Nach einer kurzen Pause stand für die Fahrer der FIM Motocross-Weltmeisterschaft 2023 am zweiten Augustwochenende mit dem im „Glimminge Motorstadion“ von Uddevalla ausgetragenen Große Preis von Schweden das fünfzehnte Aufeinandertreffen der Saison auf dem Plan.
Dabei bot Uddevalla am Samstag reichlich Sonnenschein und hohen Temperaturen, sodass die Strecke zwischenzeitig immer wieder bewässert werden musste. Jedoch regnete es in der Nacht auf Sonntag so viel, dass die Fahrer eine teils schlammige und teils trockene Strecke genießen durften. Mit wenigen trockenen Spuren fiel es den Fahrern schwer, Überholmanöver zu fahren. Trotzdem fanden auch in Schweden spannende Zweikämpfe in der MX2- und MXGP-Klasse statt. Pünktlich zum letzten Lauf der „Big Boys“ kam dann nochmal ein Regenschauer und sorgte für zusätzliche Spannung.
Absolutes Highlight des Sonntags war aber der Triumph des Oberfranken Simon Längenfelder in der Viertelliterklasse, sodass sehr zur Freude der angereisten Fans auch wieder einmal die deutsche Nationalhymne bei einer WM-Siegerehrung zu hören war.
Jeremy Seewer: „Hier ging es nur darum, nach der ersten Kurve vorne zu sein.“
Auch im Jahr 2023 war der Schweizer Jeremy Seewer in Schweden wieder erfolgreich und stand wie schon im Vorjahr ganz oben auf dem Siegerpodium der Premiumklasse MXGP. Im ersten Lauf erwischte der Yamaha-Werkspilot einen guten Start und kam als Dritter aus der ersten Kurve. Die Spitze bestehend aus Jorge Prado (GASGAS) und Romain Febvre (Kawasaki) setzte sich schnell von Seewer ab. Mit viel Abstand zu Platz vier fuhr Seewer in Ruhe das Rennen als Dritter zu Ende. Im zweiten Durchgang ließ Seewer sich nicht vom Regen beirren und schnappte sich den Holeshot. Zu Anfang war ihm Febvre dicht auf den Fersen, doch mit der Zeit konnte Seewer den Abstand zum Zweitplatzierten immer weiter vergrößern. Mit den Rängen drei und ein konnte Seewer nach dem Frankreich-GP zum zweiten Mal in diesem Jahr einen GP-Sieg feiern.
„Einen Grand Prix zu gewinnen, ist immer toll. An einem Tag wie heute war das mit dem Wetter sehr schwierig. Der Regen machte die Strecke sehr schwer zu befahren. Normalerweise ist unser Sport sehr physisch, aber heute ging es mehr um mentale Stärke. Hier ging es nur darum, nach der ersten Kurve vorne zu sein. Ich hatte ein solides Rennen im ersten Durchgang, in welchem ich Dritter wurde, und bekam dann den Holeshot im zweiten Moto. Von da an fuhr ich einige solide Runden, um den Sieg zu holen. Nachdem ich bei den letzten Rennen nur Vierter wurde, obwohl ich den Speed hatte, um zu gewinnen, fühlt es sich gut an, es jetzt geschafft zu haben.“
Romain Febvre: „Ich war schneller und habe versucht, eine Linie zu finden, um ihn zu überholen, aber am Ende bin ich fast gestürzt.“
Mit fünf aufeinanderfolgenden GP-Siegen war Romain Febvre fest entschlossen, in Schweden den sechsten einzufahren Entsprechend preschte der Franzose beim Start zum ersten Lauf nach vorne, holte den Holeshot und führte danach fürs Erste das Feld an. Jedoch konnte sich der Kawasaki-Werksfahrer aus Frankreich nicht von Prado absetzen. Zur Mitte des Rennens rutschte er weg und übergab die Spitzenposition damit an Prado, welchen er im ersten Lauf nicht mehr einholen konnte. Im zweiten Durchgang war er auf Platz zwei fahrend der Verfolger und machte Seewer zu Anfang großen Druck. Mit der Zeit konnte er das Tempo des Führenden aber nicht mehr mitgehen und kam erneut als Zweiter ins Ziel. In Summe ergab das für den 31-Jährigen auch in der Tageswertung nur den zweiten Platz.
