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FIM Motocross-Weltmeisterschaft – Kevin Strijbos

Die zweite Karriere des Kevin Strijbos

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Lesedauer: 4 min

Nachdem er Ende 2021 nach 230 absolvierten Grands Prix seine Laufbahn als aktiver Punktejäger in der MXGP-Weltmeisterschaft beendete, startete Kevin Strijbos seine zweite Karriere. Dazu wechselte der heute 37-jährige Belgier vor gut 15 Monaten ins Monster Energy Kawasaki Racing Team, in welchem er nun als Trainer sein in gut zwei Jahrzehnten angehäuftes Wissen an den MXGP-Piloten und ehemaligen Weltmeister Romain Febvre weitergibt.

In gut zwanzig Jahren in der Weltmeisterschaft auf höchstem Niveau unterwegs, konnte Kevin Strijbos einige Erfolge verbuchen. Zwischen 2004 und 2021 konnte er insgesamt 17 Rennsiege einfahren, stand bei 34 GPs  auf dem Tagespodium – davon sechsmal sogar auf dem obersten Treppchen – und war sowohl 2006 als auch 2007 MXGP-Vizeweltmeister Vize-Weltmeister. Zudem gehörte an der Seite von Stefan Everts und Steve Ramon zum siegreichen Team Belgium beim Motocross der Nationen des Jahres 2004.

FIM Motocross-Weltmeisterschaft – Kevin Strijbos
Der 37-jährige Kevin Strijbos hat in 20 Jahren als aktiver WM-Pilot jede Menge Wissen und Erfahrung angehäuft

Nach einer solch beachtlichen Karriere ist es nicht unbedingt leicht, nicht mehr als Rennfahrer, sondern „nur noch“ als Trainer an das Startgatter zu gehen. Kevin Strijbos jedoch, scheint in dieser Aufgabe sichtlich aufzugehen. „Ein paar Tage bevor ich beim letzten GP 2021 in Mantova aufhörte, traf ich mich mit Antti [gemeint ist KRT-Teammanager Antti Pyrhönen] und er machte mir das Angebot, zum Kawasaki Racing Team als Trainer zu kommen. Zwei Tage vor diesem Treffen hatte ich Bedenken, mit dem Rennsport aufzuhören, weil ich keinen wirklichen Plan für die Zukunft hatte. Aber plötzlich bot sich mir eine so großartige Gelegenheit! Tatsächlich ging alles sehr schnell, da wir nur eine kurze Nebensaison hatten. So war ich sofort beschäftigt und hatte gar keine Zeit, über einen Rücktritt oder dergleichen nachzudenken. Ich hatte sogar die Möglichkeit, im letzten Jahr noch gelegentlich Motorrad zu fahren, sodass der Übergang leicht war“, erklärte Kevin.

FIM Motocross-Weltmeisterschaft – Kevin Strijbos
Kevin Strijbos arbeitet jetzt als Volzeittrainer mit KRT-Pilot Romain Febvre

Dadurch, dass Kevin Strijbos in seiner aktiven Karriere für verschiedene Hersteller und Rennställe gefahren ist, konnte der Belgier sein Know-How immer weiter ausbauen und sein Training auf und neben dem Motorrad nach seinen Bedürfnissen anpassen. Mit der Zeit fand er heraus, welches Training das Effizienteste ist. Aber als Trainer reicht es nicht, das Wissen nur zu haben, sondern er muss auch verständlich weitergeben können.

