republik an den Start gehen konnten. Der Kram kostete ja ein Heidengeld, mehr ging nicht. In Belgien vorab und speziell über längere Zeit im Sand zu trainieren, wie das zum Beispiel ein Thorsten Hallman/S machte und wie es heute normal ist, war deshalb auch nicht drin. Das Team brachte die Motorräder zu den GP-Austragungsorten und wir reisten ganz normal, wie andere GP-Fahrer auch, privat in das jeweilige Land ein. Das Märchen, dass wir häufiger zu WM-Rennen nicht ausreisen durften, ist übrigens eine absolute Unwahrheit. Wir selbst oder unsere Helfer haben manchmal doofe Passfehler begangen.“

Nachvollziehbar also, dass der Spitzenfahrer aus Thüringen 1966 auch keine Eintagsfliege war, sondern schon bald eine ebenso etablierte Größe wie die damals doch eigentlich unantastbaren Weltmeister der Vorjahre. Auch kommende Heroes wie Roger de Coster/B, Bengt Aberg/S oder den alternden Joel Robert/B hat er sogar auf heimischen Terrain besiegt.

Throwback Thursday - Paul Friedrichs
Sohn David schlug trotz MX-Talent eher die akademische Karriere ein

In der belgischen Hölle von Namur verwies er beispielsweise 1967 vor aller Augen den noch blutjungen CZ-Kollegen de Coster auf Rang zwei! Und so gelang gleich mehrfach hintereinander die berühmte und unglaubliche Energieleistung: Paul Friedrichs gewann drei Mal in Folge den WM-Titel der damals absoluten Königsklasse 500ccm.

Und ordentlich feiern konnte man damals auch: Als Friedrichs in Apolda einen 250ccm-WM-Lauf besuchte, weil er bei den 500ern uneinholbar in Führung lag und als Weltmeister bereits feststand, spielte er bei einer quasi zusammengelegten Feier mit dem Thor-Gründer und vierfachen 250er-Weltmeister Thorsten Hallman und mit dem sechsfachen Champ Joel Robert für alle anwesenden Fans in einer spontan zusammengestellten Band gemeinsam den ganzen Abend im Festzelt: „Ich spielte an diesem Abend die Gitarre. Das war eine ganz spontane Idee und Aktion von uns. Aber eigentlich konnte ich das gar nicht richtig, so spielte ich nur ein wenig und vollkommen ahnungslos mit den anderen herum. Hat aber wohl keinen gestört“, erinnert sich Friedrichs.

Wie man ihm den Spaß am Motocross nahm

Speziell in der Saison 1967 war der Kader-Sportler des MC Dynamo Erfurt so stark und schnell, dass sich die Konkurrenz ernüchtert nur noch Gedanken über Platz zwei machte, wie uns Pauls Betreuer und Ingenieur Heinz Ramsch aus dieser Zeit berichtete. Dieser hatte sich übrigens noch eine andere Aufgabe gestellt: „Der Herr Ramsch fuhr immer mit mir zusammen im Auto und schlief auch immer mit mir in einem Zimmer. Er hatte einfach Angst, dass ich bei einem Auslands-GP als erfolgreicher DDR-Sportler irgendwann doch noch in den Westen abhaue. Das hatte ich zunächst gar nicht vor, alles lief ja gut. Später begann ich aber aufgrund einer zunehmenden Drucksituation immer mehr in diese Richtung zumindest zu denken“, erinnert sich Friedrichs.

Throwback Thursday - Paul Friedrichs
Ein Pionier: Paul Friedrichs wusste früh um die Wichtigkeit körperlicher Fitness und gesunder Ernährung

