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FIM Motocross-Weltmeisterschaft 2023 in Vantaa - Fahrerstimmen

Der Sturm von Finnland

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Lesedauer: 7 min

Zum ersten Mal seit vielen Jahren fand am letzten Juliwochenende auf der nordöstlich der finnischen Hauptstadt Helsinki gelegene Sandstrecke „Lavanko“ von Vantaa wieder Rennen zur FIM Motocross-Weltmeisterschaft statt.

Dabei bot der vierzehnte Grand Prix der Saison 2023 den Fahrer wettertechnisch sowohl Sonne als auch Regen. Nach einem kräftigen Wolkenbruch während des Zeittrainings wurden am Samstag beide Qualifikationsrennen im Regen und auf einer sehr rutschigen Strecke ausgetragen. Am Sonntag hingegen wurden die Fahrer mit strahlendem Sonnenschein und besten Streckenbedingungen belohnt.

Abseits des Wetters war der Stopp in Finnland für viele Fahrern wieder sehr ereignisreich. In den ersten Läufen beider Klassen, gingen zwei der Top-Fahrer schwer zu Boden und im zweiten Lauf nicht mehr ans Gatter: Jago Geerts (Yamaha) und Ruben Fernandez (Honda). Darüber hinaus fehlten auch wieder einige der schnellen Fahrer: Thibault Benistant (Yamaha), Roan Van De Moosdijk (Husqvarna) und Kay De Wolf (Husqvarna) setzten ein weiteres Mal aus. Trotz der fehlenden Fahrer ging es in Vantaa heiß her, sodass auch diesmal alle Fans des Sports auf ihre Kosten kamen.

Romain Febvre: „Im zweiten Rennen war es schwieriger. Ich hatte wieder den Speed und kam einige Male nahe heran, aber einige Teile der Strecke wurden wirklich knifflig und man musste aufpassen.“

Bei den „Big Boys“ der Klasse MXGP scheint Romain Febvre nicht nur mit der neue Kawasaki bestens zurechtzukommen, sondern im Moment auch zu einhundertprozentig fit zu sein. Bereits zum fünften Mal in Folge konnte der 31-jährige Franzose einen GP zu seinen Gunsten entscheiden und damit erneut die Punktedifferenz zum Tabellenführer – wenn auch nur im geringen Umfang – zu reduzieren. In beiden Wertungsrennen erwischte Febvre einen guten Start, sodass er den Kampf um den Laufsieg jeweils in den Top 5 beginnen konnte. Im ersten Lauf pushte der Franzose nach Kurve eins schnell nach vorne. Bereits in Runde zwei übernahm er die Führung und behielt diese bis ins Ziel. Im zweiten Moto fuhr er schnell auf Position zwei vor. Das ganze weitere Rennen über war er dicht am Hinterrad von Jorge Prado (GASGAS), schaffte es aber nie, ihn zu überholen, und bekam am Ende als Zweiter die schwarz-weiß-karierte Flagge zu sehen.

FIM Motocross-Weltmeisterschaft 2023 in Vantaa - Fahrerstimmen
Fünfter FP-Sieg in Folge: Romain Febvre

„Ich fühle mich schon lange eins mit dem Motorrad und mein Selbstvertrauen wächst von Woche zu Woche. Dieses Wochenende hatte ich jedes Mal, wenn ich auf die Strecke ging, den Speed, aber wie wir schon am Samstag gesehen haben, war es hier nicht einfach zu überholen. Im ersten Durchgang konnte ich zwei entscheidende Überholmanöver fahren. Seewer hielt mich zwar auf Trab, aber ich hatte immer die Kontrolle. Im zweiten Rennen war es schwieriger.  Ich hatte wieder den Speed und kam einige Male nahe heran, aber einige Teile der Strecke waren wirklich knifflig und man musste aufpassen. Ich habe versucht, an Jorge dranzubleiben und hoffte, dass er einen Fehler macht. Aber das tat er nicht, also habe ich mich in den letzten beiden Runden darauf konzentriert, mein eigenes Rennen zu fahren, denn ich wusste, dass der zweite Platz für die Gesamtwertung gut genug war. Fünf Siege in Folge, und das auf dem Heimatboden des Teams! Ich habe jetzt meine persönliche Bestleistung von 2015 übertroffen, also lasst uns so weitermachen.“

Jorge Prado: „Ich konzentriere mich zwar auf die Meisterschaft, aber wenn ich auf der Strecke bin, will ich auch gewinnen.“

Der derzeitige Titelfavorit Jorge Prado knüpfte auch in Finnland weiter an seine sehr konstante Leistung der letzten Grands Prix an. Am Samstag holte der Red Bull GASGAS-Werkspilot aus Spanien einen weiteren Sieg im Qualifikationsrennen. In Wertungslauf eins ging er knapp hinter Jeremy Seewer (Yamaha) fahrend um die erste Kurve, fiel aber schnell auf Rang drei zurück. Diesen Platz sollte er auch das Rennen über nicht mehr verlassen, sodass er als Dritter die Ziellinie überquerte. Im zweiten Moto holte Prado dann einen weiteren Holeshot. Trotz starkem Druck von Febvre konnte der der Mann mit der Startnummer #61 seine Führung erfolgreich verteidigen und den zweiten Lauf gewinnen. In Summe reichte seine 3-1-Ausbeute aus beiden Rennen zu Tagesrang zwei.