In meiner zweiten Saison als Trainer fühle ich mich immer sicherer, aber alle Fahrer sind unterschiedlich, und das muss ich auch heute noch lernen. Manchmal würde ich etwas auf eine bestimmte Art und Weise machen, aber Romain sagt ‘nein, ich will es so machen’. In solchen Situationen muss ich darüber nachdenken und vielleicht einen Kompromiss finden oder seinem Weg folgen. Für mich ist das nicht besonders schwierig. Aufgrund meiner Erfahrung hatte ich auch keine Angst davor, denn ich habe früher viel für mich selbst trainiert, sodass es also nicht völlig neu für mich ist. Ich bin nicht der Typ, der sein Training umstellen und sich an dem orientieren muss, was im Internet oder anderswo zu sehen ist. Ich habe das Gefühl, dass es Romain genauso geht. Wir halten uns einfach an die Grundlagen“, führt Kevin aus, der jetzt exklusiv mit Romain arbeitet. „Romain wollte, dass ich Vollzeit mit ihm arbeite. Das ist auch für mich einfacher, da ich mich ganz auf ihn konzentrieren kann. Letztes Jahr musste ich zwei Leute trainieren, und das war nicht immer einfach.

FIM Motocross-Weltmeisterschaft – Kevin Strijbos
Die Zusammenarbeit mit Romain Febvre beschreibt Kevin Strijbos als harmonisch

Romain Febvre und Kevin Strijbos haben sich in der letzten Saison sofort gut verstanden und kamen schnell miteinander zurecht. „Um ehrlich zu sein, war ich anfangs etwas besorgt, mit Romain zu arbeiten. Ich kannte ihn als Fahrer, aber nicht als Person. Aber sobald ich letztes Jahr ein Treffen mit ihm hatte, sah ich, dass er entspannt und zugänglich war, und unsere Arbeitsbeziehung übertraf sofort alle Erwartungen. Die größte Stärke von Romain ist, dass man ihn nicht motivieren muss. Er ist ein harter Arbeiter und will immer pushen und pushen. Manchmal ist es meine Aufgabe, ihn ein wenig zu bremsen und davon zu überzeugen, dass er sich Zeit lassen muss, anstatt ihn zu drängen. Es ist ein wichtiges Jahr für ihn. Als er letztes Jahr zurückkam, hat er gezeigt, wozu er fähig ist, und wir hatten einen wirklich guten Winter. Wir haben das gesamte Training absolviert, das auf unserem Plan stand, und er fühlt sich fit und bereit, fügte Kevin hinzu, der jetzt noch mehr zu tun hat als in seinen letzten Jahren als Rennfahrer.

FIM Motocross-Weltmeisterschaft – Kevin Strijbos
Welchen Rat Kevin Strijbos da wohl für Romain Febvre hatte?

„Wir haben erst einen Monat auf Sardinien verbracht und sind anschließend viel zusammen gereist, da ich die meiste Zeit bei ihm bin. Manchmal habe ich sogar das Gefühl, dass ich immer noch ein Rennfahrer bin: Ich fahre mit Romain Rad und gehe mit ihm ins Fitnessstudio. Der einzige Unterschied ist, dass ich nicht mehr mit ans Startgatter rolle. Es ist ein Vollzeitjob und ich liebe ihn! Als ich mit dem Rennsport aufhörte, war der Plan, mehr Zeit mit meiner Familie zu verbringen, aber es hat sich ein wenig anders entwickelt. Natürlich unterstützt mich die Familie. Wir haben schon vor meinem Ausstieg aus dem aktiven Rennsport über die Zukunft gesprochen, und sie waren bislang mit allem einverstanden, was passiert ist. Jetzt fährt mein Sohn selbst Rennen. Natürlich versuche ich so viel Zeit wie möglich mit ihm beim Training oder den Rennen zu verbringen. Mein Leben dreht sich definitiv immer noch um Motocross!“

Kevin hat sich schnell an seinen letzten Karriereschritt gewöhnt und fühlt sich nun mit seiner neuen Rolle als Trainer vollkommen vertraut. Diese Entwicklung wird nicht nur für Kevin Strijbos, sondern auch für den Kawasaki-Werksfahrer Romain Febvre und das gesamte Kawasaki Racing Team MXGP von Vorteil sein.

Jens Pohl
Jens Pohl
Online-Redakteur
Fotocredits
  • Pascal Haudiquert
Textcredits
  • Kai Schulte-Lippern, Kawasaki Racing Team

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