Loading Cross Magazin Logo
Handy drehen
Jetzt Abonnieren
12 Ausgaben für nur 62€
+Prämie aussuchen
Kategorien
Supercross de Paris 2023 in Nanterre - Fahrerstimmen

Honda-Werksfahrer brillieren in Paris

Artikel lesen
Lesedauer: 9 min

Am vergangenen dritten Novemberwochenende feierte das Supercross de Paris ein rundes Jubiläum. Bereits zum 40. Mal seit 1984 ging das größte und traditionsreichste SX-Event Europas über die Bühne und bot seinem eigenen Anspruch gerecht werdend, dem geneigten Zuschauer sowohl vor Ort als auch im Livestream wieder „100% Supercross, 100 % Freestyle, 200% Show“.

Schauplatz für das Ganze war zum sechsten Mal seit 2017 die im Pariser Vorort Nanterre gelegene und bis zu 40.000 Zuschauern Platz bietende La Defense Arena. Hier ging ein sehenswertes Teilnehmerfeld an den Start, welches nicht nur die Anzahl, sondern die Qualität der antretenden Fahrer bestach. Dieses fanden eine Rennstrecke vor, die aufgrund des im La Defense Arena zur Verfügung stehenden Raums in Sachen Überholmöglichkeiten deutlich großzügiger als die übrigen europäische SX-Events gestaltet war und ansonsten alle Elemente wie Sprünge und Whoops beinhaltete, die man von einem anspruchsvollen SX-Rennen erwartet.

Supercross de Paris 2023 in Nanterre - Fahrerstimmen
Die am Samstag ausverkaufte La Defense Arena in Nanterre war der Schauplatz für die 40. Auflage des Supercross de Paris

Klar dominiert wurden die Rennen in den beiden Klassen durch die Fahrer des Honda-Werksteams HRC Jett und Hunter Lawrence, welche erstmals gemeinsam in der SX1 starteten, sowie dem SX2-Piloten Jo Shimoda, der in Paris seine Debütvorstellung auf Rot gab. Dabei trafen die Lawrence-Brüder unter anderem auf den letztjährigen „König von Paris“, den Thüringer Ken Roczen (Suzuki), der ein nicht ganz einfaches Wochenende mit dem einen oder anderen Lichtblick erlebte und letztlich das Gesamtsiegerpodium verpasste.

Jett Lawrence: „Es war fantastisch! Es ist offensichtlich, dass ich immer noch auf dem großen Motorrad im Supercross dazulerne und es ist schön, dass mein Bruder jetzt auch mit mir lernt.“

Mit dem Schwung einer triumphalen Saison im Gepäck – er gewann schließlich in diesem sowohl neben der 250SX-Westküstenmeisterschaft auch die 450er Titel in der AMA Pro Motocross-Meisterschaft und der neugeschaffenen AMA SuperMotocross-Weltmeisterschaft – reiste Jett Lawrence in der Gewissheit nach Paris, dort ein gewichtiges Wörtchen um den Königstitel zumindest mitreden zu können. Doch wurde daraus weitaus mehr, denn der 20-Jährige dominierte die Klasse der „Big Boys“ von Anfang an, wobei der Samstag dabei besonders herausstach, nachdem er bereits die schnellsten Runde im Zeittraining vorgelegte hatte, sicherte sich der Mann mit der Startnummer #18 in einem separaten Wettbewerb auch die Superpole für die Wertungsrennen, die er alle Drei nachfolgend auch zu seinen Gunsten entscheiden konnte, den ersten Durchgang sogar mit einem Start-Ziel-Sieg, die anderen beiden jeweils nach kurzen Kämpfen mit seinem Bruder bzw. Ken Roczen.

Supercross de Paris 2023 in Nanterre - Fahrerstimmen
Jett Lawrence

Nicht ganz rund lief dann aber Sonntag, an welchem er sich zwar erneut die Bestzeit im Zeittraining sichern konnte, dann aber die Superpole dem Lokalmatador Gregory Aranda (Yamaha) überlassen musste. Auch in den beiden ersten Wertungsrennen, die jeweils durch nach jeweils durchgehender Führung von Hunter Lawrence bzw. Ken Roczen gewonnen werden konnten, musste sich „Jettson“ beide Male am Ende mit dem zweiten Rang begnügen. Ein im wahrsten Sinne des Wortes krönender Abschluss des Events gelang ihm schließlich jedoch im finalen dritten Sonntagslauf über dreizehn Minuten plus eine Runde, in welchem er nach schwacher Anfangsphase nach einen beherzten Holeshot gegen seinen Bruder sowie einem Fahrfehler von Ken Roczen gegen Ende der ersten Rennhälfte die Führung im Fahrerfeld übernahm und diese nachfolgend nicht mehr aus den Händen gab. In Summe reichte sein 1-1-1-2-2-1-Ergebnis um auf die oberste Stufe des Gesamtsiegerpodiums klettern und dort die Trophäe des neuen „Königs von Paris“ in Empfang nehmen zu können.