FIM Motocross-Weltmeisterschaft 2023 in Vantaa - Fahrerstimmen
Mit Konstanz weiter auf Titelkurs: Jorge Prado

„Es war ein positives Wochenende! Ich habe zwei der drei Rennen an diesem Wochenende gewonnen. Ich konzentriere mich zwar auf die Meisterschaft, aber wenn ich auf der Strecke bin, will ich auch gewinnen. Das Tempo im zweiten Rennen war gut und es war schön, jede Runde zu führen. Ich hatte mit meinem Red Bull GASGAS Factory Racing Team viel Spaß an diesem Wochenende, also vielen Dank an sie.“

Glenn Coldenhoff: „Ein weiterer Podiumsplatz, damit sollte man immer zufrieden sein.“

Ohne viel Aufhebens belegte Glenn Coldenhoff mit seiner Werks-Yamaha beim Großen Preis von Finnland den dritten Platz. Den ersten Lauf begann der Niederländer auf Platz vier.  Zwar konnte er sich schnell von seinen Kontrahenten absetzen, aber auch nicht mit den Jungs an der Spitze mithalten. Mit viel Abstand nach hinten und vorne begnügte sich Coldenhoff in daher mit dem vierten Platz. Im zweiten Durchgang überquerte Coldenhoff auf Platz drei fahrend die erste Kurve. Das Tempo von Febvre und Prado konnte er erneut nicht mitgehen, doch setzte sich schnell vom viertplatzierten Jeffrey Herlings (KTM) ab. Wie im ersten Lauf hatte Coldenhoff in beide Richtungen viel Abstand und fuhr in Ruhe auf Platz drei seinen Stiefel ab.

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Hofft weiter auf einen GP-Sieg in dieser Saison: Glenn Coldenhoff

„Ein weiterer Podiumsplatz, damit sollte man immer zufrieden sein. Aber im Moment will ich einfach nur gewinnen. Das ist es, worauf wir hinarbeiten. Wir sind nicht allzu weit davon entfernt, also haben wir für nächste Woche einige Tests geplant, und wor wir weiter daran arbeiten werden. Es sind nicht mehr allzu viele WM-Runden zu fahren, also hoffe ich, bald an der Spitze zu stehen. Hoffentlich kann ich das schon in Schweden schaffen.“

Andrea Adamo: „Ich hatte zwei gute Starts, allerdings war ich nach der zweiten Kurve nie in Führung. Also hatte ich in beiden Läufen noch Arbeit vor mir.“

Nach den letzten sehr durchwachsenen GPs wurde KTM-Werksfahrer Andrea Adamo in Vantaa von seinem Pech erlöst und holte seinen zweiten Tagessieg der Saison in perfekter Manier. Im ersten Lauf lag Adamo beim Start unter den ersten Drei. Er lieferte sich mit dem Deutschen Simon Längenfelder (GASGAS) zu Beginn des Rennens einen spannenden Zweikampf, bei dem er die Führung übernehmen konnte und Lauf eins somit gewann. Beim Start zu Lauf zwei holte Adamo den Holeshot, wurde aber in der zweiten Kurve von Teamkollege Liam Everts überholt. Im Laufe des Rennens konnte Adamo aber wieder die Führung übernehmen und den Finnland-GP mit einem perfekten 1-1 beenden.

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Meisterschaftsführung wieder ausgebaut: Andrea Adamo

„Ehrlich gesagt, habe ich dieses Ergebnis nicht erwartet. Ich bin mit der gleichen Einstellung hierhergekommen wie zu den letzten GPs: Versuchen, das bestmögliche Ergebnis zu erzielen und dann zu sehen, wo wir den Tag beenden. Dabei fühlte ich mich gut und genoss die Strecke. Ich hatte zwei gute Starts, allerdings war ich nach der zweiten Kurve nie in Führung. Also hatte ich in beiden Läufen noch Arbeit vor mir. Am Ende war es ein perfekter Tag, also bin ich zufrieden. Ich wusste, dass ich gewinnen kann, wenn ich alles zusammenbringe. In der Tschechischen Republik waren wir nah dran, und Lommel war nicht einfach. Ich bin hierhergekommen, um neu anzufangen, und wir haben einen tollen Job gemacht.“

Simon Längenfelder: „Ich hatte nicht erwartet, im zweiten Rennen wieder Zweiter zu werden.“