Zwar ließ man ihn trotz des deutsch-deutschen Klassenkampfes reisen, wirklich unabhängig war er aber nicht. Dies begann ihn dann mehr und mehr zu stören: „Also, die Regierung hat mich eigentlich weitgehend in Ruhe gelassen. Aber beim ADMV war so ein Eierkopf, der nervte mich am Schluss so sehr, dass ich von MX eigentlich nichts mehr wissen wollte. Der gute Mann wusste gerade, dass ein Motorrad zwei Räder hatte, setzte aber meine MX-Kameraden und mich gehörig unter Druck! Und von so einem sollte man sich dann Vorschriften machen lassen? Ich habe ja dann 1972 aufgehört mit dem MX-Sport. Da war ich eigentlich noch fit wie ein Turnschuh, haha. Gerne wäre ich noch wie ein Adolf Weil mehrere Jahre weitergefahren und ich hätte es auch getan. Die mich betreuenden und zuständigen Leute des ADMV wurden aber immer unverschämter, mir ist wirklich zunehmend vor Wut der Hut hochgegangen. So traf mich einmal bei einem GP ein Stein ins Auge, der durchschoss wie eine Patrone meine Brille! Ich komme verletzt zurück bei denen im Büro an und die haben nix besseres zu tun, als uns mitzuteilen, dass meine beiden Fahrerkollegen beim nächsten GP nicht mehr mitdürften. Sie seien zu erfolglos. Dann wendeten sie sich in einem unverschämten Ton mir zu. Ich müsse den GP von Frankreich unbedingt gewinnen, sonst wäre auch ich von der weiteren WM-Teilnahme 1972 ausgeschlossen. Und dabei blieben sie! Ich habe vor Wut gekocht und begann ganz still und heimlich, innerlich Abschied von der DDR zu nehmen. Ich erzählte es einem Helfer und hielt irgendwann an einem Rastplatz, um einen befreundeten holländischen Importeur aus der Telefonzelle anzurufen. Ich sagte ihm nur, dass die Sache nach dem GP steigen würde. Der wusste damit genau, was nun abzulaufen hätte, ein ganz bestimmtes, vorab schon mal besprochenes Ausstiegsszenario. Auch meine Familie wusste etwas. Ich hatte die Schnauze so voll! Dann aber gewann ich tatsächlich den Großen Preis von Frankreich, wurde davon doch etwas beruhigt und reiste entgegen dem Plan doch wieder nach Hause nach Erfurt. Aber der Ofen war trotzdem irgendwie aus. So beendete ich eigentlich zu früh meine Karriere, weil ich diese Querelen der Funktionäre nicht mehr mitmachen wollte!“

Throwback Thursday - Paul Friedrichs
Gegen Paul (links) war die Konkurrenz zumeist machtlos

Bis zum von ihm selbst benannten Ende seiner Karriere zum Saisonschluss 1972 holte Paul Friedrichs zwar keinen vierten Titel mehr, er war aber oft nah dran: Der Vizetitel 1972 der Klasse 500ccm hinter Roger de Coster und vor Heikki Mikkola/FIN beweist dies.

Zurück im normalen Leben „Nach dem Ende meiner Karriere habe ich mich eigentlich zunächst einmal komplett vom Motocross abgewandt. Später aber betreute ich meinen Sohn David, der auch recht erfolgreich fuhr. Im großen Ganzen bin ich aber sehr glücklich, dass er sich dann doch zwei erfolgreich abgeschlossenen Studiengängen zuwandte und wir nicht weiter versuchten, eine MX-Profi-Karriere für ihn zu erreichen. Es verdienen im deutschen Motocross doch nur die ersten fünf Fahrer ausreichend gut. Ich bin glücklich, dass mein

Throwback Thursday - Paul Friedrichs
Der entschlossene Blick sagt wohl alles …

Sohn diesen anderen erfolgreichen Weg gegangen ist! Ich selbst ging mit meiner zweiten Frau auch eine Zeit lang nach Mecklenburg zurück, wo ich gebürtig herkomme. Das Heimweh hat aber gesiegt, denn nur in den Sommermonaten ist es da oben wirklich schön, ansonsten für uns beide einfach zu langweilig!“

Knapp vierzig Jahre sind seit seinem Rücktritt nun schon vergangen. Eine sehr lange Zeit, die der wenig extrovertierte Ausnahmesportler eigentlich komplett gegensätzlich zu seinem noch immer im MX als Teamchef schillernden Mitstreiter Roger de Coster verbrachte. Charakterlich wohl vergleichbar mit seinem alten westdeutschen Konkurrenten Adolf Weil, füllte er diese Jahre mit Selbständigkeit und vollkommener Abkehr vom professionellen MX: „Ich habe gemeinsam mit meiner Frau einen erfolgreichen Warenhandel in der ehemaligen DDR geführt und dazu ein schönes Haus gebaut. In den Zeiten der Wende mussten aber auch wir, wie fast alle Ostdeutschen, erst einmal heftig Federn lassen und uns neu orientieren. Heute geht es uns prima hier, wir haben uns nach der heimwehbedingten Rückkehr aus Mecklenburg eine schöne Doppelhaushälfte in unserer Heimat Erfurt gekauft.“

Modernes Motocross und wie Paul auf Ken Roczen traf

Den Motocross-Sport beobachtet Paul weiterhin, obwohl er natürlich seit vier Jahrzehnten nicht mehr mit dem Tross herumreist, wie es als Profi bei ihm üblich war: „Ich fühle mich sehr gut und hoffe, nächstes Jahr wieder beim GP in Teutschenthal anwesend zu sein. Andere WM-Rennen besuche ich nicht mehr. Letztes Mal hat es nicht geklappt, weil mich eine Magengeschichte zu einem Krankenhausaufenthalt gezwungen hat. Jetzt ist aber wieder alles klar. Den Helm habe ich zwar schon vor vielen Jahren an den Nagel gehängt, den letzten Hut aber noch lange nicht. Auch die aktuelle WM-Szene interessiert mich noch sehr. Als die jedoch meinen bevorzugten Sender Motors TV letztes Jahr einfach aus dem öffentlichen Netz nahmen, war ich schon sehr enttäuscht, denn damit war es erstmal vorbei damit, WM-Rennen zu sehen. Diese Saison informierte mich so leider nur mein Sohn, was in der WM passierte. Ich werde mir aber einen erneuten Zugang für Motors TV besorgen.“