„Heute hatte ich zwei gute Starts und einen Holeshot im ersten Rennen. Ich wusste, dass die Starts heute bei diesen schlammigen Bedingungen entscheidend waren. Im ersten Rennen lief alles gut, bis ich einen Fehler machte und in einer Kurve stürzte. Das hat mich nur ein paar Sekunden gekostet, aber Prado konnte an mir vorbeiziehen und ich musste mich mit dem zweiten Platz begnügen. Im zweiten Rennen war ich nach ein paar Kurven wieder Zweiter. In den ersten Runden war ich direkt hinter Seewer und versuchte, eine Stelle zu finden, um ihn zu überholen, aber es gab keine Möglichkeiten! Ich war schneller und habe versucht, eine Linie zu finden, um ihn zu überholen, aber am Ende bin ich fast gestürzt. Heute konnte man schnell Fehler machen. Die Startgerade war sehr schlammig. Ich bin mit meinen Rennen zufrieden, ich wurde zweimal Zweiter und war wieder einmal konstant.“
Jorge Prado: „Im zweiten Durchgang war es schwer zu überholen, und leider startete ich als Sechster.“
Der Führende in der Punktetabelle Jorge Prado konnte bereits im samstäglichen Qualifikationsrennen durch einen Laufsieg seine Führung wieder etwas ausbauen. Am Sonntag hatte der Spanier dann im ersten Lauf wieder einen guten Start. Er ging als Zweiter um die erste Kurve und ließ seinen Rivalen Febvre nicht entkommen. Er machte ihm so viel Druck, dass Febvre zu Boden ging und der GASGAS-Pilot die Führung übernehmen konnte, um letztlich das Rennen zu gewinnen. Im zweiten Moto ging Prado auf Platz sechs fahrend um die Startkurve. Aufgrund des Regens ging er aber kein allzu hohes Risiko ein, um sich nicht kurz vor seinem möglichen WM-Titel noch zu verletzen. Er schaffte es nicht zu überholen, blieb auf Platz sechs, auf dem er das Rennen auch. Sein 1-6-Ergebnis ergaben für Prado in der Tagesendabrechnung Platz drei.
„Ich bin sehr zufrieden mit meiner Leistung! Schon seit Samstag hatte ich einen guten Rhythmus. Ich habe mich mit meiner MC 450F auf der Strecke großartig gefühlt. Im zweiten Durchgang war es schwer zu überholen, und leider startete ich als Sechster. Ich war schneller als die Fahrer vor mir, aber ich konnte nicht überholen.“
Simon Längenfelder: „Ich bin zufrieden damit, wie die Dinge seit meiner Rückkehr aus der Verletzungspause gelaufen sind.“
Der deutsche Red Bull GASGAS-Pilot Simon Längenfelder stand nach seiner überstandenen Oberarmfraktur zum wiederholten Male auf dem Tagespodium und dieses Mal sogar auf dem obersten Treppchen. Im ersten Lauf holte der 19-Jährige den Holeshot und baute das Rennen über reichlich Abstand zu seinen Verfolgern auf. Nach dem souveränen Start-Ziel-Sieg ging es für Längenfelder in den zweiten Durchgang.
Hier kämpfte er mit Kevin Horgmo (Kawasaki) um den Holeshot, ging schließlich aber nicht als Erster um die Kurve. Wenige Kurven nach dem Start fiel der GASGAS-Pilot auf Platz drei zurück, kämpfte sich von da aus an Horgmo vorbei wieder auf Platz zwei vor und nahm die Verfolgung von Andrea Adamo (KTM) auf. Beide lieferten sich gegen Ende des Rennens einen spannenden Zweikampf um den Laufsieg, wobei der Mann mit Startnummer #516 den Abstand zu Adamo immer weiter verkürzte. Zwar beendete Längenfelder letztlich den zweiten Lauf nur auf Platz zwei, holte damit aber den Sieg in der Tageswertung.