Der deutsche GASGAS-Pilot Simon Längenfelder war in Finnland sehr stark unterwegs. Beim Start zum ersten Lauf holte der Oberfranke den Holeshot, musste sich dann aber nach mehreren Runden Andrea Adamo geschlagen geben und im Ziel mit Rang zwei begnügen. Im zweiten Lauf ging der 19-Jährige noch in der ersten Runde auf Platz drei fahrend zu Boden. Er nahm das Rennen danach zwar nur von Position sechzehn wieder auf, war aber so gut drauf im Sand von Finnland, dass er in einer beachtlichen Aufholjagd bis auf Platz zwei vorfahren konnte. Damit verlässt Simon Längenfelder den GP von Finnland mit Platz zwei in der Tageswertung.

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Durfte sich erneut über einen Platz auf dem Tagespodium freuen: Simon Längenfelder

„Es ist sehr schön, ein weiteres Podium zu haben! Ich hatte nicht erwartet, im zweiten Rennen wieder Zweiter zu werden, aber ich fühlte mich so gut auf meiner MC 250F. Ich habe ein paar schöne Spuren gefunden, als ich durch das Feld kam. Im Moment gehe ich von Rennen zu Rennen und versuche, mit dem Red Bull GASGAS Factory Racing Team mein Bestes zu geben.“

Liam Everts: „Wir waren in der Lage, wieder an der Spitze zu kämpfen und aufs Podium zu kommen.“

Der belgische Red Bull KTM-Pilot Liam Everts stand in Finnland wieder auf dem Podium. Nach dem Start zum ersten Lauf sortierte sich Everts auf Platz drei in die Fahrermeute ein. Zwar konnten sich die vor ihm fahrenden Andrea Adamo und Simon Längenfelder im Rennverlauf absetzten, doch auch Everts war in der Lage den Abstand zum viertplatzierten Kevin Horgmo (Kawasaki) zu vergrößern und so das Rennen letztlich auf Platz drei zu beenden. Im zweiten Durchgang überholte Everts Adamo kurz hinter der FOX-Holeshot-Linie und führte das Feld zunächst an. Doch mit der Zeit wurde er erst von Adamo, später von Längenfelder und in der letzten Runde auch noch von Lucas Coenen (Husqvarna) passiert. Am Ende reichten ihm ein 3-4-Ergebnis jedoch, um als Dritter aufs Tagespodium klettern zu können.

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Freut sich über ein freies Wochenende: Liam Everts

„Dieses Wochenende war ziemlich hart, auch wenn wir recht konstante Ergebnisse erzielt haben. Wir waren in der Lage, wieder an der Spitze zu kämpfen und aufs Podium zu kommen. Es war gut, im zweiten Durchgang eine Weile zu führen, aber dann musste ich in den Verteidigungsmodus wechseln und verlor den Anschluss an Andrea Adamo. Ich hätte nach vorne schauen sollen, anstatt immer auf der Innenseite zu fahren. Aber ich war ein bisschen verkrampft, und am Ende haben sie mich erwischt. Ich freue mich, jetzt ein freies Wochenende zu haben.“

Jago Geerts: „Wie ihr sehen könnt, ist mein linkes Schlüsselbein gebrochen und eine Metallplatte von einer früheren Operation ist nach oben gebogen.“

Es sollte für den belgischen Yamaha Piloten Jago Geerts einfach nicht sein. Nach einem Sieg im Qualifikationsrennen verkürzte er den Abstand in der Meisterschaft zu Andrea Adamo auf wenige Punkte. Am Sonntag nahm das Übel dann aber seinen Lauf. In der ersten Runde von Wertungsrennen eins stürzte vor ihm Haakon Osterhagen (Fantic) am großen Step-up. Geerts war bereits in der Luft und konnte dem Motorrad des Fantic-Piloten nicht mehr ausweichen. Er fuhr über die Maschine und ging über den Lenker zu Boden. Dabei zog er sich erneut einen Bruch in seiner Schulter zu. Wann und ob er in dieser Saison zurückkehren wird, ist laut Aussage seines Teamchefs noch nicht abzusehen. Der Kampf um den Titel 2023 rückt damit für ihn bei nur noch fünf verbleibenden Aufeinandertreffen in weite Ferne.

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Vom Verletzungspech verfolgt: Jago Geerts

„Wie ihr sehen könnt, ist mein linkes Schlüsselbein gebrochen und eine Metallplatte von einer früheren Operation ist nach oben gebogen. Heute Abend werde ich von Helsinki, Finnland, nach Belgien zurückfliegen. Wenn möglich, werde ich morgen (Montag) operiert.“

Alle Ergebnisse des MXGP of Finland im Detail ››

Die Highlights der Wertungsrennen ››

Jens Pohl
Jens Pohl
Online-Redakteur
Fotocredits
  • Ray Archer
Textcredits
  • Kai Schulte-Lippern

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