Throwback Thursday - Paul Friedrichs
„Die aktuelle WM-Szene interessiert mich noch sehr (…) Ken Roczen hat den Titel so sehr verdient, die ganze Familie Roczen hat ihn so sehr verdient!”

Seinen deutschen Nachfolger als MX-Weltmeister kennt er natürlich auch: „Ken Roczen und ich wohnen ja nicht weit auseinander, so circa 45 Kilometer. Ich war schon bei Kens allererstem Rennen dabei, da war er drei Jahre alt. Ich sah ihn auch sonst noch öfter. Als er noch so klein war, liefen seine Mama und Papa immer hinter dem Motorrädchen her, haha. Und jetzt hat es Ken geschafft, und ich freue mich so sehr für die Familie Roczen! Aber bei all dem WM-Trubel um den Jungen war es mir zunächst nicht gelungen, nur ein einziges Mal telefonisch zu ihm durchzukommen. Speziell Ken hat es so sehr verdient, die ganze Familie Roczen hat es so sehr verdient. Sie haben gemeinsam so gekämpft, den letzten Cent gegeben. Es hat mit dem Titel genau den richtigen Jungen getroffen.“

Als Ken dann in seinem Heimatort Mattstedt kürzlich zum Ehrenbürger ernannt wurde, kam es doch noch zum Aufeinandertreffen der beiden aus Thüringern stammenden Weltmeister: „Mensch, es war so eine wunderbare Atmosphäre dort, die Mattstedter versprühten so eine Begeisterung, Freude und Bewunderung für Ken. Es war ein wirklich toller Tag. Der Bürgermeister des Ortes hatte mich ja extra vorab eingeladen und ich zerbrach mir wirklich lange den Kopf, was ich denn beim offiziellen Aufeinandertreffen wirklich Angemessenes symbolisch überreichen könnte. Zunächst schwebte mir ein Staffelstab vor, der in Schwarz/Rot/Gold gehalten die Übergabe symbolisieren sollte. Das gefiel mir aber noch nicht recht, so ging ich in den Keller, um meine alte DDR-Fahne von einer der damaligen Titelfeiern zu holen. Das war genau die richtige Idee. Die Leute freuten sich sehr“, beschreibt Paul sein Treffen mit Ken.

„Auch wenn ich noch die aktuelle GP-Szene verfolge, so muss ich doch sagen, dass unsere Zeit irgendwie ehrlicher und fairer war. Wenn wir antraten, bekamen wir ein gutes Startgeld und obendrauf Preisgelder. Für meine drei Titel bekam ich jeweils einen Skoda – und damals musste man bei uns in der DDR eigentlich sehr lange auf ein Auto warten. Meine zwei GP-Maschinen wurden für mich am Ende der Saison hergerichtet und auch diese bekam ich dann jeweils überreicht. Zusätzlich waren Schecks mit WM-Geld üblich. Heute legt ein GP-Fahrer ja erst mal viel Geld hin, um dabei sein zu können!“

Throwback Thursday - Paul Friedrichs
Trautes Heim – Glück zu zweit

Und uns allen bleibt abschließend die Möglichkeit, 2012 nach Teutschenthal zu fahren, wo unser früherer MX-Titan Paul Friedrichs als Ehrengast erscheinen möchte. Wer nun ein wenig Interesse für diese goldenen MX-Zeiten empfindet, kann zusätzlich vor Ort auch gleich den schon in die Jahre gekommenen Chefstarter betrachten, der auch immer die Monster-Girls instruiert: Es ist niemand anderes als der WM-Sechste 500ccm von 1969, Dave Nicoll/GB, ein jahrelanger und knallharter Gegner von Friedrichs, der auf einer BSA-Fourstroke auch schon einen GP-Sieg in Luxemburg erzielte! Klar, das alles ist lange her, aber wenn man im Leben beispielsweise die MX-Zukunft wirklich erfolgreich mitgestalten will, dann muss man zunächst auch die Vergangenheit mit ihren Schönheiten und Schwächen kennen!

Jens Pohl
Jens Pohl
Online-Redakteur
Fotocredits
  • Steve Bauerschmidt
  • privat
Textcredits
  • Heiner Kuhlmann

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