„Es war fantastisch! Es ist offensichtlich, dass ich immer noch auf dem großen Motorrad im Supercross dazulerne und es ist schön, dass mein Bruder jetzt auch mit mir lernt. Die erste Nacht war großartig und die Stimmung fantastisch. Am zweiten Tag hatte ich mit Müdigkeit und einem kleinen Jetlag zu kämpfen, das war ziemlich schwierig. Ich war nicht so gut drauf wie am Samstag, aber es hat trotzdem Spaß gemacht. Die Fans hier sind so energiegeladen – zumindest hatten sie Energie, denn ich hatte sie ganz sicher nicht! Ich war zum ersten Mal in Paris, und es war schön, ein bisschen shoppen zu gehen und ein bisschen Tourist zu sein. Ich freue mich auf jeden Fall darauf, nächstes Jahr wiederzukommen.“

Hunter Lawrence: „Ich bin froh, dass es jetzt vorbei ist und wir gesund davonkommen sind.“

Im Gegensatz zu seinem vier Jahre jüngeren Bruder Jett zum ersten Mal auf der 450er Werks-Honda bei einem Rennen am Start, war Hunter Lawrence das zweite heiße Eisen, dass HRC in Paris im Feuer hatte. Und um es gleich zusammenfassend vorwegzunehmen, der Mann mit der Startnummer #96 hat sein Debüt insgesamt nicht schlecht gemeistert. Ein Rennen – um genauer zu sein, den ersten Lauf am Sonntag – konnte Hunter mit einem Start-Ziel-Sieg zu seinen Gunsten entscheiden, in weiteren vier Motos konnte er in den Top 3 beenden. Negativ stach eigentlich nur das dritte Samstagrennen heraus, als er auf einem eigentlich sicheren dritten Platz fahrend in Runde 16 in den Whoops die Kontrolle über sein Bike verlor und dadurch heftig zu Boden ging, weshalb er sich am Ende mit dem sechsten Rang begnügen musste. Zum Glück blieb der Australier dabei unverletzt, so dass er den Sonntag ohne größere Probleme in Angriff nehmen konnte.

Supercross de Paris 2023 in Nanterre - Fahrerstimmen
Hunter Lawrence

Im letzten Rennen der Veranstaltung wurde Hunter Lawrence nach einem Holeshot zwar schnell von Ken Roczen von der Führungsposition verdrängt, konnte sich danach aber einige Runden auf der zweiten Position halte, bevor er in Umlauf vier durch beherzten – und möglicherweise auch unnötigen – Blockpass seines Bruders in die Banden gedrückt wurde, der sicherlich noch für einige Diskussionen unter Geschwistern sorgte, aber in der offiziellen Teamdarstellung keinerlei Beachtung fand. Nichtsdestotrotz beendete Hunter dieses Rennen noch als Dritter und sicherte sich so mit einem 2-2-6-1-3-3-Resulat den zweiten Platz in der Königswertung.

„Das erste Mal, dass ich in Paris bin, ist etwas ganz Besonderes. Ich hatte eine Menge Familienangehörige hier, also das war wirklich cool. Es waren aber auch drei ziemlich anstrengende und lange Tage. Ich bin froh, dass es jetzt vorbei ist und wir gesund davonkommen sind. Ich habe viel mehr Informationen über das Motorrad sammeln können und kann sagen, dass es sich definitiv nicht wie eine 250er anfühlt Wir werden uns zu Beginn der Saison weiter verbessern und dann hoffentlich im Laufe des Jahres weiter zulegen.“

Cooper Webb: „Insgesamt war es ein gutes Wochenende.“

Ein eher unaufgeregtes Rennwochenende, welches Großteils unter dem Radar der Kommentatoren verlief, absolvierte in Paris der Yamaha-Werksfahrer Cooper Webb. In den Zeittrainings immer zu den fünf schnellsten Fahrern gehörend, gelang es ihm sowohl am Samstag als auch am Sonntag, sich nach einem eher schwachen ersten Rennen in den jeweils beiden nachfolgenden Durchgängen zu steigern, und so 5-3-3-4-4-2-Resulat zu erzielen. Dies reichte in Summe, um bei der Krönung des „Königs von Paris“ als bester US-Amerikaner auf das dritte Treppchen des Siegerpodiums klettern zu können. 