„Ich habe mich dieses Wochenende so gut gefühlt! Die Bedingungen hier in Schweden habe ich wirklich genossen – es war sehr technisch. Ich bin zufrieden damit, wie die Dinge seit meiner Rückkehr aus der Verletzungspause gelaufen sind. Das Team und ich arbeiten sehr gut. Wir verbessern uns ständig, also lasst uns nächstes Wochenende so weitermachen.“
Liam Everts: „Es war sehr schwer zu überholen, sogar im Trockenen, aber es hat trotzdem Spaß gemacht und ich habe auf ein Schlammrennen gewartet!“
Liam Everts hatte auf seinem Red Bull KTM-Werksbike ein weiteres solides Wochenende. Im ersten Lauf erwischte der Belgier einen guten Start und nahm das Rennen als Zweiter auf. Längenfelder setzte sich schnell von Everts ab, aber auch Everts war in der Lage, den Abstand zum drittplatzierten Rick Elzinga (Yamaha) auszubauen. Mit viel Luft nach vorn und hinten kam Everts als Zweiter ins Ziel. Im zweiten Lauf fiel der 19-Jährige durch einen Fehler am ersten Sprung nach dem Start auf Platz sechs zurück. Von da aus kämpfte er sich bis an das Hinterrad des auf Position drei geführten Horgmo, profitierte von dessen technischem Aus und übernahm Platz drei. Diesen behielt Everts mit ausreichend Platz nach zu seinen Verfolgern bis ins Ziel. Damit belegte Everts Gesamtplatz zwei in der Tageswertung sowie in der Meisterschaft.
„Das Rennen machte Spaß. Ein weiteres Podium und ich bin superglücklich. Ich hatte das ganze Wochenende ein tolles Gefühl. Es war sehr schwer zu überholen, sogar im Trockenen, aber es hat trotzdem Spaß gemacht und ich habe auf ein Schlammrennen gewartet! Platz zwei in der Meisterschaft ist ziemlich gut. Ich habe nicht wirklich damit gerechnet, in dieser Situation zu sein, aber es ist natürlich schön! Es sind noch vier GPs zu fahren und alles kann passieren. Ich werde meinen Teamkollegen nicht vom Haken lassen! Ich will einfach von Wochenende zu Wochenende schauen und stark abschließen.“
Andrea Adamo: „Man fuhr mir ins Vorderrad und ich war dann am Start ganz hinten.“
Der italienische KTM Werksfahrer Andrea Adamo zeigte in Schweden regelrecht zwei Gesichter. Im ersten Lauf stieß Adamo beim Start mit anderen Fahrern zusammen und verlor dadurch viele Plätze. Er begann das Rennen im hinteren Viertel. In den anstehenden 30 Minuten fand Adamo auf der schlammigen Strecke nicht in seinen Rhythmus und kam nur als Zehnter ins Ziel. Im zweiten Rennen war Adamo beim Start direkt vorn mit dabei. Schnell ging er an Horgmo vorbei, um die Führung zu übernehmen. Trotz des Drucks von Längenfelder behielt Adamo die Führung bis ins Ziel. Mit seinem 10-1-Resultat schaffte es Adamo noch als Dritter aufs Treppchen.
„Kein zufriedenstellender GP, aber es war ein gutes zweites Rennen. Ich habe wirklich gepusht. Ich habe alles gegeben. Platz zehn im ersten Rennen war alles, was ich erreichen konnte. Man fuhr mir ins Vorderrad und ich war am Start dann ganz hinten. Ich wäre fast gestürzt, aber ich konnte es retten. Ich kam nicht wirklich durch das Feld. Bei meinem Versuch Rang neun zu erreichen, machte ich einen Fehler, der mich auf Platz zehn zurückwarf und meinen Lauf beendete. Vor dem zweiten Moto wusste ich, dass ich die Gesamtwertung heute nicht gewinnen würde, aber ich wollte die Maximalpunktzahl einfahren. Das war ein guter Weg, das Wochenende zu beenden.“
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