Supercross de Paris 2023 in Nanterre - Fahrerstimmen
Cooper Webb

„Das Pariser Supercross ist vorbei, und insgesamt war es ein gutes Wochenende. Wir haben am Sonntag den dritten Platz in der Gesamtwertung belegt, was großartig ist. Ich war beständig, wobei es in jedem Rennen besser lief. Es war gut, mit diesen Jungs zu fahren und ein weiteres Rennen mit dem Star Racing Yamaha Team zu bestreiten. So konnten wir weiter Erfahrungen sammeln und wissen nun, woran wir für Anaheim arbeiten müssen. Es ist immer toll, nach Europa zu reisen, den Eiffelturm zu sehen und das Wochenende zu genießen. Ja, es war ein großartiges Wochenende, und wir kehren jetzt nach Hause zurück, um uns an die Arbeit zu machen.“

Ken Roczen: „Ich war letztes Wochenende mehr auf dem Boden als das ganze Jahr über.“

Als Titelverteidiger nach Paris gereist, erlebte der Thüringer Ken Roczen in der Stadt der Liebe und Lichter – oder besser einem Vorort davon – ein ziemlich chaotisches Wochenende, wie er selbst n einem ausführlichen Interview mit einem US-amerikanischen Medium einräumte. Dabei hatte der 29-jährige zweifache Vater an beiden Tagen mit dem Setup seines Bikes zu kämpfen, wobei seiner Meinung nach die Probleme von der fehlenden Leistung seines Bikes aufgrund des verwendeten Kraftstoffs bis zur nicht optimalen Abstimmung seines Fahrwerks reichten. Nachdem er sich am Samstag trotz eines Sturzes im zweiten Moto noch mit einem 3-6-2-Resultat und Tagesrang drei aus der Affäre ziehen konnte, musste sich „Kickstart Ken“ am Sonntag punktgleich mit Cooper Webb hinter diesem mit dem vierten Platz in der Tageswertung begnügen.

Supercross de Paris 2023 in Nanterre - Fahrerstimmen
Ken Roczen

Dabei bekamen die Fans eben genau an diesem Sonntag sowohl das vermutlich beste als auch das schlechteste Rennen von Roczen zu sehen. In Moto zwei übernahm der Mann mit der Startnummer #94 bereits nach zwei Runden von Hunter Lawrence die Spitzenposition übernehmen, die er anschließend bis ins Ziel nicht mehr aus den Händen gab. Dabei verwies er mit großem Abstand die Lawrence-Brüder auf die nachfolgenden beiden Plätze. Im finalen dritten Lauf jedoch kam er aufgrund zweier Stürze – einmal in Führung fahrend und noch einmal im späteren Verlauf – am Ende nicht über einen sechsten Rang hinaus und verpasste dadurch letztlich sowohl in der Tages- als auch der Eventwertung den eigentlich sichergeglaubten Podiumsplatz. 

„Ich war letztes Wochenende mehr auf dem Boden als das ganze Jahr. über. Verflixte Mario-Kart-Bananenschalen überall auf dem Boden. Jetzt brauche ich etwas Schlaf.“

Jo Shimoda: „Ich bin wirklich zufrieden mit meiner Leistung.“

Mit Spannung wurde der erste Auftritt des Japaners Jo Shimoda in den Farben und dem Bike des Teams Honda HRC erwartet. Und dieser wurde den an ihn gestellten Erwartungen voll gerecht. Der 21-Jährige gewann insgesamt vier der sechs Wertungsrennen und beendete die restlichen zwei nach jeweils suboptimalen Starts in den Top 3.  Bemerkenswert dabei war, dass Shimoda seine vier Laufsiege jeweils mit nach einem Holeshot und durchgehender Führung einfuhr. In Summe sicherte sich der Mann mit der Startnummer #30 damit am Ende der Veranstaltung mehr als verdient die Prinzentitel.

Supercross de Paris 2023 in Nanterre - Fahrerstimmen
Jo Shimoda

„Insgesamt haben wir den Sieg geholt, also bin ich sehr zufrieden. Natürlich habe ich noch ein paar Dinge gefunden, an denen ich arbeiten muss, aber ich bin sehr zufrieden damit, wie sich alles entwickelt hat – reibungslose, stetige Fortschritte. Ich habe diese beiden Tage wirklich genossen. Ich war zuversichtlich, was mein Tempo angeht, und habe das Gefühl, dass ich gut gefahren bin. Meine Starts waren auch gut. Aber bei den Fünf-Minuten-Rennen ist es schwer, sich neu zu gruppieren und all diese Jungs zu überholen, wenn es in den ersten beiden Runden nicht gut läuft. Aber da ich vier von sechs Motos gewonnen habe, denke ich, dass ich gut fokussiert war. Ich bin wirklich zufrieden mit meiner Leistung.“

Tom Vialle: „Wir wissen, woran wir arbeiten müssen, sowohl am Motorrad als auch an mir persönlich.“

In der La Defense Arena als Lokalmatador an den Start gegangen erwischte der seit einem Jahr in den USA fahrende KTM-Werksfahrer Tom Vialle einen etwas holprigen Auftakt in das Even. Bereits im ersten Durchgang am Samstagabend ging der Franzose auf der vierten Position fahrend kurz vor Ende der ersten Rennhälfte zu Boden und musste sich nachfolgend mit dem achten Platz begnügen. Jedoch gelang es ihm nach einer Veränderung am Fahrwerk im zweiten Durchgang bereits früh auf Rang zwei vorzuziehen, den er nachfolgend bis ins Ziel behauptete. Das dritte Samstagsmoto gewann der 23-Jährige dann mit einem Start-Ziel-Sieg. Am Sonntag beendete Vialle Rennen eins nach verhaltenem Start nur als Vierter, konnte dann aber in den beiden anderen Läufen jeweils als Zweiter die Zielflagge zu sehen. In Summe reichte sein 8-2-1-4-2-2-Resultat für den zweiten Platz in der Prinzenwertung.

Supercross de Paris 2023 in Nanterre - Fahrerstimmen
Anthony Bourdon

„Der erste Tag war okay. Ich hatte einen kleinen Sturz im ersten Durchgang, aber der zweite und dritte war viel besser. Am Sonntag war ich ein bisschen glücklicher. Wir hatten einige tolle Rennen mit Jo Shimoda. Es war eine ziemlich coole Erfahrung, hier zu sein! Es war schön, all die Fans zu hören und die schöne Atmosphäre zu spüren. Wir wissen, woran wir arbeiten müssen, sowohl am Motorrad als auch an mir persönlich. Wir haben ein paar Dinge gesehen, die wir ausprobieren wollen, wenn zurück nach Kalifornien geflogen sind. Ich kann es kaum erwarten, nächstes Jahr wieder hier in Paris zu sein.“

Anthony Bourdon: „Was für ein unglaubliches Wochenende!“

Ein wenig überraschend auch für ihn selbst konnte sich der Franzose Anthony Bourdon im Kampf um den dritten Gesamtrang gegen die restliche Konkurrenz durchsetzen. Dabei musste sich der Bud Racing Kawasaki-Pilot am Samstag nach jeweils Platz drei in den drei Wertungsläufen noch hinter Shimoda, Jace Owen (Yamaha) und Vialle mit dem vierten Tagesrang begnügen. Jedoch gelang es Bourdon am Sonntag noch eine Schippe oben draufzulegen. Nachdem er Rennen eins als Dritter beendete hatte, gewann er den zweiten Durchgang, indem er seinen lange Zeit führenden Landsmann Vialle noch auf den letzten Metern überholen konnte. Im letzten Finale  fuhr ab der zweiten Runde durchgängig bis ins Ziel auf der dritten Position und stellte damit sicher, dass er das Wochenende punktgleich mit Vialle beendete, wobei er diesem aber beim Gang aufs Siegerpodium aufgrund seines schlechteren letzten Laufs den Vortritt lassen musste.

Supercross de Paris 2023 in Nanterre - Fahrerstimmen
Anthony Bourdon

„Was für ein unglaubliches Wochenende! Platz drei in der Gesamtwertung des Wochenendes punktgleich mit dem zweitplatzierten Tom Vialle. Rang zwei in der Tageswertung und ein Laufsieg im zweiten Rennen am Sonntag, an den ich mich noch lange erinnern werde. Danke an das Publikum, das ‚On Fire‘ war, an mein Team Bud Racing , meinen Mechaniker und meine Familie.“

Alle Ergebnisse des 40. Supercross de Paris im Detail ›› Samstag / Sonntag

Jens Pohl
Jens Pohl
Online-Redakteur
Fotocredits
  • Ray Archer
  • Pascal Haudiquert
Textcredits
  • Jens Pohl

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert